Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
erzählte ihm, was passiert war, ließ die Duschszene aber aus.
»Wenn der Kerl nur das blöde Kästchen will, dann sag ich: Stell es vor deine Tür, und gut ist‘s, Abby.«
»Wenn ich glaubte, er würde mich dann in Ruhe lassen, würde ich’s tun, aber mein sechster Sinn sagt mir, dass er noch hinter was anderem her ist.«
»Zum Beispiel?«
Sowie er die Frage stellte, summte es in meinem Kopf, und ich konzentrierte mich einen Moment lang auf die Botschaft. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Schwalbe auf dem Kästchen landen und auf das Wappen im Deckel picken. Das Wappen musste in irgendeiner Weise wichtig sein. In welcher, wusste ich nicht, und da lag offenbar meine Ermittlungsaufgabe.
»Das versuche ich herauszufinden. Meinst du, du könntest inzwischen herkommen und das Fenster zunageln?«
»Bin in zehn Minuten da«, sagte Dave und legte auf.
Dutch kam in die Küche und fragte: »Hast du Dave erreicht?«
»Er kommt gleich her. Hör zu, kannst du das Wappen auf dem Kästchen abfotografieren und per E-Mail an T. J. schicken?«
Dutch sah mich neugierig an. »Ist das eilig?«
Ich deutete auf das zerbrochene Fenster. »Es muss etwas zu bedeuten haben. Ich glaube nicht, dass es Jean-Luke auf das Kästchen selbst ankommt, und ich bezweifle auch, dass er hinter dem Notizbuch her ist. Es muss ihm um etwas anderes gehen, und das Wappen ist der entscheidende Hinweis.«
Dutch nickte. »Ich hole die Kamera.«
Während Dutch die Aufnahme machte, rief ich Madame Dubois an, um zu fragen, ob wir später kommen dürften.
»Aber natürlich«, sagte sie mit starkem französischem Akzent. »Ich bin am Nachmittag zu Hause. Kommen Sie, wann Sie können.«
Ich dankte ihr und legte auf. Dutch war noch im Arbeitszimmer. »Madame Dubois hat den ganzen Nachmittag Zeit«, sagte ich beim Hereinkommen.
»Gut.« Dutch drückte mehrere Tasten an seinem Computer. Die Kamera und das Kästchen lagen auf dem Schreibtisch. »Wir müssen sowieso vorher noch etwas erledigen.«
»Was denn?«, fragte ich und setzte mich in einen der Ledersessel.
»Wir müssen deinen Freund James Carlier in die Mangel nehmen.«
Ich richtete mich auf. »Du meinst, mit ihm reden?«
»Ja. Wann kommt Dave?«
In dem Moment klingelte es an der Tür. »Mein sechster Sinn sagt mir, dass er gleich hier ist«, witzelte ich.
»Ha, ha«, sagte Dutch, kam um den Schreibtisch herum und wuschelte mir im Vorbeigehen durch die Haare.
»Was ist eigentlich mit deiner Schwester los?«, fragte mich Dave in vorwurfsvollem Ton.
Ich blinzelte verständnislos. »Was meinst du?«
»Deine Schwester. Cat. Sie hat mich gerade auf dem Handy angerufen, aus einem Flugzeug, das gerade über dem Metro Airport kreist, und hat einen Lagebericht über das Haus verlangt.«
»Oh, oh.«
»Als ich ihr sagte, dass ich keinen Fuß mehr da reinsetze, bis jemand einen Exorzismus durchgeführt hat, wurde sie ziemlich ungehalten und hat aufgelegt!«
Ich stöhnte. »Das hast du ihr auf die Nase gebunden?«
»Ja, klar. Ich dachte, du hättest es ihr längst erzählt.«
»Nein«, sagte ich und straffte die Schultern.
Das war nicht gut. Mit Cat umzugehen war viel einfacher, wenn sie achthundert Meilen weit weg war und nicht persönlich vor einem stand. Jetzt, wo die Katze sozusagen aus dem Sack war, war überhaupt nicht vorherzusehen, was sie mit der Information anfangen würde. Hätte Dave bloß den Mund gehalten, hätte ich noch ein paar Tage oder sogar Wochen rausschinden können.
»Hab ich‘s vermasselt?«, fragte Dave, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
»Du nicht, aber ich, weil ich die Sache heute Morgen nicht angegangen bin, als Cat drohte herzukommen«, antwortete ich und schnaubte verärgert.
»Tut mir leid«, sagte Dave kleinlaut.
Ich schüttelte meine Anspannung ab und erwiderte: »Mach dir keine Gedanken. Hör zu, Dutch und ich sind auf dem Sprung. Kommst du hier alleine klar?«
»Sicher. Das Holz liegt im Auto. Ich werde das Fenster genauso zunageln wie bei dir zu Hause, messe es aus und bestelle die neue Scheibe beim Baumarkt. Es wird allerdings ein, zwei Wochen dauern, bis sie kommt.«
»Danke, Dave«, sagte Dutch und reichte mir meinen Mantel. »Wir sind auf dem Handy erreichbar, falls etwas sein sollte.«
Wir verließen das Haus und gingen zu meinem Wagen. Mir fiel auf, dass Dutch die Krücke nicht mitgenommen hatte. »Du gehst ohne dein drittes Bein?«
»Ja«, sagte er und ging auf die Beifahrerseite. »Es wird Zeit, dass ich ohne Hilfe laufe.«
Ich
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