Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
wüsste, dass ich noch mal zu James gefahren war, würde er in die Luft gehen. »Es passt alles zusammen, Milo. Seit ich das Haus auf der Fern Street gekauft habe, wurde ich verfolgt, auf offener Straße angegriffen, und sowohl in mein Haus als auch in meine Praxis wurde eingebrochen. Da muss es eine Verbindung geben, und ich bin überzeugt davon, dass Jean-Luke der Täter ist.«
»Was will der Kerl?«, fragte Milo.
»Das hier«, sagte ich und nahm das Holzkästchen vom Beistelltisch, wo ich es abgestellt hatte.
»Was ist das?«
»Das haben Dave und ich in dem Haus an der Fern Street gefunden. Es war unter den Bodendielen versteckt, und ich glaube, Jean-Luke hat jahrelang danach gesucht.«
»Was ist drin?«, fragte Milo und streckte die Hand danach aus, um es zu inspizieren.
»Im Augenblick nichts. Aber es enthielt ein ledergebundenes Notizbuch.«
»Wo ist es jetzt?«
»Wir haben es zu meinem Freund T.J. an der Uni gebracht, damit er mal einen Blick darauf wirft«, erklärte Dutch.
»Zu deinem alten Collegekumpel?«, vergewisserte sich Milo.
»Ja. Er lehrt Französische Literatur und spricht die Sprache fließend, und da in dem Notizbuch nur französisches Zeug stand, dachte ich, er könnte uns helfen, den Inhalt zu entschlüsseln.«
»Und was steht drin?«, fragte Milo und sah Dutch an.
»Das wissen wir noch nicht so genau. Wir wissen nur, dass es alt ist, und vermuten, dass es von dem alten Carlier aus Frankreich mitgebracht wurde. Es enthält lauter Einträge zu Edelsteinen, Karatangaben zum Beispiel, und eine Liste von Namen.«
»Hm«, sagte Milo, stellte das Kästchen hin und tippte sich nachdenklich an die Schläfe. »Da stellt sich ja noch die viel wichtigere Frage, was all das mit Lisas Tod zu tun hat.«
»Das weiß ich nicht«, sagte ich in das folgende Schweigen hinein. »Aber es besteht in jedem Fall ein Zusammenhang.«
»Kann mich vielleicht mal jemand aufklären, worum es hier eigentlich geht?«, fragte Candice und schaute mit großen Augen in die Runde.
Ich lächelte sie an und sagte: »Das ist eine lange Geschichte, und ich möchte Sie nicht mit den Einzelheiten belasten. Sie haben den weiten Weg gemacht, damit ich mir Ihren Fall ansehe. Könnten Sie mir die Akte dalassen, und ich rufe Sie morgen an?«
»Sicher, Abby«, sagte Candice freundlich. »Aber nur zur Information: Meine Großmutter ist Französin und lebt hier in Royal Oak. Erinnern Sie sich? Durch meine Großmutter bin ich auf Sie gekommen. Sie hat mir damals einen Gutschein zum Geburtstag geschenkt.«
»Oh ja. Jetzt fällt mir‘s wieder ein. Das war mir völlig entfallen. Aber T. J. kann uns sicher mit der Übersetzung helfen. Trotzdem vielen Dank!«
»Keine Ursache. Sie sollten aber vielleicht bedenken, dass sie ebenfalls nach dem Weltkrieg emigriert ist. Sie kennt sich in der französischen Community aus, die viel größer ist, als man meint. Wenn Sie also über jemanden was wissen wollen, sollten Sie bei ihr anfangen.«
Meine Intuition meldete sich, und ich legte den Kopf schräg, um meinen Geistern zuzuhören. Ich sollte Candice’ Anregung aufgreifen. Schmunzelnd dachte ich, wie praktisch es doch war, dass sie gerade heute mit mir hatte sprechen wollen. Vielleicht hatten meine Geister ihre lenkenden Finger im Spiel gehabt.
»Da haben Sie recht«, sagte ich. »Wann könnte ich mit Ihrer Großmutter sprechen?«
»Lassen Sie mich kurz anrufen«, sagte sie und ging mit ihrem Handy in die Küche.
Daraufhin stand Milo auf und nickte uns zu. »Ich fahre zum Revier zurück und kümmere mich um Jean-Luke Carlier. Ruft mich an, wenn ihr noch etwas erfahrt.«
Ich brachte Milo hinaus und lehnte mich müde gegen die Tür, nachdem ich sie hinter ihm geschlossen hatte. Das war ein aufwühlender Tag gewesen, und ich war noch immer traurig wegen meiner Praxis. Im nächsten Moment fühlte ich starke Arme an meiner Taille. Dutch zog mich von der Tür weg und drückte mich an sich. »Es tut mir leid wegen deiner Praxis, Edgar.«
Ich nickte, während mir die Tränen übers Gesicht strömten, und barg den Kopf an seiner Brust. Er streichelte mir übers Haar, wiegte mich und küsste mich hin und wieder auf den Scheitel. Nachdem ich kräftig geweint hatte, hob ich den Kopf und sagte: »Es tut mir wirklich leid, was ich heute Morgen zu dir gesagt habe.«
Dutch sah mich freundlich an, dann gab er mir einen sanften Kuss auf die Lippen und flüsterte: »Du kannst es ja später wiedergutmachen.«
»Abgemacht«, flüsterte ich.
In dem
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