Abdruecker (Splattergeschichten)
seine. Er musste nur aufpassen, dass er nicht ihr statt der Zielperson den Lauf auf die Hinterhauptschuppe setzte und abdrückte. Nein, das durfte ihm nicht passieren. Es musste andere Wege geben, die Tschechin loszuwerden. (Never mix business with pleasure.)
Sie standen mit dem Wagen in der mittleren Reihe eines Staus, der sich den kilometerweit entfernten Hügel hinaufzog mit einer Kaskade von Rücklichtern, und es begann zu regnen.
„ Lina“, sagte Zek mit seiner ausdruckslosen, etwas eintönigen Stimme, „möchtest du etwas essen?“
Sie nickte.
Er hängte den Blinker hinaus, bis einer der Wagen rechts es unterließ, im Schritttempo dem Vorfahrenden auf der Pelle zu hocken. Dann schnurrte der Wagen auf der Haltespur nach vor, um schließlich an einer Autobahnraststätte einzubiegen. Zek parkte vor dem Restaurant, das voll gepackt mit Menschen war und durch seine trübe Beleuchtung wenig anheimelnd wirkte.
„ Warum steigst du nicht aus?“ fragte er.
„ Geh du zuerst, und schau einmal, was es gibt“, gab Lina zur Antwort, die sich nicht gerührt hatte. Das war ihre Art, ihm ihre Missbilligung anzuzeigen. Zumindest den ersten Grad davon. Er stieg aus, betrat das Restaurant und studierte die Speisekarte. „Das Übliche“, sagte er, als er zurückkam.
„ Das Übliche schmeckt mir nicht.“
Er stand da und betrachtete sie, die unverwandt geradeaus starrte. Sie trotzte. Oder vielleicht spürte sie, was auf sie zukam.
„ Na schön“, schloss er, „ich bin hungrig, ich gehe hinein. Wenn du etwas essen möchtest, kommst du nach. Sonst bleibst du einfach hier sitzen.“
Während er in die Gaststube zurückkehrte, wusste er, dass ihre gemeinsame Missstimmung durch diesen Dialog eine höhere Ebene erreicht hatte. Irgendwann einmal würde sie in einen Faustkampf münden, oder hoffnungslosem Schluchzen. Es musste einen Weg geben, überlegte Zek, diese Szene zu verhindern, ohne ihr das Gehirn wegzublasen.
Er sah auf die Uhr. Es war achtzehn Uhr dreiundzwanzig. In zwei Stunden musste er spätestens in der Eingangshalle des Hotels „Vier Jahreszeiten“ sitzen und auf das Ziel warten. Wenn er es nicht an der Eingangshalle abfing, wurde die Angelegenheit kompliziert, und der ganze Auftrag war in Frage gestellt.
Jetzt sah er Lina. Draußen, langsam auf ganz hohen Absatzschuhen. Sie sah aus wie ein Zebra. Sie machte einen Auftritt daraus, im Restaurant zu erscheinen. Sie kam nicht an den Tisch. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, machte sie sich in die Richtung der Toiletten auf den Weg. Ihre Körperhaltung drückte die Gefährlichkeit eines gereizten Tieres aus. Ihr Gesicht war entschlossen und humorlos. Zek stand auf, zog seinen Mantel an und ging mit einem entschuldigenden Lächeln an der Kellnerin vorbei, die eben auf ihn zusteuerte. Beschwingten Schrittes, wie auf Engelsflügeln, marschierte er hinaus auf den Parkstreifen, während die Zeit stillstand, und alle anderen Bewegungen aufhörten. Er sperrte den Wagen auf und wollte gerade den Schlüssel ins Zündschloss schieben, als Lina, eine Furie in dünnem Kleidchen, beide Stöckelschuhe in Händen, die Beifahrertür aufriss und ihn anschrie: „Willst du mich loswerden? Ich bin kein Paket, das man einfach aufgibt oder wo liegen lässt!“
„ Ich habe meine Brieftasche im Wagen liegen lassen“, sagte er, ohne sie dabei anzusehen.
„ Und warum willst du dabei wegfahren?“
„ Ich wollte sehen, wie viel Benzin im Tank ist.“
Zek startete den Wagen und schaute auf die Anzeige. Halb voll. „Wir müssen noch tanken“, sagte er, „geh du schon mal vor und bestell für uns, ich mache noch den Tank voll.“
Lina stand da wie angewurzelt. Er merkte, dass sie gleich zu weinen beginnen würde. „Ich hätte nie gedacht, dass du mich einfach so stehen lässt, ohne ein Wort zu sagen. Ich habe dich ganz am Anfang gebeten: Wenn du nicht mehr willst, okay. Aber sag’s mir. Ich möchte, dass du es mir sagst, wenn du mich nicht mehr liebst.“ Ihre Stimme bebte.
„ Du machst dich lächerlich“, sagte er mit einem Blick auf ihr Seidenkleidchen, das dunkel gepunktet wurde vom Regen, und auf der Haut zu kleben begann. „Wo hast du deinen Mantel gelassen?“
Sie drehte sich um und ging zurück ins Restaurant. Zek stieß mit dem Wagen zurück zur Zapfsäule, hängte den Zapfhahn ein und schielte verstohlen nach den Fenstern des Restaurants. Er zahlte, und als er zum Wagen zurückkam, stieg er einfach ein und fuhr weg, zurück auf die Autobahn. Der Stau
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