Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
weißt du«, sagte Dutch und warf mir einen tadelnden Blick zu.
»Hab ich ja, aber es meldete sich nur die Mailbox, und mir war nicht danach, mit einem Automaten zu reden.«
»Na gut, zurück zu Mary Lou. Du bist ihr also begegnet, bevor der Bus kam?«
»Ja. Sie wollte unter der Ulme im Garten Ringelblumen pflanzen«, sagte ich, den Blick in meinen Schoß gerichtet.
»Sie muss bald danach erwürgt worden sein. Du sagst, du bist erst kurz vorher nach Hause gekommen?«
»Ja.« Ich schauderte. »Ich war morgens bei der Beerdigung von Allison Pierce und bin nur gekommen, um meinen Koffer zu holen und auf den Bus zu warten.«
»Wo ist der Dackel?«, fragte Milo.
»In der Hundepension. Ich sollte ihn heute abholen. Ich muss dort gleich morgen früh anrufen.«
»Erinnerst du dich, ob du etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen hast?«
Ich dachte seufzend zurück. »Mir fällt nur ein, dass ich ziemlich ungeduldig war, von zu Hause wegzukommen. Davon abgesehen ist mir nichts Besonderes aufgefallen.«
»Weißt du von jemandem, der Mary Lou hätte schaden wollen?«, fragte Dutch.
»Nein«, sagte ich automatisch, aber dann fiel mir etwas ein, und ich dachte, das sollte erwähnt werden. »Warte - ich habe ihren Freund vergessen. Eine Woche vorher hatte sie einen blauen Fleck am Oberarm. Ich habe vermutet, dass es nicht das erste Mal war, dass er handgreiflich geworden ist. Ich glaube aber nicht, dass er der Mörder ist.«
»Weißt du seinen Namen?«, fragte Milo.
»Chad ... äh ... Levine, glaube ich - ja, so heißt er: Chad Levine.«
Milo schrieb es in sein Notizbuch, das er aus der Tasche gezogen hatte. Dann sagte Dutch: »Und jetzt erzähl mir von den Fotos, Abby.« Er bekam einen harten Zug um den Mund, und mir schwante, dass er sauer auf mich war.
Zuerst starrte ich ihn an und fragte mich, wovon er redete. Dann fiel mir der braune Umschlag ein, den ich auf meinem Küchentisch liegen gelassen hatte. »Oh! Die habe ich total vergessen. Die kamen am Freitag mit der Post, und darum bin ich nach Boston geflogen. Ich dachte mir, ich sollte auf den Verrückten hören. Wenn er will, dass ich mich zurückziehe, dann bitte. Mir ist wirklich der Schreck in die Glieder gefahren. Wie gesagt, ich habe versucht, dich zu erreichen, bevor ich abgeflogen bin. Ich wollte dir davon erzählen«, versicherte ich und hoffte auf Nachsicht.
»Am Freitag hast du sie bekommen?«
»Ja, Freitag. Am Tag vor der Beerdigung. Warum? Ist der Zeitpunkt wichtig?«
»Abby, der Poststempel auf dem Umschlag ist zwei Wochen alt«, antwortete Dutch.
»Zwei Wochen? Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Doch. Wir dachten, du hättest die Fotos schon mindestens eine Woche lang.«
»Nein!« Und dann fiel mir ein, dass ich sehr lange nicht am Briefkasten gewesen war. »Oh, Mann, das ist unglaublich. Die steckten also schon die ganze Zeit im Briefkasten. Ich vergesse leider immer wieder, meine Post zu holen.«
»Hast du in der vergangenen Woche irgendetwas unternommen, was den Entschluss des Täters ausgelöst haben könnte?«
Ich holte erschrocken Luft, und mir stiegen Tränen in die Augen. Ja, hatte ich. Ich hatte Marco im Gefängnis besucht und war danach zu Allisons Anwalt gefahren. Ich hatte meine Nase wirklich mittenrein gesteckt, ohne zu ahnen, dass ich mich in tödlicher Gefahr befand.
Ich erzählte den beiden alles. Sie wirkten ein bisschen überrascht, als ich erklärte, dass die Schwestern nur eine einzige öffentliche Spur hinterlassen hatten, nämlich als Alyssa sich eine Heiratserlaubnis besorgte. Milo machte sich eine Notiz, und Dutch rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
»Du glaubst also, sie haben sich vor jemandem versteckt, der sie schließlich aufgespürt hat?«, fragte Dutch nach.
»Das ist ziemlich offensichtlich, oder? Ich meine, Marco kann Mary Lou schlecht umgebracht haben, nicht wahr? Er saß schließlich in seiner Zelle.«
Dutch musterte seine Serviette und sagte eine Weile nichts. »Abby, du musst dich jetzt mal ein bisschen zurückhalten. Zurzeit können wir noch nicht wissen, wer deine Freundin umgebracht hat. Es kann ihr Freund oder auch ein ganz anderer gewesen sein.« Dabei wechselte er einen Blick mit Milo.
»Was ist?«, fragte ich. Die beiden strapazierten wirklich meine Geduld. Ihr Hang, das Offensichtliche zu ignorieren, ärgerte mich maßlos.
»Hast du gewusst, dass dein Handwerker auch für die Pierce-Schwestern gearbeitet hat?«
Ich lehnte mich verblüfft zurück. »Wie bitte? Was soll das
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