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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in der man mit der Seligkeit keines andern Menschen tauscht; um sie aber betrunken zu machen, war es zu wenig. Wir bekamen eine Menge Lobeserhebungen und Liebeserklärungen anzuhören, denn die beiden Obersten, die nicht Oberste waren, erhielten durch den Punsch eine Redseligkeit sondergleichen. Wenn der eine soeben zum zehnten Male versichert hatte, daß er eine wahre Seele von einem Menschen sei, so behauptete der andere bereits zum zwölften oder dreizehnten Male, daß er das von sich gar nicht erst zu sagen brauche, denn das wisse doch schon alle Welt. Der Effendi aber wurde still. Nur in den Augenblicken, in denen es ihm gar zu gut schmeckte, schlug er mit der Faust auf den Tisch und schrie:
    »Ich bin ein Gemütsmensch! Daß ihr es wißt! Und wer es nicht glaubt, den schmeiße ich hinaus!«
    Dann, als der Krug leer war, überkam den persischen Achmed eine Schläfrigkeit, der er nicht widerstehen konnte. Nach einiger Zeit folgte ihm der Wirt. Beide schliefen. Der türkische Achmed lachte über sie, fühlte sich aber auch ermüdet und sagte, daß er heimgehen werde, ohne die Schläfer aufzuwecken; das werde sie ärgern. Ich begleitete ihn hinaus. Draußen sagte er:
    »Sihdi, ich habe dich unendlich lieb. Willst du mir eine Bitte erfüllen?«
    »Gern, wenn ich kann,« versicherte ich.
    »Geht ihr morgen wieder nach den Bären?«
    »Ja.«
    »So besucht mich vorher! Ich habe euch etwas Hochwichtiges mitzuteilen, etwas, was euch große Freude bereiten wird. Werdet ihr kommen?«
    »Ja.«
    »Ich danke dir! Ihr werdet es nicht bereuen. Es ist immer verdienstvoll, so eine Seele von einem Menschen, wie ich bin, zu besuchen, und ich werde es euch lohnen, königlich lohnen!«
    Er hob den Arm bei dieser letzteren Beteuerung wie zum Schwur empor und ging dann davon, ohne einen Gruß zu sagen. Als ich wieder in die Stube kam, wachte der Perser soeben auf. Er sah und hörte, daß sein Kamerad gegangen sei. Da entfernte er sich auch, ohne den Effendi zu wecken. Wir gingen mit ihm hinaus. Draußen sagte er, indem er sich Mühe gab, nicht hin-und herzuschwanken.
    »Sihdi, ich bin dein Freund, dein wahrster, bester Freund! Glaubst du das?«
    »Wünschest du, daß ich daran zweifle?« gegenfragte ich vorsichtig.
    »Nein, wahrhaftig nein! Ich liebe dich. Ich liebe euch alle beide. Und ihr liebt mich wieder, denn ihr habt gesehen, daß ich eine Seele von einem Menschen bin. Ich muß euch beweisen, wie nahe ihr meinem Herzen getreten seid. Darum würde ich euch bitten, mich gleich morgen früh zu besuchen, doch befürchte ich, daß ich noch schlafe. Darum lade ich euch ein, zu Mittag zu mir zu kommen. Willst du mir diese Liebe erweisen?«
    »Mit Vergnügen!«
    »Ich danke dir! Allah sende euch einen recht großen, dicken, fetten Schlaf! Gute Nacht!«
    »Gute Nacht! Gute Nacht!«
    Er ging. Ich bemerkte, daß Halef etwas sagen wollte, und verhinderte ihn daran.
    »Pst, still! Die beiden Adjutanten schauen oben heraus. Ich hörte einen Laden sich bewegen. Sie haben alles gehört, denn der Perser sprach überlaut.«
    »So werden sie uns für Freunde dieser Verbrecherbande halten. Gehen wir wieder hinein?«
    »Nein. Wir gehen schlafen. Komm!«
    Wir begaben uns nach der hinteren Seite des Hauses und stiegen die Treppe nach dem platten Dache empor, um unsere Wohnung aufzusuchen. Die beiden über uns wohnenden Männer hörten uns jedenfalls kommen; sehen konnten sie uns nicht, denn die Nacht war stockdunkel. Ohne vorher unsere kleinen Sesamöllämpchen angebrannt zu haben, legten wir uns zur Ruhe und schliefen sehr bald ein. Doch dauerte der Schlaf wohl keine Viertelstunde lang, so wurden wir geweckt. Nun machten wir Licht und sahen nun die lieben Tierchen laufen, die sich aus allen Rissen und Ritzen des Holzes auf uns gestürzt hatten. Wie die beiden Männer über uns die Angriffe dieser Menge von Insekten auszuhalten vermochten, das war mir unbegreiflich.
    Wir ergriffen die Flucht. Draußen auf dem Dache, so weit wie möglich von unserem Logement entfernt, richteten wir uns mit Hilfe unserer eigenen Decken so gut oder schlecht wie möglich ein Lager her, welches uns eine längere Ruhe versprach. Aber auch da gab es eine Störung, wenn auch keine so häßliche. Wir hatten uns nämlich kaum gelegt und lagen nun still, den Schlummer zu erwarten, da hörten wir eine laute Stimme unter uns, die so nahe klang, als ob der Sprechende seinen Mund von unten herauf an das Dach halte. Er schien sehr aufgeregt zu sein. Man konnte ihn sehr gut hören,

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