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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nach seinem Nasenfahrrad gesucht. Entdeckt wurde es von Gaby. Und siehe – die Brille war noch heil!
    Während wir ins Hallenbad gingen, hat Margit Plöner auf Oskar – Gabys schwarz-weißen Cockerspaniel – aufgepasst.Er mag Margit. Und wir mögen Margit. Margit ist prima, aber – leider – behindert. Als kleines Kind hatte sie Kinderlähmung. Jetzt ist sie 14, also ein Jahr älter als wir, aber sehr schmächtig; und ihre Beine sind so dünn wie Gabys Arme. Ganz mühsam nur kann sie sich mit zwei Krücken bewegen; und zwanzig Meter sind eine Riesenstrecke für sie. Die Krücken benutzt sie eigentlich nur im Haus. Für draußen hat sie einen Rollstuhl. Einen so genannten Sportrollstuhl, mit dem Behinderte viele Sportarten ausüben können, zu denen man die Beine nicht unbedingt braucht. Wie Tischtennis, Bogenschießen und etliche Ballspiele.
    Margit kam vorgestern an. Sie wurde von ihrer Mutter gebracht, die aber wieder wegmusste – weil sie keinen Urlaub hat und arbeitet. Margit schläft in Gabys Zimmer, und die beiden haben sich so schnell angefreundet, dass man eifersüchtig werden könnte. Ich denke mir: Weil Gaby fast immer nur mit uns Jungs zusammen ist, kommen ihre Mädchenprobleme manchmal ein bisschen zu kurz. Will sagen: Über manche Dinge kann eben ein Mädchen nur mit einem Mädchen reden. Dass sich das Thema dabei manchmal um mich dreht, habe ich an den Blicken gemerkt. Na ja, sollen sie.
    Margit sieht nett aus – mit braunem langen Haar und sehr großen dunklen Augen. Aber sie hat was Trauriges im Blick. Nicht so sehr wegen ihrer Behinderung – damit hat sie sich abgefunden –, sondern wegen der Herzlosigkeit, mit der andere sie behandeln. Es gibt sogar ein paar Idioten, die sie hänseln. Lothar Habicht aus dem Nachbarhaus soll der Schlimmste sein. Allerdings – in meinem Beisein hat er noch keine Lippe riskiert.Er ist zwar ein bulliger Typ und etwas älter als ich, abermir geht hier der Ruf voraus, dass ich ein Judo-Ass bin, was ja auch stimmt. Vorhin erzählte mir Gaby – und vor Empörung haben ihre Augen gesprüht –, es sei Margits größter Kummer, dass sich – außer uns – andere Kinder nie um sie kümmern. Sie wird einfach nicht anerkannt. Das liegt aber auch daran, meine ich, dass sie kein Selbstvertrauen hat. So, jetzt habe ich schon die dritte Seite voll geschrieben. Das genügt. Es regnet mal wieder. Gaby, Margit, Karl und Klößchen sind im Gemeinschaftsraum und machen Spiele. Ich will mal rasch in den Ort radeln und das naturwissenschaftliche Monatsmagazin kaufen, das es heute neu gibt. Außerdem habe ich Japs auf einen Milchmix.
    *
    In der Cortina-Eisbar war nichts los.
    Peter Carsten, genannt Tarzan, trank nur einen Milchshake, gab der Bedienung das Geld und ging hinaus in den Nieselregen. Eine Weile stand er an der Straßenecke und kaute seinen Kaugummi mal rechts und mal links. Seine Zeitschrift hatte er unter die Windjacke gestopft, wo ihr der Regen nichts anhaben konnte.
    Es nieselte beständig. Tarzans dunkle Locken glänzten beinahe wie Lack und dicke Tropfen rannen über sein gebräuntes Gesicht. Aber das störte ihn nicht. Er war abgehärtet wie ein Eskimo und hatte stählerne Muskeln.
    Seine Aufmerksamkeit galt dem Polizeiwagen.
    Er parkte drüben auf der anderen Straßenseite. Und das fiel auf. Denn dort, im Halteverbot, war sonst nie einer.
    Na ja, dachte er, warum sollen die nicht auch mal falsch parken.
    Er nahm sein Rad, stieg aber nicht auf, sondern schob’s um die Ecke.Im Moment hatte er’s nicht eilig. Ins Ferienlager kam er immer noch rechtzeitig.
    Während er weiterging, steckte er eine Hand in die Tasche,wo sein Münzgeld klimperte. Er zählte. Blind konnte er das. Fünf Mark und achtzig Pfennig. Der Rest für diese Woche. Nicht gerade viel, dachte er, wenn man Ferien hat und das Wetter verrückt spielt.
    Die Straße, die er jetzt entlangtrottete, war wenig belebt. Auf dem Bolzplatz im Park stritten tschilpende Sperlinge um aufgeweichtes Futter. Ein paar Spaziergänger gingen über Kieswege und hielten Regenschirme über sich. Dann begann eine dichte Hecke, die den Park von der Straße trennte.
    Als Tarzan an der Telefonzelle vorbeikam, hatte sein Kaugummi keinen Geschmack mehr. Gezielt spuckte er ihn gegen die gelbe Zelle.
    Plobb! Der Gummi klebte am Türrahmen.
    Dass jemand in der Zelle stand, bemerkte Tarzan erst jetzt. Der Mann hatte es gehört. Mit finsterem Gesicht drehte er sich um.
    Tarzan war schon ein paar Schritte weiter. Aber jetzt meldete

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