Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
Vom Netzwerk:
»Tja«, sagte Wolzow und brannte sich eine Zigarette an, »wird Zeit, daß was geschieht! Ich will noch Offizier werden!« Vetter krähte an der Tür: »Meine Herren! Der Wagen!« Holt kletterte unter die Plane, dann saß er zusammengesunken an der Rückwand. Er fand keinen Schlaf.

 
    10
     
    »Wo wir sind? Auf dem rechten Oderufer«, sagte Wolzow. »Vorhin sind wir über die Oder gefahren.« – »Sind wir eben wieder drüben!« rief Vetter. Fern grollte Kanonendonner. Der Wald glich einem Heerlager. Schützenpanzerwagen, Panzergrenadiere, Zugmaschinen, Artillerie, Lastwagen, Selbstfahrlafetten,Sturmgeschütze, ein Depot von Benzinfässern, ein paar Baracken, auch Zelte im Schnee, und überall Soldaten. Burgkert sprach mit einem Oberleutnant. Dann ging er voran. Holt folgte ihm.
    Ein Eisenbahngleis schnitt durch den Wald. Ein Güterzug, auf vielachsigen Schwerlastwaggons Panzer mit überdimensional langen, schlanken Rohren. »Panther!« rief Vetter begeistert. Motoren brüllten auf. Über Stapel auseinanderrollender Baumstämme krachten die Panzer von den Waggons und fuhren zum Tanken. Vetter rieb sich die Hände. »Mit solchen Panzern, also da müssen wir siegen, was?« Die achtzehn Panzer rollten ins Dickicht am Waldrand. Die zusammengetrommelten Panzerleute wurden eingeteilt. Burgkert war auf einmal ein wichtiger Mann. »Ich übernehm die Panzer. Dieser Schnösel von Oberleutnant dort, der muß hierbleiben. Die Reise ist ihm zu riskant.« – »Wir fahren mit Ihnen«, sagte Wolzow, »reden Sie nicht, Herr Oberfeld, ich mach Richtschütze, Holt Funker, Vetter Ladeschütze, da haben Sie eine Besatzung, auf die Sie sich verlassen können!« Burgkert sah auf Holt. »Mit zwei Geräten?« Holt nickte. »Rekruten«, sagte Burgkert, und die Hand, in der er die Zigarette hielt, zitterte, »wenn ihr aus den Latschen kippt! Ich steig um und laß euch im Dreck, mir macht das gar nichts aus!« Holt nickte abermals. Er sah gedankenlos ein paar Panzer-III-Fahrgestelle mit aufmontierter Zweizentimeter-Flak in Vierlingslafette auf die Lichtung hinausrollen. Dann folgte er Wolzow zum Chefpanzer. Aufmunitionieren! Das erinnerte an die Zeit in der Flakbatterie. Er zog die Granatpatronen aus den Körben, die man zu ihnen heranschleppte, und reichte sie hoch zu Vetter. Der Oberleutnant ging mit Burgkert die Reihe der Panzer entlang. »Schweinerei verdammte! Die Kerle rauchen! Soll der ganze Wald in die Luft fliegen?«
    Holt reichte eine Patrone hoch, er konnte kaum noch die Arme heben. »Bewegt euch!« Man fluchte: »Antreiber, verdammter!« – »Die Moral der Truppe ist keinen Groschen mehr wert!« schimpfte Wolzow. Er setzte sich verschnaufend auf einen leeren Korb.
    »Fertig!« Vetter kletterte aus dem Turmluk und sprang auf den Boden. Ein Soldat latschte durch den Schnee, ein kleiner Kerl mitbartstoppeligem Gesicht und einem kalten Zigarrenstummel zwischen den Lippen, die Hände in den Taschen des langen Mantels, unter dem ein paar klobige Filzstiefel hervorsahen. »Chefwagen?« Er war zerlumpt und verdreckt. »Klotzsche, nicht bei Dresden. Bin der Fahrer.« Er stieg durch das Luk. Irgendwo im Wald schrie eine Stimme: »Motoren warmlaufen lassen!« Unerträglicher Lärm erhob sich. Burgkert brachte die Funkunterlagen. »Nach dem Abstimmen Funkstille.« Holt lief die Reihe der Panzer entlang und notierte mit froststarren Fingern die Namen der Funker. Der Schnee leuchtete. Nun stieg der Mond über die Wälder. Wolkenfetzen warfen gespenstische Schatten. Eschenhagen, Papst, Adam in den Zugführer-Fahrzeugen, Maaß, Jähner, Gehrke und so weiter, Wenzlau, Leutka, wie sie alle hießen.
     
    Holt kletterte auf den Panzer, hing in der Luke und suchte mit den Füßen einen Halt. Im Turm brannte elektrisches Licht. An der Kanone stand Wolzow und rieb mit einem Lederläppchen das Okular der Richtoptik blank. »Fabrikneue Wagen!« schrie er durch das Motorengebrumm. »Sie haben uns zwei davon weggeholt, für den Kommandeur!«
    Es war eng im Panzer, alles war mit Patronen vollgestopft. Holt kletterte auf seinen Sitz hinab und setzte die Lederhaube mit den Kopfhörern auf. Er schaltete die Funkgeräte ein und schloß die Morsetaste kurz. Abstimmen auf Dauerton. Er schob sein Gepäck mit den Füßen nach vorn. Vetter hatte ihm Verpflegung hingelegt. Er spürte keinen Appetit. Er fühlte sich beengt zwischen den Stahlplatten, in der stickigen Luft. Ein Lied ging durch seinen Sinn: »Dann wird uns der Panzer zum ehernen Grab …« Er

Weitere Kostenlose Bücher