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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schließlich mit meinem Artikel fertig war, als ich mich entspannen und aufhören wollte, darüber nachzudenken, was ich alles tun muss und was passiert. Du bist wegen irgendetwas gereizt. Warum erzählst du es mir nicht einfach?«
    Sie nahm ihre Tasse aus der Mikrowelle. In diesem Moment betrat Cybil die Küche, aber Quinn schüttelte nur unmerklich den Kopf, und die Freundin zog sich wieder zurück.
    »Ich weiß nicht genau.« Er zog seine Jacke aus und warf sie über einen der Stühle, die um einen kleinen Kaffeehaustisch standen, der bei seinem letzten Besuch noch nicht da gewesen war. »Vermutlich dachte ich … vor ein paar Tagen, als du … als du das gesagt hast …«
    »Ich habe gesagt, dass ich dich liebe. Und das bringt dich innerlich zum Beben«, stellte sie fest. »Männer.«
    »Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen.«
    »Du glaubst …« Sie holte tief Luft und stieß sie wieder
aus. »Na, du hast ja eine hohe Meinung von dir und eine ziemlich geringe von mir.«
    »Nein, es ist nur …«
    »Ich hatte zu tun. Ich musste arbeiten. Ich stehe dir nicht mehr zur Verfügung als du mir.«
    »Das habe ich doch nicht gemeint.«
    »Du glaubst also, ich spiele Spielchen, was? In dieser Situation?«
    »Das ist genau das richtige Stichwort. In dieser Situation ist keine Zeit für große persönliche Themen.«
    »Wenn nicht jetzt, wann dann?«, wollte sie wissen. »Glaubst du wirklich, wir können unsere persönlichen Dinge in einer Schublade verstauen, bis die richtige Zeit gekommen ist? Ich habe es auch gerne ordentlich und aufgeräumt, aber Gefühle sind etwas anderes als Autoschlüssel, Cal.«
    »Ich widerspreche dir ja gar nicht, aber …«
    »Und meine Gefühle und Gedanken sind so unordentlich und durcheinander wie der Speicher meiner Großmutter«, fuhr sie fort. »So ist es eben. Wenn alles ganz normal wäre, hätte ich es dir wahrscheinlich gar nicht gesagt. Glaubst du, das ist mein erster Ausflug in die Welt der Beziehungen? Ich war verlobt, du liebe Güte! Ich habe es dir gesagt, weil ich - weil ich gerade jetzt glaube, dass Gefühle das Wichtigste sind. Wenn dich das abschreckt, dann tut es mir leid.«
    »Ich wünschte, du würdest endlich den Mund halten.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ach ja?«
    »Ja. Tatsache ist, ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, weil ich mir selbst nie zugestanden habe, in dieser
Lage zu sein. Wie sollte ich auch, wo dieses Damoklesschwert über meinem Kopf hängt? Ich kann es doch gar nicht riskieren, mich in jemanden zu verlieben. Wir - Fox, Gage und ich - sind daran gewöhnt, uns zurückzuhalten und große Teile der Situation einfach zu verschweigen.«
    »Geheimnisse zu haben.«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte er gleichmütig. »Das ist richtig. Weil es so sicherer ist. Ich konnte doch gar nicht daran denken, mich zu verlieben, zu heiraten und Kinder zu haben. Es kann doch nicht sein, dass ich ein Kind diesem Alptraum aussetze.«
    Ihre blauen Augen wurden kalt wie Eis. »Ich kann mich nicht erinnern, dir vorgeschlagen zu haben, Kinder von dir zu bekommen.«
    »Vergiss nicht, mit wem du redest«, sagte er ruhig. »Wenn ich mich in eine Frau verliebe, will ich natürlich heiraten, eine Familie gründen und ein Haus kaufen. Aber es ist unverantwortlich, das auch nur zu denken.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Das ist doch alles zum jetzigen Zeitpunkt sehr hypothetisch. Dass ich dir gesagt habe, ich liebe dich, bedeutet unter gar keinen Umständen, dass ich jetzt erwarte, einen Ring von dir an den Finger gesteckt zu bekommen.«
    »Weil du das schon erlebt hast.«
    Sie nickte. »Genau. Und jetzt fragst du dich, was da los war.«
    »Es geht mich nichts an. Ja«, fügte er widerwillig hinzu.
    »Okay, es ist ganz einfach. Ich war mit Dirk …«

    »Dirk …«
    »Halt den Mund.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Ich war mit ihm etwa sechs Monate zusammen. Wir kamen gut miteinander aus. Ich dachte, ich sei bereit für die nächste Phase in meinem Leben, und deshalb sagte ich ja, als er mir einen Heiratsantrag machte. Wir waren zwei Monate verlobt, dann wurde mir klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich liebte ihn nicht, sondern mochte ihn nur. Auch er liebte mich nicht. Er verstand mich nicht - und er glaubte, weil ich seinen Ring am Finger trug, könnte er mir Vorschriften machen, über meine Arbeit, meine Garderobe, meine Angewohnheiten und meine Karriere. Es waren viele Kleinigkeiten, sie sind nicht wirklich relevant. Tatsache ist, dass es nicht funktionierte, und deshalb

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