Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
vermutete er, dass sie das Thema nicht vertiefen wollte. Aber es interessierte ihn. Aus irgendeinem unerfindlichem Grund wollte er wissen, was in ihrem Kopf vorging, und jetzt, wo er so nah dran war, etwas Entscheidendes zu erfahren, war er nicht gewillt aufzugeben.
„Was ist damals passiert?“ erkundigte er sich so beiläufig wie möglich.
„Eines Tages haben mich nach der Schule zwei Männer entführt und in einem verlassenen Haus tagelang in einem dunklen Schrank gefangen gehalten. Sie ließen mich erst frei, nachdem Dad das Lösegeld bezahlt hatte.“
Das erklärte ihre panische Angst vor der Dunkelheit.
„Haben Sie dich auch vergewaltigt?“ Jetzt bemühte sich Grant nicht mehr, seine Betroffenheit zu verbergen.
„Nein, das nicht. Sie haben mich einfach nur in diesem Schrank gesperrt. Es war so entsetzlich dunkel.“
„Erzähl mir noch mehr davon“, bat er.
Sie zuckte die Schultern. „Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
„Hat dein Vater das Lösegeld gleich bezahlt?“
„Ja. Aber Dad schaltete die Polizei ein, und es war ein Glück, dass er es tat. Ich hörte nämlich, wie sich die beiden Männer darüber unterhielten, wie sie meine Leiche am besten beseitigenkönnten, weil ich sie gesehen hatte und identifizieren konnte.“ Sie senkte den Kopf und starrte konzentriert auf den Erdboden, als ob das, was sie ihm erzählen wollte, dort geschrieben stünde. „Glücklicherweise fand die Polizei schnell heraus, wo man mich gefangen hielt, und postierte Scharfschützen um das Haus. So nahm schließlich für mich doch noch alles ein gutes Ende.“
Jane zuckte die Schultern, dann holte sie tief Luft. „Die beiden Männer wurden bei der Schießerei getötet. Sie versuchten, mit mir zusammen aus dem Haus zu entkommen, und dann ... dann war plötzlich alles voller ... voller Blut. Einer der Polizisten hatte den Mann, der mich als Schutzschild vor sich hielt, in den Kopf geschossen ... sein Blut spritzte über mich ... mein Gesicht ... mein Haar ...“ Jane schluckte schwer.
Für einen Moment sah Grant, wie sich die grauenhafte Panik, die sie damals empfunden hatte, auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Und ihm fiel die Boa ein, der er den Kopf abgeschlagen hatte, und Janes Reaktion auf das viele Blut. Er sah, wie sie gegen ihre Angst ankämpfte und sich bemühte, die Schatten zurückzudrängen.
Einen Augenblick später hatte sie sich wieder in der Gewalt und bewerkstelligte sogar ein kleines Lächeln. „Okay, jetzt bist du dran. Erzähl mir etwas von dir.“
Früher wäre er angesichts dieser Frage nicht zurückgeschreckt. Sein Leben war sein Leben, und er akzeptierte es, mit all den brutalen Erinnerungen, die dazugehörten. Sie waren ein Teil von ihm, waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, gehörten zu ihm wie die Farbe seiner Augen oder die Gestalt seines Körpers. Aber wenn er in Janes unschuldiges Gesicht schaute, wusste er, dass er ihr nicht einmal in Ansätzen von dem Leben erzählen konnte, das er geführt hatte. Janes Augen waren so rein und klar wie ein Bergbach und wussten nichts von der Schlechtigkeit der Welt. Das, was sie durchgemacht hatte, schien ihr inneres Wesen nicht berührt zu haben, bis auf die Tatsache, dass sie – wahrscheinlich durch die Schrecken, die ihr widerfahren waren– zu einem der mutigsten Menschen geworden war, die er kannte.
„Ich habe nichts zu erzählen“, gab er mild zurück.
„Doch, das hast du. Ganz bestimmt.“ Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn an. Wenn dieser Mann nichts zu erzählen hatte, würde sie ihre Stiefel fressen. Wie zur Bestätigung ließ sie ihren Blick über ihr Schuhwerk wandern, das im Moment grün und schlammverschmiert war. Igittigitt. Nicht einmal ein Ziegenbock würde sich herablassen, daran herumzuknabbern. Gleich darauf richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Grant. Sein Gesicht war hart, und einige Narben zeugten von einem gefährlichen Leben. Seine Haut war bronzefarben, und die hellen wachsamen bernsteinfarbenen Augen erinnerten an die eines Adlers oder eines Löwen.
„Bist du ein Agent?“ forschte sie neugierig. Die Idee, er könnte ein Söldner sein, hatte sie mittlerweile verworfen.
Er verzog den Mund. „Nein.“
„Okay, dann lass es mich andersrum versuchen. Warst du ein Agent?“
„Was denn für ein Agent?“
„Hör auf mir auszuweichen. Du weißt genau, was ich meine.
Ich rede von diesen Männern in Trenchcoats, die vierzig Pässe mit sich rumschleppen, um sich, je nach Gelegenheit, mit
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