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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Meilen vor ihnen zog sich ein breiter, majestätisch dahinfließender Strom durch das Land. Das musste der Hawkesbury River sein, von dem Andrew gesprochen hatte.
    Das Land zu beiden Seiten des sich windenden Flusses sah bedeutend fruchtbarer aus als alles, was sie bisher von der Kolonie gesehen hatte.
    Und dann sah sie die Farm, die zu ihrer linken Hand lag. Sie waren noch zu weit weg, um Einzelheiten erkennen zu können, doch das große Wohnhaus und die sechs Hütten, die in einiger Entfernung davon in einem Halbkreis um zwei Schuppen errichtet waren, konnte sie gut erkennen. Und was sie schon aus der Ferne sehen konnte, sagte ihr, dass zwischen der Chandler-Farm und dem Gehöft von Peter Thompson ein Unterschied bestand wie zwischen Tag und Nacht.
    »Ein wunderbares Stück Land«, sagte sie mit spontaner Begeisterung.
    »So? Findest du?«, fragte Andrew spöttisch.
    »Ja, und es ist bestimmt sehr fruchtbares Land.«
    »Woher willst du das wissen? Verstehst du was von der Landwirtschaft?«
    »Nein.«
    »Richtig, ich vergaß. Du kommst ja aus einer guten Familie«, sagte er, und wieder war dieser Stachel in seiner Stimme.
    Doch diesmal ging Abby nicht darauf ein. »Ich kann mich nur noch schlecht an meinen Vater, und was er gesagt hat, erinnern, doch etwas habe ich behalten: ›Man braucht keinen Acker umgraben und keine Saat ausgebracht zu haben, um ein wirklich gutes Stück Land zu erkennen, wenn man es vor Augen hat.‹ Ja, das sind seine Worte gewesen.«
    »So etwas Ähnliches habe ich auch schon mal gehört, und zwar von meinem Vater«, sagte Andrew zögernd, als koste es ihn einiges an Überwindung, das zuzugeben. »Na ja, schlecht ist das Land wirklich nicht. Wenn es nur nicht so verdammt einsam liegen würde! Zwei Tage mit dem Ochsengespann bis nach Sydney, und zu Pferd ist es immer noch ein Tagesritt, wenn man ein scharfes Tempo vorlegt.«
    »Was will man in Sydney oder gar Parramatta, wenn man so eine herrlich gelegene Farm hat?«, fragte Abby.
    Verwundert blickte er sie an. »Du gibst einem manchmal merkwürdige Antworten.«
    »Ich weiß nicht, was daran merkwürdig ist«, erwiderte sie, während er wieder zu den Zügeln griff und die Ochsen antrieb.
    »Sie sind doch aus freien Stücken nach Australien gekommen, um hier zu siedeln …«
    »Es war die Idee meines Vaters. Ich wäre lieber in England geblieben, wenn es möglich gewesen wäre, aber …« Er brach ab, als hätte er schon zu viel gesagt.
    »… und für einen Siedler kann es doch nicht Schöneres geben, als sich an diesem Fluss eine große Farm aufzubauen«, fuhr Abby fort, als hätte sie seine Bemerkung gar nicht gehört. Im Stillen fragte sie ich jedoch, weshalb die Chandler-Familie ihre Heimat verlassen hatte. »Hier gibt es Land in Hülle und Fülle.«
    Er lachte grimmig auf. »Ja, wildes ungerodetes Land, das noch weit davon entfernt ist, einen guten Ertrag abzuwerfen.
    Wir werden noch Monate brauchen, um das Land von Bäumen, Dornendickicht und Steinen zu befreien, wo eines Tages mal Felder, Weiden und Äcker sein sollen.«
    »Eine Arbeit, die sich auszahlen wird«, sagte Abby voller Überzeugung.
    »Hoffentlich«, brummte Andrew. »Aber wenn hier jeder Sommer so knochentrocken ist, sehe ich schwarz für die Zukunft von Yulara.«
    »Yulara? Ist das der Name der Farm?«
    Andrew nickte. »Wieder so ein Geistesblitz meines Vaters.
    Das Wort kommt aus der Sprache der Aborigines, der Wilden, die halb nackt im Busch hausen und schon mal eine Farm niederbrennen und die Herden dezimieren«, erklärte er sarkastisch. »Nicht gerade freundliche Gesellen, wie man so hört.
    Und er übernimmt auch noch den Namen für die Farm aus ihrem Sprachschatz! Sie haben diesen Ort so benannt. Dabei hätte Chandler Farm oder New Devon es auch getan.«
    »Yulara klingt aber schöner.«
    »Hätte mich auch gewundert, wenn du mir einmal nicht widersprochen hättest!«
    Abby fand ihn in seinem Ingrimm plötzlich ganz sympathisch. »Und was bedeutet Yulara?«
    »Wo der Dingo heult.« Andrew zuckte mit den Achseln.
    »Von diesen heulenden Wildhunden gibt’s hier jede Menge. Daher wohl der Name. Na ja, ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen – wie an so vieles andere.«
    »Da haben wir ja doch was gemein«, sagte Abby.
    »Du hast mir noch immer nicht gesagt, weshalb man dich verbannt hat«, wechselte er abrupt das Thema, und seine Stimme hatte wieder diesen harten, überheblichen Tonfall, den er ihr gegenüber schon gestern an den Tag gelegt hatte. »Wenn du

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