Abdruecker (Splattergeschichten)
nackten Sohlen. Die dreißig Meter, die sie trennten, musste er mit einem Trick überwinden, und der beste davon war, sie zu stellen. Als er sich also sicher war, dass sie allein im tiefen Einschnitt des Waldes waren, rief er sie an, gab sich als Besitzer dieses Forstes aus, und während sie von Überraschung zu Verärgerung zu Argumentation überging, hatte er die räumliche Distanz wettgemacht. Es dauerte fünf Sekunden, ihr das Seil um den Hals zu winden (da waren ihre hilflosen Hände darauf), den Kopf durch eine weitere Schlaufe an den nächsten Baumstamm zu klemmen und noch eine Schlaufe knebelnd über den schweißnassen, angstverzerrten Mund zu winden. Zwei Geräte lagen auf dem nadelübersäten Boden, auf dem die hilflos panischen Schuhe scharrten: Kamera hier, Kreissäge dort. Die Annäherung der beiden menschlichen Körper war so rasch geschehen, dass eine Lähmung beide ergriff. Zek nutzte die Zeit, um zu überlegen, ob er sie mit oder ohne Kleider töten und ob er den Akt photographieren sollte. Es musste ja schließlich etwas bedeuten, dass diese Kamera da war, und auch das unglaubliche Glück, in wilder Natur, völlig ungestört aller Probleme ledig zu sein, die diese Tötung in seinen Gedanken bis jetzt gestellt hatte. Er würde sich nachher vom Blutschaum befreien in einem der Teiche. Er konnte sie, wenn er alles mit Photos dokumentierte, verscharren, und keiner würde sie finden. Sie würde sich in einen Brief von Bildern verwandeln in den Händen des Auftraggebers: War das nicht diskret? Jetzt begann der BH zu schreien, brachte aber keine schrillen Töne zusammen, die Zunge war gefesselt, der Kehlkopf zusammengepresst. Jetzt konnte er ja ruhig die Kreissäge anlassen: Sie wusste schon alles, man merkte es an ihren Blicken, die ihn an die hölzernen Froschköpfe erinnerten, die man beim Jahrmarkt mit einem Lederhammer in die Kiste zurück klopfte: Wegen der schnappenden Bewegung ihrer Augäpfel.
Es musste Vorgespräche gegeben haben zwischen Auftraggeber und BH, oder sollte man sagen: Mann und Frau? Vielleicht hatte er ihr diese Situation schon ausgemalt, jedenfalls schien sie zu verstehen.
Zek setzte die knatternde Kreissäge neben sich ab, nahm die Kamera und photographierte das Gesicht des BHs. Ein Ast knapp über diesem Gesicht störte da im Blickfeld, er sägte ihn ab, zielte noch einmal neu, mit der Kreissäge, die er gleich dort hängen gelassen hatte, im Bild diesen zuckenden Körper, man wusste nicht, war es ein Krampf oder Fluchtversuch. Nein, doch ein Krampf, denn als er durch den Sucher guckte, fiel ihm auf, dass die Frau ohnmächtig war. Ihr Gesicht hatte sich blau verfärbt, und Schaum stand auf ihren Lippen. Der peinliche Geruch von Urin und Stuhl wies darauf hin, dass hier höchste denkbare Qual vor sich ging.
Zek stellte die Kreissäge ab, band den reglosen Körper los, spulte den Film ganz nach vor, zog ihn aus der Kamera, wischte sie ab und ging. Zurückgekehrt zum Wagen merkte er, dass seine Hände zitterten. Er legte die Kreissäge in den Kofferraum des Wagens und holte die Pistole heraus. Er setzte sich auf den Fahrersitz und atmete tief durch.
Es dauerte eine Weile, bis die Blondine aus dem Wald kam. Es dämmerte, und sie erschien in der Waldlichtung wie äsendes Wild, zögerlich. Vielleicht interpretierte er zu viel in ihre Gestalt hinein. Jedenfalls kam sie auf den Wagen zu, stieg ein und fuhr mit aufflammenden Scheinwerfern los. Zek fragte sich, was sie von ihren Erlebnissen ihrem Mann erzählen würde. Sie hatte einiges zu sagen. Und er meinte, das reichte. Wenn man sein Geld von einem Auftraggeber hatte, den man nie mehr sehen würde, war es nicht notwendig, den Auftrag bis zur letzten Konsequenz zu erfüllen. Dafür fand Zek die Frau dann doch zu sympathisch.
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Die Sache mit Glaijnic, jetzt erinnerte er sich. Später, als er eine Weile in Berlin lebte, hatte er eine Freundin, eine Tschechin. Eher der mütterliche Typ. Zek dachte bald, dass er sie loswerden musste, so oder so. Beispielsweise an jenem Tag auf der Autobahn. Es war eine jener lähmenden Situationen. Sie steckten in einem Stau zwischen zwei großen, anonymen deutschen Städten, und je mehr Zeit verstrich, desto komplizierter wurde alles: Die Frage der Unterkunft, das war die Priorität der Tschechin, deren Interessen recht gut durch den Titel eines Theaterstücks beschrieben wird, das zu der Zeit en vogue war: Shoppen und Ficken. Die Erfüllung des Auftrags: Das war
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