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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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löste sich auf, die Raststätte verschwand schnell aus dem Rückspiegel. Zek spürte Erleichterung, direkt eine kleine Fröhlichkeit. Er hatte sie nicht erschießen müssen, immerhin. So wird das gemacht, dachte er zufrieden. Wie einen Hund aussetzen, einen jungen Hund, der gleich wieder ein Herrchen findet. Vielleicht noch in dieser Raststätte. Einen zutraulichen Hund mit Augen wie Lina.
     
    Eine Stunde später saß er in der hell blitzenden Eingangshalle des Hotels auf einem Sofa. Er trug einen grauen Nadelstreifanzug mit einer blau schillernden Krawatte, die an die Haut von Fischen unter Wasser erinnerte. Er musste an Oscar Wildes Diktum denken, übertrieben elegante Kleidung mit übertriebener Bildung wettmachen zu müssen und trug deshalb Anzüge, die seine Intelligenz nicht überforderten. Es war ein Ost-Block-Look nach dem Fall des Ostblocks, der den Vorzug hatte, augenblicklich vergessen werden zu können. Ein Anzug flößte Vertrauen ein, und solange die Aufträge sich auf die Exekution von Neureichen beschränkte, die im Schoße von Karlsbad, Baden-Baden und Los Angeles Geld verprassten, das ihnen nicht gehörte, war ein Anzug das geeignete Sedativum für Gehetzte, ließ den Verfolger einmal als Hotelangestellten, dann als Sekretär eines anderen Geschäftsmanns erscheinen, vor allem, wenn der eine Aktentasche mitführte.
    Es war nach zehn Uhr abends, und der Mann mit dem Gesicht auf dem Photo war nicht durch die Hotelhalle gekommen. Es gab hier keine Zimmerschlüssel, man führte die Zugangsberechtigung als Chipkarte mit. Zek kannte weder die Zimmernummer, noch konnte er am Fehlen des Schlüssels feststellen, ob das Zimmer besetzt war. Zek konnte nicht sagen, ob er den Mann verfehlt hatte, oder ob dieser gar schon abgereist war. Jedenfalls hatte es keinen Sinn mehr, zu warten. Er kannte den Namen: Glajinic. Nach kurzer Überlegung stand er auf, trat an die Rezeption und fragte: „Ich warte hier auf einen Bekannten, Herrn Fandt. Können Sie mir sagen, ob er da ist?“
    Die Frau in der weinroten Hoteluniform beachtete ihn kaum. Weder sein leichter Akzent noch sein Aussehen schienen sie zu interessieren. „Gibt es nicht“, sagte sie mit einem Blick auf den Ausschnitt der alphabetischen Liste auf dem Schirm.
    „ Ein Herr Fandt. Haben Sie Fandt eingetippt mit F?“ Er beugte sich vor und las Glajinics Zimmernummer vom Bildschirm ab. 787. „Komisch“, spielte er unterdessen das Spiel weiter. Ist er vielleicht noch nicht da?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Kann sein. Oder Sie sind im falschen Hotel.“
    „ Na gut. Er muss sich verspätet haben. Haben Sie ein Zimmer frei? Ich kann ja schon einmal einchecken.“
    Er bezahlte eine Nacht im Voraus, malte falsche Personalien auf den Registrierschein und bezahlte bar für eine Nacht. Er stellte sich in den Aufzug, fuhr in den siebenten Stock und horchte an der Tür des Zimmer 787. Keine Musik. Keine Stimmen. Er schob die Karte in den Schlitz, weil er wusste, dass jede elektronische Karte verschiedene Türen öffnen konnte, aber er hatte kein Glück. Er fand die Etagenkellnerin und sagte: „Ich heiße Glajinic, ich habe meine Karte probiert, aber sie funktioniert nicht.“
    „ Welches Zimmer?“
    Sie tippte etwas in ihren Automaten.
    „ 787.“
    „ Und Sie heißen noch mal?“
    „ Glajinic. Odstreperon Glajinic.“
    Sie tippte noch etwas. „Ja, das stimmt. Sie sind bis morgen gebucht. Und was ist los, die Karte funktioniert nicht?“
    „ Nein.“
    Sie nahm seine Karte und ging ihm voraus. Sie schob sie in den Schlitz des Zimmers 787, einmal, zweimal. Dann nahm sie ihre Karte. Die Tür blinkte grün und sprang auf. „Ich weiß nicht, was da nicht stimmt, Herr Glainz. Sie gehen am Besten hinunter zur Rezeption und tauschen sie aus.“
    „ Ja, gut, ich stelle einmal meinen Koffer hinein“, sagte Zek und hob ihn mit einem Lächeln in die Höhe.
    Drinnen war es dunkel. Er zog Latex-Handschuhe an, ging ins Bad, in den Schlafraum, blickte auf den Balkon. Er öffnete seinen Koffer, entnahm ihm die Waffe, schraubte den Schalldämpfer auf, versteckte den Koffer, sah im Schrank nach. Die Kleidung des Gejagten war teuer und kaum getragen, typische Gejagtenkleidung, Klamotten todgeweihter Neureicher. Zek setzte sich auf einen Stuhl und dachte nach. Es roch hier nach vielen Gerüchen, verschiedenster Menschen, Parfums und Staub. Wie er selbst roch, fiel nicht weiter auf, auch wenn es eine Form von Angstschweiß war. Die Tür des Badezimmers war angelehnt

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