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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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über eine Frau gefunden, die im Teich ertrunken war? Sie hatten ihn nach ihr benannt. Hester’s Pond. Nein, Pool. Hester’s Pool.
    Ja, das war eine Höllentour gewesen. Noch einmal wollte sie das nicht erleben.
    Sie blickte auf ihren Reisewecker und sah, dass es zwanzig nach drei war. Drei Uhr morgens, dachte sie, war die tote Zeit, die schlimmste Zeit, um in der Nacht wach zu sein. Am besten würde sie jetzt weiterschlafen. Sie würde sich ein Glas Wasser holen und dann wieder ins Bett gehen.
    Für den ersten Tag hatte sie genug Aufregung.
    Sie stand auf, brachte das Bett wieder einigermaßen in Ordnung und drehte sich dann um, um ins Badezimmer zu gehen.
    Ihr Schrei war lautlos. Er gellte in ihrem Kopf, drang aber nicht aus ihrem Mund.
    Der Junge grinste obszön durch das dunkle Fenster.

    Sein Gesicht, seine Hände waren nur wenige Zentimeter von ihr entfernt an die Scheibe gepresst. Er fuhr sich mit der Zunge über die scharfen weißen Zähnen, und seine roten Augen leuchteten.
    Ihre Beine gaben nach, aber sie hatte Angst, dass er wie ein wildes Tier über sie herfallen würde, wenn sie zu Boden sinken würde.
    Stattdessen hob sie die Hand zum uralten Zeichen gegen das Böse. »Verschwinde«, flüsterte sie. »Lass mich in Ruhe!«
    Der Dämon lachte. Sie hörte das furchtbare Geräusch, sah seine Schultern vor Vergnügen beben. Er drückte sich mit einer geschmeidigen Bewegung von der Scheibe ab, hing einen Moment lang über der schlafenden Straße, und dann … schrumpfte er zu einem schwarzen Punkt und war verschwunden.
    Quinn sprang ans Fenster und zog die Vorhänge zu. Erst dann sank sie an der Wand zu Boden.
    Als sie das Gefühl hatte, wieder aufstehen zu können, zog sie auch an den anderen Fenstern die Vorhänge vor. Anschließend trank sie zwei Gläser Wasser, erst danach ging es ihr ein wenig besser.
    »Du kannst mich mal, du kleiner Bastard«, sagte sie zu dem verschlossenen Fenster. Mit ihrem Laptop setzte sie sich auf den Boden - unterhalb des Fensterbretts fühlte sie sich einfach sicherer - und begann alles aufzuschreiben, was sie von ihrem Traum noch in Erinnerung hatte.
     
    Als sie erwachte, drang das Tageslicht durch das cremefarbene Leinen der Vorhänge. Ächzend stand sie auf.

    Es war natürlich dumm, dass sie den Laptop nicht ausgeschaltet hatte, nachdem sie die Ereignisse der Nacht festgehalten hatte. Außerdem wäre sie auch besser wieder in das große, bequeme Bett gegangen, statt sich einfach auf dem Boden zusammenzurollen. Aber seltsamerweise war sie überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen.
    Jetzt stellte sie den Computer wieder auf den hübschen Schreibtisch und steckte ihn ein, um die Batterien aufzuladen. Vorsichtig - schließlich war es auch heller Tag gewesen, als sie den Jungen zum ersten Mal gesehen hatte - trat sie an das erste Fenster und schob den Vorhang beiseite.
    Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen blauen Himmel. Frisch gefallener Schnee bedeckte die Straße und die Dächer der Häuser.
    Ein paar Geschäftsleute schaufelten bereits Schnee vor ihren Läden, und Autos fuhren über die geräumte Straße. Ob wohl heute wegen des Schnees die Schule ausfiel?
    Ob der Dämonenjunge wohl heute Unterricht hatte?
    Spontan beschloss Quinn, ihren malträtierten Körper in der Klauenfußwanne zu verwöhnen. Zum Frühstück würde sie Ma’s Pantry ausprobieren. Vielleicht konnte ihr dort ja irgendjemand bei Obst und Müsli die Legenden von Hawkins Hollow erzählen.

6
    Cal sah sie hereinkommen in ihren hohen Stiefeln, den ausgewaschenen Jeans und ihrer hellroten Kappe. Sie hatte sich einen bunten Schal umgewunden, und ihr Mantel stand offen, so dass er ihren Pullover sehen konnte, der die Farbe von reifen Blaubeeren hatte.
    Sie hatte entschieden etwas Strahlendes an sich, dachte er.
    Er beobachtete sie, während sie sich im Lokal umblickte. Sie arbeitet schon, dachte er. Vielleicht hörte sie ja nie auf. Obwohl sie sich erst seit Kurzem kannten, war er sich ziemlich sicher, dass ihr Verstand ständig arbeitete.
    Schließlich erblickte sie ihn. Sie lächelte strahlend und trat auf ihn zu.
    »Morgen, Caleb.«
    »Morgen, Quinn. Kann ich Sie zum Frühstück einladen?«
    »Ja, gerne.« Sie blickte auf seinen Teller und schnüffelte genießerisch an seinem Stapel Pfannkuchen mit Butter und Sirup. »Die schmecken wahrscheinlich fantastisch.«
    »Die besten in der Stadt.« Er spießte ein Stück auf und streckte es ihr hin. »Möchten Sie mal probieren?«
    »Beim Probieren bleibt es

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