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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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Kontakt gehabt …«
    »Nein. Das heißt eben doch. Sie hat Telefonterror gemacht. Über Monate. Hat die Elisabeth bedroht, hat Rache geschworen, hat behauptet, das Gutachten sei falsch, und die Elisabeth habe eindeutig Schuld am Tod des Sohnes. Dann fing sie an, Geld zu verlangen, und die Holthusens haben sogar gezahlt.«
    »Öfter?«
    »Weiß ich nicht.« Anja Holthusen wirkte auf einmal erschöpft.
    Plötzlich zog der Kommissar ein Blatt hervor und hielt es ihr dicht vors Gesicht. »Haben Sie das getippt?«
    Anja Holthusen nahm das Papier. Sie brauchte einen Moment. Dann überzog sich ihr Gesicht erneut mit einer tiefen Röte. »Ja.«
    »Die Ankündigung eines Selbstmords. Wollten Sie aus dem Leben scheiden?«
    »Ja – manchmal habe ich daran gedacht.«
    Der Kommissar riss ihr das Blatt weg. »Und so einen Abschiedsbrief schreiben Sie nicht mit der Hand, nein, Sie tippen ihn auf der Maschine. Warum?«
    Anja Holthusen rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Das war nur ein Entwurf. Außerdem habe ich so eine unleserliche Schrift.«
    »Eine sehr dürftige Erklärung!« Danziks Ton wurde scharf. »Ich will Ihnen sagen, warum. Dieser Entwurf war für Ihre Schwiegermutter gedacht. Sie hatten geplant, bei dem Mord an Ihrer Schwiegermutter einen Selbstmord vorzutäuschen!«
    »Nein! Glauben Sie mir, das war nur für mich!« Anja Holthusen fiel unversehens zusammen, der Kopf mit ihren stumpfgrauen Haaren sank auf die Brust.
    Danzik stand auf. »Sie können jetzt gehen. Aber das war nicht unser letztes Gespräch.«
    Anja Holthusen schraubte sich langsam vom Stuhl hoch. Sie sah den Kommissar verwirrt an, dann stürzte sie hinaus.
    Werner Danzik ließ sich auf seinen Sessel fallen. Eine neue Spur? Oder wieder nur die alte, die ihn narrte wie ein Trugbild?
    * * *
    Er goss sich gerade seinen dritten Kaffee ein, als Tügel hereinschwang. »Na, erleuchtende Erkenntnisse gewonnen?«
    Tügel ließ sich von Danziks ironischem Ton nicht beirren. Er blickte auf die Namensliste. »Von den Tarot-Kundinnen, die mit Scheck bezahlt haben, hab ich die Hälfte durch. Es waren alles nette ältere Damen, die das Spiel gekauft haben, um für sich allein die Karten zu legen, oder die es verschenken wollten. Keine ist bei der Befragung in Panik geraten, sie kannten den Fall Holthusen nur aus der Zeitung.«
    »Na toll. Vielleicht ist diese ganze Tarot-Sache überhaupt ein Irrweg. Vielleicht mühen wir uns da umsonst ab.« Danzik sah trotz des Kaffeekonsums müde aus. »Nein, Werner, das müssen wir bis zum Ende durchziehen. Was ist denn heute los mit dir?«
    »Die junge Holthusen war hier. Hat von einer Edith Niehoff erzählt. Die hatte einen Wunschsohn, und den hat Elisabeth Holthusen aus Versehen totgefahren.«
    »Was? Das sieht ja nach einem echt starken Motiv aus!«
    »Vielleicht. Aber das war vor zehn Jahren.«
    »Trotzdem. Wenn man Kinder hat …«
    »Und davon verstehst du was!«
    »Meine Güte, Werner. So was ist doch ständig in der Presse. Denk an die Flugkatastrophe vom Bodensee. Ein Mann, der dabei sein Kind verloren hat, hat zwei Jahre später den fahrlässigen Fluglotsen ermordet. – Ich seh schon, du hast heute wieder deinen Negativ-Tag. Davon lass ich mich aber nicht anstecken.« Torsten Tügel kippte sich einen Kaffee in den Becher. »Übrigens bin ich noch mal den Spuren von Isabel Ackermann und Anja Holthusen gefolgt. Was sie für den Tattag angegeben hatten. Die Ackermann ist im ›Petit Café‹ namentlich bekannt, hat sich da als Architektin groß in Szene gesetzt. Sie käme sehr oft, immer mit dieser dicken jungen Frau im Schlepptau.«
    »Und?«
    »Na ja, für den Tattag wollten sie sich nicht festlegen.«
    »Und im ›Tessajara‹?«
    »Der indische Wirt sagt, sie sind ab und zu da gewesen, die Gesichter kennt er, aber ob sie nun am 18. März da waren, wisse er nicht. Es täte ihm sehr Leid, aber …«
    Danzik sah schweigend zur Decke. »Ich zisch dann mal ab, Werner. Ich will noch die Tarot-Liste abarbeiten.«
    »Tu das.« Nachdem Tügel hinaus war, blickte Danzik auf die Uhr. Bis zum Mittagessen würde er noch den Termin mit seinem Kollegen vom Brandkommissariat unterbringen.
    In dem Moment klopfte es laut, und gleichzeitig mit dem Klopfen kreiselte ein untersetzter, grauköpfiger Mann von zirka fünfzig Jahren herein. Jürgen Fedder, der Brandermittler. »Grüß dich, Werner.« Der Kollege platschte auf einen Stuhl. Seine blauen Augen funkelten fuchsig. »Brandfall Mewes. Jetzt wirst du aber staunen.«
    Danzik

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