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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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in der Nähe – außer einem in Hut und Regenmantel verpackten Rentner. Der saß auf einer Bank, aber auch die war reichlich 150 Meter entfernt. Und der Opa schien so kurzsichtig zu sein, dass er von der ganzen Verbrecherjagd nichts mitgekriegt hatte. Wahrscheinlich war er auch schwerhörig.
    »Rauschgift?«, dachte Tarzan. »Ob’s das ist?«
    Der Regen hatte nachgelassen. Wind strich durch den Park und schüttelte die Zweige. Unter den Bäumen war es jetzt feuchter als unter freiem Himmel.
    Tarzan beugte sich über den Papierkorb.
    Wespen krabbelten auf Bananenschalen. Zerfledderte Zeitungen hatten Regen aufgesogen. In zwei Limonadenflaschen steckten noch die rot-weiß gestreiften Plastikhalme. Das silbrige Kaugummi-Klümpchen ruhte sich auf einem Butterbrot aus. Aber wo, zum Kuckuck, war das Zeug von Kolchowski?
    Tarzan verscheuchte die Wespen. Ärgerlich summend verzichteten sie auf Gegenangriff und schwirrten zum nächsten Abfallkorb. Tarzan wühlte ein bisschen und fand – zwischen einer Zeitung – einen Briefumschlag.
    Er war schmuddelig und abgegriffen, ohne Beschriftung und offen.
    Verwundert blickte der Junge auf einen zweifach gefalteten, zerknitterten Bogen.
    Er glättete ihn. Nach dem ersten Blick auf die seltsame Zeichnung krauste Tarzan die Stirn. Was war denn das? Hatte ein Kind im Vorschulalter eine Landkarte gemalt?
    Skizzenhaft war der Verlauf der Meeresküste aufs Blatt geworfen, davor der Deich, links ein Fluss mit Brücke, rechts ein windschiefes Gebäude – offenbar vom Einsturz bedroht. Über dem Gebäude stand GASTHAUS.Aha! Auch das gestrichelte Moor war nur an seiner Beschriftung zu erkennen. Einen Namen trug’s nicht. Aber ein Weg führte durch. Dahinter war ein bisschen Wald, ein bisschen Wiese, ein bisschen Hügel – und am Fuß des Hügels türmte sich Geröll. Mitten zwischen die Steine wies ein gekrümmter Pfeil. Vor seiner Widerhaken- spitze balancierte ein fettes X auf einem Bein: Die Markierung für eine bestimmte Stelle im Geröll.
    Tarzan lehnte sein Rad an einen Baum.
    Kein Zweifel. Diese Skizze war ein Lageplan.Zu einem Versteck natürlich. War dort die Beute des Räubers?
    Von Diamanten war in der Tagesschau die Rede gewesen: Diamanten im Wert von 400 000 Mark.
    Wo Kolchowski den Überfall verübt hatte, wusste Tarzan nicht mehr. Aber das war unwichtig: Unverkennbar stellte die Zeichnung das hiesige Gebiet dar – obwohl kein Name dabeistand. Das bedeutete: Das Versteck musste in der Nähe sein.
    Zur Polizei mit der Skizze?
    Bestimmt nicht!, entschied Tarzan. WIR werden die Diamanten finden. Dann werden sie bei der Polizei abgeliefert. Das ist spannend. Vielleicht gibt’s eine Belohnung.
    Er schwang sich auf sein Stahlross.
    In Rekordzeit strampelte er zum Ferienlager zurück.
    Es war jetzt später Nachmittag. Der Himmel klarte auf, als Tarzan sein Rad hinter dem Haus abstellte.
    Das Ferienlager bestand aus einem Dutzend Häuser. Ringsum dehnte sich schönes Gelände nach drei Seiten. Auf der vierten waren der Deich und das Meer.
    Tarzan marschierte ins Haus. Sicherlich waren seine Freunde im Gemeinschaftsraum.
    Er hörte aufgeregte Stimmen. Da schien was los zu sein. Als er die Tür öffnete, stieß sie gegen ein lebendes Hindernis, das aber sofort zur Seite rückte.
    Tarzans erster Blick fiel auf Margit. Zusammengesunken saß sie in ihrem Rollstuhl. Dicke Tränen kullerten über ihr hübsches Gesicht.
    »... nicht einbilden, dass du nützlicher bist!«, rief Gaby in diesem Moment. »Du elender Mistkerl!«
    Offenbar standen die Zeichen auf Sturm. Tarzan trat ein. Wer mit Mistkerl gemeint war, zeigte sich sofort.
    Hämisch grinsend stand Lothar Habicht neben der Tür: Ein kräftiger, etwa 15-jähriger Junge mit feistem Gesicht und eng stehenden Augen. Er hatte rotblondes Haar und trug am liebsten knallrote Pullover.
    Jetzt, als er Tarzan sah, rutschte ihm das Grinsen aus dem Gesicht wie eine Schneelawine vom Dach.

    Gaby stand vor ihm, mit flammenden Augen, die Hände in die Hüften gestemmt. Hinter ihr hatten sich Karl und Klößchen aufgestellt. Auch sie mit Drohgebärden. Allerdings – im Ernstfall hätten sie gegen Lothar Habicht nichts ausrichten können.
    »Was ist denn los?«, fragte Tarzan.
    Gabys Zeigefinger zielte auf Habicht. »Er hat Margit beleidigt. Rollstuhl-Akrobatin hat er sie genannt.«
    »Unter Zeugen?«
    »Klar. Eben. Wir haben es alle gehört.«
    »Ist nicht wahr«, kreischte Habicht, der sich schon mit verdrehten Knochen in der Ecke sah. » Ich...

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