Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
ich nicht schnell genug aus dem Schlafanzug herauskommen. Die aufgestaute Leidenschaft von Monaten kochte zwischen uns, während das Wasser warm und einladend auf uns herabrieselte. Meine Finger wanderten über seine schlüpfrige Haut, die muskulösen Arme, die gut entwickelten Brustmuskeln und seine wunderbar schmalen Hüften. Innerhalb von Sekunden war ich in der Leidenschaft des Augenblicks versunken. Ich wollte ihn so dringend, und mir war plötzlich piepegal, was der Arzt angeordnet hatte.
Doch gerade als wir uns auf Neuland vorwagten, krachte es im Erdgeschoss, und Eggy stimmte ein irres Gebell an, das durchs ganze Haus schallte.
Mit einer Schnelligkeit und Reaktionszeit, die ich bei ihm gar nicht vermutet hätte, ließ Dutch mich los, sprang aus der Dusche und durch die Badezimmertür. Eine Sekunde lang stand ich verdattert an der Duschwand, dann schüttelte ich die Benommenheit ab und drehte den Wasserhahn zu. Ein Handtuch greifend sprang ich hinaus und folgte den nassen Fußspuren auf der Treppe und durchs Wohnzimmer und wollte eben in die Küche gehen, als ich ein scharfes »Halt!« von Dutch hörte.
Ich sah ihn fragend an. Zur Antwort zeigte er auf die Glasscherben am Boden. Zwischen den Scherben sah ich Blutflecken und bemerkte dann, dass Dutch nur auf einem Bein stand, während er den zappelnden Dackel in den Armen hielt.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich besorgt.
»Ja. Ich bin nur mit einem Fuß reingetreten, als ich in die Küche kam. Kannst du mir ein Handtuch bringen?«
Da erst begriff ich, dass er nackt war und ein bisschen verlegen. Ich nickte, rannte wieder nach oben, um ein Handtuch und Boxershorts zu holen, dann ins Arbeitszimmer, wo ich ein T-Shirt und seine Hausschuhe hatte liegen sehen. Aus dem Bad brachte ich noch eine Flasche Desinfektionsmittel, Mulltupfer und Pflaster mit.
Als ich wieder in die Küche kam, saß Eggy auf einem Stuhl und sah Dutch aufmerksam zu, wie er die Scherben zusammenfegte. Der Ärmste zitterte ein bisschen in dem kalten Luftzug, der vom Fenster über der Spüle hereinwehte. Ein Ziegel lag auf dem Tresen und bestürzt sah ich den Zettel, der mit einer schwarzen Schnur darumgebunden war.
»Hier.« Ich hielt Dutch Handtuch, Unterhose und das Fläschchen hin. »Brauchst du Hilfe bei deinem Fuß?«
»Nein, mich hat nur eine große Scherbe geritzt, die hab ich schon rausgezogen. Danke.«
Er stellte den Besen weg und kam, um mir das Bündel abzunehmen. Weil er blutete, wollte er nicht ins Wohnzimmer gehen. Er trocknete sich rasch ab und zog die Boxershorts und das T-Shirt über. Ich gönnte mir ein paar verstohlene Blicke, ehe die wichtigen Teile unter dem Stoff verschwanden, und stöhnte innerlich, weil wir so nah dran gewesen waren. Offenbar war ich dazu verdammt, ewig unter sexueller Anspannung zu leben.
Nachdem Dutch angezogen war, humpelte er zu einem Stuhl, um seinen Fuß zu versorgen, während ich nach oben lief und mir ebenfalls hastig etwas überwarf. Dann rannte ich wieder nach unten, um die Küche sorgfältig auszufegen. Nach ein, zwei Minuten hatte ich die Scherben sauber beisammen und sah mich nach einer Papiertüte um. Dutch las meine Gedanken und zeigte auf die Nische neben dem Kühlschrank.
»Da will jemand unbedingt unsere Aufmerksamkeit«, sagte ich, als ich nach der Tüte griff.
Dutch stand auf und kam zu mir. Mit einer Hand auf meiner Schulter fragte er: »Alles okay?«
Ich sah zu ihm auf, da die Frage für mich überraschend kam.
»Wenn du wissen willst, ob ich erschrocken bin: ja, ein bisschen, aber ich komme drüber weg.«
Dutch blickte mir in die Augen, und nach einem Moment küsste er mich auf die Stirn. Dann ging er zu dem Ziegelstein auf der Arbeitsfläche. Mit einer Zange aus der Werkzeugschublade hob er ihn an und drehte ihn um, dann zog er den Zettel unter der Schnur hervor und faltete ihn mithilfe der Zange und einem Kuli auseinander.
»Was steht drauf?«, fragte ich und ließ die letzten Scherben in die Papiertüte gleiten.
»Gib es zurück, oder es passiert was«, las Dutch vor.
»Das Kästchen?«, überlegte ich laut, aber meine linke Seite wurde schwer.
»Vermutlich«, sagte Dutch und fuhr sich durch die nassen Haare.
Ich sah die Gänsehaut an seinen Armen. Er fror, und das eingeworfene Fenster machte es nicht besser.
»He, geh nach oben und zieh dich an«, sagte ich. »Ich werde Dave anrufen und ihn bitten, sich um das Fenster zu kümmern.«
Dutch nickte und verließ die Küche. Ich rief Dave an und
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