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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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vom Hauptweg dorthin abzweigten, verrieten, dass diese Wasserstelle von vielen benutzt wurde, die hier des Weges kamen.
    Abby hatte auf eine Quelle gehofft und war enttäuscht, als sie die Mulde sah, die mit trübem Wasser gefüllt war. Andrew schien ihre Enttäuschung bemerkt zu haben, denn er sagte: »Das ist nur für Tiere trinkbar. Ich habe Wasser hinten auf dem Wagen im Beutel.«
    Doch zuerst wurden die Ochsen versorgt. Dann holte Andrew den Wasserbeutel und setzte sich in den Schatten eines Eukalyptusbaumes. Das Wasser war warm, doch es tat gut, den Staub und den pelzigen Geschmack aus dem ausgedörrten Mund zu spülen.
    Abby lehnte sich gegen den Stamm, schloss die Augen und war fast auf der Stelle eingeschlafen. Als Andrew sie wachrüttelte, war ihr, als hätte sie die Augen kaum fünf Minuten geschlossen gehabt. Doch der Stand der Sonne sagte ihr, dass mehr Zeit verstrichen war.
    »Wir müssen weiter, sonst schaffen wir es vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr bis zum Haus von Peter Thompson«, sagte Andrew.
    Die Sonne verlor nicht viel an Kraft, als sie sich nun immer mehr gen Westen neigte und das Land mit einem warmen Schein übergoss. Als der Glutball dann hinter den Horizont sank und den Himmel in ein flammendes Feuermeer verwandelte, zeichneten sich vor ihnen die Umrisse mehrerer Gebäude ab.
    Andrew seufzte erleichtert. »Peter Thompsons Gehöft«, sagte er.
    Es war eine armselige Ansammlung von Hütten, in denen die Sträflinge hausten. Und das Lehmhaus, das Peter Thompson bewohnte, was kaum besser. Er war ein hagerer, wortkarger Mann, der mit ihnen teilte, was er besaß, und das war nicht viel. Der Eintopf, den er ihnen vorsetzte, war wohl nahrhaft, doch ohne jeden Geschmack, was er selbst eingestand. »Es fehlt eben die Frau«, sagte er achselzuckend.
    Abby war froh, dass bei Tisch nicht geredet wurde, denn sie war dafür viel zu müde. Es machte ihr auch nichts aus, dass sie auf der Ladefläche des Fuhrwerkes schlafen musste, da das Haus des Siedlers nur aus einem einzigen Raum bestand. Die beiden Männer fanden dort gerade genug Platz zwischen Herdstelle, Vorratsecke, Tisch und Bank.
    Andrew räumte einige Säcke und Kisten vom Fuhrwerk, und Peter Thompson brachte ihr ein wenig Stroh, damit sie weicher lag.
    Abby hatte keine Sorge, dass sie nicht gut schlafen könnte.
    Nur kurz lag sie wach und blickte in den endlosen Nachthimmel, der sich wie ein riesiges schwarzes Samttuch hoch über ihr spannte, und auf dem die wenigen Sterne, das Kreuz des Südens, so einsam und verloren funkelten, wie sie sich fühlte.
    Dann nahm der Schlaf sie in seine Arme.
     

Zwölftes Kapitel
     
    Am nächsten Morgen brachen sie schon in aller Herrgottsfrühe auf, nachdem sie im Stehen ein Stück Fladenbrot gegessen und eine Tasse Tee getrunken hatten, der einen eigenartig süßen Geschmack aufwies. Er kam von den Blättern der Sarsaparilla-Pflanze, mit denen die Siedler in New South Wales ihren Tee versetzten, einer kleinen Ranke, deren Blüten in einem intensiven Rot leuchteten.
    Andrew war an diesem Morgen entschieden freundlicher aufgelegt als am Tag zuvor. Er hatte sich sogar erkundigt, ob sie auch gut geschlafen hatte und nicht zu sehr von Insekten gepiesackt worden war, was sie angenehm überrascht hatte.
    Sie genoss die frühen Morgenstunden und schaute bewundernd den bunt schillernden Vögeln nach, die sie aus den Sträuchern aufscheuchten und die mit lauten Gekrächze in den jungen Tag aufstiegen. Einige klangen so, als würden sie sich über sie lustig machen. Es war ein Gelächter, das dem eines Menschen täuschend ähnlich war.
    »Das sind Kookaburras«, erklärte Andrew. »Wir nennen sie auch Lachvögel. Morgens machen sie ein Geschrei, dass man kein Auge mehr zukriegt, wenn sie in der Nähe sind.«
    »Es sind schöne Vögel.«
    Andrew lachte. »Ja, schön laut.«
    Sie kamen gut voran, denn die Ochsen waren ausgeruht und die Sonne machte ihnen noch nicht so sehr zu schaffen. Doch das blieb nicht lange so. Die letzten Stunden der Fahrt waren so anstrengend und schweißtreibend wie am Tag zuvor, und sie redeten kaum. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    Kurz vor Mittag hatten sie ihr Ziel dann endlich erreicht.
    Andrew trieb das Ochsengespann durch den Einschnitt zweier Hügelketten und hielt auf der anderen Seite der Anhöhe.
    »Da ist es!«, rief er und holte tief Atem, als könnte er es noch nicht glauben, es geschafft zu haben.
    Abby war von dem Anblick, der sich ihren Augen bot, überwältigt. Ein, zwei

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