Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
Ausstrahlung angesehen hatte, war ich geneigt, ihm zu glauben.
Als ich weiter in dem Schnellhefter blätterte, sprang mir am Schluss von Candice’ Notizen etwas ins Auge. In Nancy Bradshaws finanziellem Hintergrund gab es lediglich ein Visa-Card-Konto und einen Leihwagenvertrag, beides vor zwei Monaten abgeschlossen. Frühere Unterlagen über Nancy Bradshaw gab es nicht.
Jetzt war klar, was die Maske bedeuten sollte, und es war zugleich ein deutlicher Hinweis auf Lisas Schicksal. Eilig stand ich auf und holte mir das Telefon vom Sofatisch. Zurück in der Küche, wählte ich Candice’ Nummer und bereute es, sowie ich ihre schlaftrunkene Stimme hörte.
»Hallo?«, fragte sie, offenbar aus dem Schlaf gerissen.
»Oh Gott, Candice, es tut mir so leid!« sagte ich. Die Wanduhr zeigte sieben Uhr dreißig an.
»Abby?«
»Ja, mir war gar nicht bewusst, dass es noch so früh ist.«
»Ist etwas passiert?«, fragte Candice besorgt.
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich nur gerade mit Ihrem Fall beschäftigt und war ganz aufgeregt wegen der Lösung.«
»Schießen Sie los«, sagte sie und bemühte sich, weniger schläfrig zu klingen.
»Also, Nancy Bradshaw ist nicht Nancy Bradshaw.«
»Ich kann nicht ganz folgen.«
»Der Name ist falsch. Sie ist eine Betrügerin.«
»Wow! Sind Sie ganz sicher?«
»Absolut.«
»Abby, wenn das stimmt, ist das wunderbar!«, meinte sie erfreut. »Was haben Sie sonst noch herausgefunden?«
»Der jüngere Kerl, dieser Calloway, lügt wie gedruckt.«
»Ja, das dachte ich mir. Aber warum?«
»Er und Nancy haben was miteinander.«
»Tatsächlich?« Candice war überrascht. »Er hat eine Frau und drei Kinder, und nach Aussage seiner Kollegen ist er ein hingebungsvoller Ehemann und Vater. Ich meine, nicht, dass ich so eine Geschichte nicht schon tausendmal gehört habe, aber in der Firma wird allgemein erzählt, dass er und die Bradshaw sich nicht riechen können, und darum waren alle so verblüfft, dass gerade er ihre Darstellung des Falles stützt. Die Vorstandsmitglieder schlossen daraus, dass ihre Anschuldigung wahr sein muss.«
»Öffentlich gezeigte Ablehnung ist eine gute Tarnung für eine Affäre, meinen Sie nicht?«
»Durchaus«, sagte Candice. »Haben Sie auch etwas über McBride?«
»Er ist unschuldig. Er soll reingelegt werden.«
»Gut zu wissen. Das war eine Riesenhilfe, Abby. Ganz herzlichen Dank!«
»Gern geschehen. Ich werde Ihre Großmutter heute Vormittag anrufen und mal sehen, ob ich zu ihr fahren kann. Ab wann kann ich es versuchen?«
»Jederzeit, sie ist ein Frühaufsteher. Wahrscheinlich ist sie schon seit Stunden auf.«
»Ich werde wohl trotzdem bis neun warten.«
»Prima. Ich melde mich später noch mal bei Ihnen. Bitte grüßen Sie Nana von mir.«
»Mach ich«, versprach ich und legte auf. In dem Moment kam Dutch in die Küche und küsste meinen Nacken, griff um meine Taille und zog mich an sich.
»Morgen, Süße. Mit wem telefonierst du denn schon so früh?«
»Mit Candice. Ich bin früher aufgestanden, um mich mit ihrer Akte zu befassen, und wollte ihr das Ergebnis mitteilen.«
»Hattest du eine gute Nachricht für sie?«, nuschelte er an meinem Nacken.
»ja, tatsächlich. Ich konnte sie auf eine Spur führen, die ihrem Klienten helfen wird. Und dabei habe ich auch etwas Interessantes über unsere Lisa erfahren.«
»So?«
»Sie hieß gar nicht so.«
»Nicht?«
»Nein. Sie hat ihre wahre Identität vor Jean-Paul verborgen.«
»Wie bitte?« Dutch drehte mich mit Schwung zu sich herum.
»Lisa hat ihre wahre Identität vor Jean-Paul verborgen. Ich weiß nicht, warum, aber sie hat sich als jemand anders ausgegeben.«
»Und als er das entdeckte, brachte er sie um?«
Kurz dachte ich darüber nach und befragte meine Intuition. Die antwortete, es sei etwas Wahres daran, aber das sei längst nicht alles. »Vielleicht.«
»Wir tappen also immer noch im Dunkeln, was die Motive angeht?«
»Ja, aber hoffentlich nicht mehr lange. Wie wär’s, wenn ich uns ein paar Omeletts mache und dann Candice’ Großmutter anrufe? Vielleicht kann sie etwas Licht in die Sache bringen.«
Dutchs Magen knurrte. »Hört sich gut an«, sagte er und gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern.
Ich machte uns Frühstück, und wir aßen gerade, als das Telefon klingelte. Dutch nahm es, guckte aufs Display und gab es mir. »Deine Schwester«, sagte er.
Ich drückte auf die Annahmetaste. »Hallo Cat!«, grüßte ich erfreut.
»Ich bin am Flughafen«,
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