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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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weshalb ich hierhergekommen bin.«
    »Es ist zwar sehr schade, aber Sie haben recht.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Also sage ich nur gute Nacht. Ich warte noch, bis Sie hineingegangen sind.«
    »Gute Nacht.« Sie ging die Stufen zur Eingangstür hinauf und drückte sie auf. Dann blieb sie noch einmal stehen und schaute ihn an. Das Licht der altmodischen Straßenlaterne fiel auf sein Gesicht.
    O ja, dachte sie, es ist wirklich sehr schade.
    »Bis bald.«
    Er wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dann trat er zwei Schritte zurück und blickte zu den Fenstern im ersten und zweiten Stock hinauf. Sie hatte gesagt, ihr Zimmer ginge auf die Hauptstraße, aber er wusste nicht genau in welchem Stockwerk.
    Kurz darauf ging das Licht in einem Fenster im ersten Stock an. Also war Quinn sicher in ihrem Zimmer.
    Er drehte sich um und war noch keine zwei Schritte gegangen, als er den Jungen sah. Er stand auf dem Bürgersteig und trug keinen Mantel, keine Mütze, nichts zum Schutz gegen den scharfen Wind. Seine langen Haare lagen reglos um sein Gesicht.
    Seine Augen glühten unheimlich rot, als er die Zähne fletschte und knurrte.
    Cal hörte das Geräusch in seinem Kopf und erstarrte.

    Er ist nicht wirklich, sagte er sich. Noch ist er nur eine Projektion, wie in Träumen. Aber selbst im Traum konnte er einen verletzen beziehungsweise denken lassen, man habe sich verletzt.
    »Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist, du Bastard«, sagte Cal so klar und ruhig, wie es ihm möglich war. »Es ist noch nicht deine Zeit.«
    » Wenn es so weit ist, werde ich euch verschlingen, euch alle und alles, was euch kostbar ist.«
    Die Lippen bewegten sich nicht, sondern blieben in dem teuflischen Grinsen erstarrt.
    »Wir werden ja sehen, wer hier vernichtet wird.« Cal trat noch einen Schritt auf den Dämon zu.
    Da brach das Feuer aus. Es schoss aus dem Bürgersteig wie eine Barriere. Bevor Cal noch registrieren konnte, dass es weder heiß war noch brannte, war er bereits zurückgetaumelt und hatte abwehrend die Hände gehoben.
    Das Gelächter hallte in seinem Kopf, so wild wie die Flammen. Dann brach beides ab.
    Auf der Straße war es wieder still, als sei nichts passiert. Er hatte zahlreiche Tricks im Ärmel, dachte Cal. Zahlreiche Tricks.
    Er zwang sich dazu weiterzugehen, bis er an die Stelle kam, wo das Feuer ausgebrochen war. Ein beißender Geruch lag in der Luft. Er erkannte ihn sofort.
    Schwefel.
     
    Oben in dem Zimmer mit dem Vierpfostenbett und der dicken Steppdecke, in dem sie sich unglaublich wohlfühlte, setzte Quinn sich an den hübschen Schreibtisch
mit seinen geschwungenen Beinen und der polierten Schreibfläche, um die Notizen und Eindrücke des Tages in ihren Laptop einzugeben.
    Es gefiel ihr, dass frische Blumen im Zimmer standen und dass in einer kleinen blauen Schale frisches Obst lag. Das Badezimmer war mit einer entzückenden Wanne mit Klauenfüßen und einem schneeweißen Waschbecken mit Standsockel eingerichtet. Es gab dicke, flauschige Handtücher, zwei Stück Seife und elegante Minifläschchen mit Shampoo, Körperlotion und Duschgel.
    Statt der langweiligen, in Massen produzierten Poster hingen Originalgemälde und Fotos an den Wänden, die man bei Artful, einem Laden in der South Main, käuflich erwerben konnte, wie eine diskrete Notiz auf dem Schreibtisch vermerkte.
    Das Zimmer war heimelig und gemütlich, bot aber zugleich auch Internetanschluss. Sie nahm sich vor, beim nächsten Mal, wenn sie im April und im Juli wieder hierherkam, ebenfalls dieses Zimmer zu buchen.
    Für ihren ersten Tag, der ja zudem noch der Anreisetag war, hatte sie bereits eine ganze Menge erledigt. Sie hatte zwei von drei Protagonisten kennen gelernt und würde zum Heidenstein geführt. Zumindest oberflächlich hatte sie sich auch schon in der Stadt ein wenig umgeschaut. Und sie hatte die geheimnisvolle (und bisher nicht identifizierte) Kraft anscheinend bereits persönlich erlebt.
    Außerdem würde sie für ihre Freunde bei Umleitungen einen Artikel über Bowling schreiben.
    Nicht schlecht, wenn man noch bedachte, dass sie im Hotel Salat mit gegrilltem Hühnchen gegessen hatte
und nicht der Versuchung erlegen war, sich über eine ganze Pizza herzumachen. Und sie hatte einen Strike geworfen.
    Deprimierender fand sie da schon den Gedanken, dass sie auch der Versuchung widerstanden hatte, den äußerst attraktiven Caleb Hawkins zu küssen.
    Hatte sie es in dieser Hinsicht mit ihrer Professionalität vielleicht

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