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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte er dann?«, fragte Andrew provozierend.
    »Eine – eine Geliebte!«
    Andrew lachte höhnisch auf. »Das hast du dir so zurechtgelegt.«
    »Nein!«
    »Und wenn schon. Bei den Sträflingen war er dann ja an der richtigen Adresse.«
    Abby ballte die Hände und das Blut schoss ihr ins Gesicht. Er hatte kein Recht, so verletzend zu ihr zu sein, auch wenn sie ein Sträfling war. »Ich weiß nicht, warum Sie so etwas Gemeines sagen, Andrew. Aber wenn ich nicht Sträfling wäre, würde ich Ihnen darauf die einzig passende Antwort geben!«, presste sie zornig hervor.
    »Und die wäre?«, fragte er spöttisch.
    »Eine Ohrfeige!«
    Er ließ die Zügel sinken und sah zu ihr hinüber. »Auf den Mund gefallen bist du wahrlich nicht. Aber ob mir das gefällt, weiß ich noch nicht.«
    »Und mir gefällt es nicht, dass Sie mich wie … wie ein Straßenmädchen behandeln!«, sagte Abby erregt. »Ich komme aus einer guten Familie!«
    Andrew verzog das Gesicht. »Schau an, du kommst also aus einer guten Familie. Das ist ja wirklich äußerst interessant.
    Neu ist mir nur, wie Mädchen aus guten Familien als Sträflinge nach New South Wales geraten. Aber ich bin sicher, auch darauf weißt du eine einleuchtende Antwort.«
    Abby war im ersten Augenblick des Zorns versucht, sich vor ihm zu rechtfertigen. Doch dann besann sie sich eines anderen.
    »Denken Sie von mir, was Sie wollen. Sie haben sich ja sowieso schon längst ein Urteil über mich gebildet. Zu meiner Familie bin ich Ihnen überhaupt keine Erklärung schuldig. Das Einzige, was Sie von mir verlangen können, ist, dass ich meine Arbeit mache. Und da wird sich keiner zu beklagen brauchen.«
    »Das wird sich erst noch zeigen«, erwiderte Andrew. »Ich habe gehört, dass du in der Factory Körbe geflochten hast.«
    »Ja, gute Körbe!«
    »Schweren Ackerboden umgraben, Wurzelstöcke aus der Erde holen und Bewässerungsgräben anlegen ist aber was anderes als Körbe flechten.«
    »Ich werde meine Arbeit tun, und was ich jetzt noch nicht kann, werde ich lernen!«, erklärte Abby trotzig.
    »Ja, was anderes wird dir auch nicht übrig bleiben«, brummte Andrew. »Der Herbst steht vor der Tür und auf der Farm wird jede Hand gebraucht. Es gibt mehr Arbeit, als du dir vorstellen kannst. Glaub also ja nicht, die Zeit geruhsam mit meiner Schwester verbringen zu können!«
    »Es war Ihr Vater, der davon gesprochen hat, nicht ich!«
    »Ja, manchmal weiß er nicht abzuschätzen, was er tut und sagt«, murmelte Andrew mehr für sich selbst.
    Sie versanken wieder in Schweigen, und Abby war es recht so, bereute sie doch schon längst, Andrew angesprochen zu haben. Es war offensichtlich, dass er sie nicht mochte, was ja nicht weiter schlimm war, wenn er sie nur halbwegs anständig behandeln würde. Und dabei konnte er kaum zwei, drei Jahre älter sein als sie. Was wusste er schon davon, wie leicht man zwischen die Mühlsteine der Justiz geraten konnte und was es hieß, Newgate und die Überfahrt im engen Quartier unter Deck überstanden zu haben! Fast wünschte sie, sein Vater hätte sie wirklich vergessen.
    Eine gute Weile später schien Andrew etwas sagen zu wollen. Sie merkte deutlich, dass er zum Sprechen ansetzte, doch dann schien er es sich noch im letzten Moment anders überlegt zu haben, denn er sagte nichts, sondern verharrte in seinem missmutigen Schweigen.
    Abby schwor sich, von sich aus nicht noch einmal ein Gespräch mit dem jungen Chandler anzufangen, und versuchte seine Gegenwart zu vergessen, so gut es eben ging. Sie lauschte dem eintönigen Knirschen der Räder und dem Schnauben der Ochsen, die unter der Hitze genauso litten wie sie. Insekten umschwärmten sie, ließen sich auf ihrem schweißglänzenden Fell nieder und setzten ihnen mit Stichen zu. Mit dem Schwanz nach ihnen zu schlagen, nutzte nicht viel. Sie kamen sofort wieder.
    Der Schweiß lief Abby über Gesicht und Arme. Wie ein nasser Sack klebte ihr Kleid am Körper. Sie sehnte sich nach Wasser und Schatten, sagte jedoch kein Wort. Sie wollte Andrew keine Gelegenheit bieten, erneut über sie herzuziehen und ihr womöglich Schwächlichkeit vorwerfen zu können.
    »Da drüben ist eine Wasserstelle«, sagte Andrew plötzlich, nachdem sie gut und gern drei Stunden unter glühender Sonne gefahren waren. »Die Tiere brauchen eine Rast und müssen saufen.« Er deutete auf eine Gruppe dich zusammenstehender Bäume und Büsche, die nicht so ausgedörrt aussahen wie der Rest der vor ihnen liegenden Landschaft. Spurrillen, die

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