Abenteuer im Ferienlager
schnupperte er sie ab; und dann tollten und alberten die beiden, dass der Sand stob und das Gras in Fetzen flog.
Wie in Zeitlupe rutschte Tarzan mit dem Rücken an der Hauswand herunter. Von lautlosem Lachen geschüttelt, konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sein Bauch tat schon weh. Das Zwerchfell bebte und die Gesichtsmuskeln machten sich selbstständig.
Das also war’s. Eine heiße Hündin – etwa viermal so groß wie Oskar – hatte ihn weggelockt. Er ging auf Freiersfüßen, und jetzt schleppte er seine Braut an, um sie Frauchen und Freunden vorzustellen.
»Oskar, du Satansbraten!«
Tarzan rannte ins Haus. Und prustend die halbe Treppe hinauf.
»Gaby, schnell! Das musst du gesehen haben.«
Sie kam sofort, sah Tarzans Gesicht und war auch schon draußen. So schnell konnte selbst Tarzan nicht mit.
Als er im Freien war, stand die Dogge schweifwedelnd da und staunte über Gabys Ausgelassenheit. Sie hatte Oskar auf dem Arm und wirbelte mit ihm herum, als wäre er ihr Tanzpartner beim Walzer.
»Sie ist läufig«, sagte Tarzan. Vorsichtig näherte er sich der Dogge. Aber die war lammfromm und ließ sich kraulen. »Hätte ich das gewusst!« Gaby beruhigte sich etwas. Sie hielt Oskar am Halsband fest, aber der zappelte und hatte nur Augen für die Hündin.
»Du treuloser Patron!«, lachte Gaby. »Ich dachte, du liebst nur dein Frauchen.«
»Bring ihn ins Haus«, meinte Tarzan. »Sonst geht das Ganze von vorn los.«
In diesem Augenblick kam Hilfe: Ein Mann auf einem Fahrrad.
»Da ist ja die Ausreißerin!«, rief er. Als er hielt, sprang ihm die Dogge tapsig entgegen. »Ist ja gut, Senta.«
Er nahm das Tier an die Leine.
Die Kinder erfuhren, dass der Mann aus dem Ort war. Seit zwei Stunden hätte Oskar – vom Geruch der läufigen Hündin angelockt – vor dem Gartentor gesessen. Die kleine Tochter des Hauses hatte dann unbedacht die Tür offen gelassen – nur für einen Moment. Doch das reichte. Oskar und Senta waren getürmt.
»Und was ist jetzt?«, fragte Tarzan. »Rechnen Sie mit einem Wurf Doggen-Cocker-Mischlingen?«
»Da ist nichts zu befürchten«, lachte der Mann. »Bei dem Größenunterschied konnte euer Oskar von der Liebe nur träumen. Aber jetzt müsst ihr sehr auf ihn aufpassen. Seine Nase scheint vorzüglich zu sein. Der riecht auf Kilometer, wo für ihn was zu holen ist.«
»Das hat er uns voraus«, sagte Tarzan.
Oskars glückliche Rückkehr musste gefeiert werden. Für alle Kinder, die sich an der Suche beteiligt hatten, spendierten die Freunde eine große Eisportion.
Klößchen, der von seinen reichen Eltern mit Taschengeld großzügig ausgestattet war, fuhr in den Ort, um Koteletts und Bratwürste zu kaufen – freilich nur für Gaby, Tarzan, Karl und sich selbst.
Das Ferienlager hatte einen Grillplatz. Dort entfachten die vier TKKG-Freunde am Spätnachmittag mit Holzkohle eine anheimelnde Glut. Dann zog der Duft gebratener Köstlichkeiten durch die Luft. Die Kinder ließen es sich schmecken, aber ihr Gespräch war ernst.
»Dirk Hansen weiß jetzt natürlich, dass ich zu euch gehöre«, sagte Tarzan. »Mein Zeitungs-Coup hat ihn gewarnt. Er und seine Kumpane werden vorsichtig sein. Aber ihre Rachsucht ist jetzt bestimmt noch größer – nach der Blamage am Strand vor aller Augen.«
»Vorläufig lasse ich Oskar nicht von der Leine«, sagte Gaby.
»Und wenn ich stundenlang hier im Kreis mit ihm laufe. Auslauf braucht er, aber seine Sicherheit geht vor.«
Tarzan führte gerade eine knusperige Grillwurst zum Mund, verhielt aber plötzlich – so reglos, als hätte das Würstchen sich vor seinen Augen in einen Regenwurm verwandelt.
»Himmel, bin ich ein Esel!«, meinte er erschüttert.
»Stimmt!«, sagte Gaby. Sie konnte sich das herausnehmen. Dass es nicht ernst gemeint war, verriet ihr schelmisches Lächeln.
»Wer sagt denn«, erklärte Tarzan, »dass es unbedingt die Zeitung der Hansens gewesen ist, die für den Drohbrief herhalten musste. Vielleicht hat Dirk Hansen den Brief bei seinem Freund Roloff zusammengekleistert und sie haben auch gleich dessen Zeitung genommen.«
»Richtig!«, stimmten die anderen zu.
»Ich rufe Kaus an«, sagte Tarzan und sprang auf.
Nach fünf Minuten war er zurück. »Wie ich’s mir gedacht habe: Auch die Roloffs sind KREISBOTEN-Bezieher.«
»Willst du auch Frau Roloff fragen, ob du die Zeitung kriegen kannst?«, forschte Gaby.
»Das würde nicht klappen. Aber ich werde wenigstens einen Blick in die Abfalltonne werfen.
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