Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Titel: Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Rammstedt
Vom Netzwerk:
abrupt
endeten, als er von einer Harpune durchbohrt wurde, weil er sich zu fein war, auch nur eine einzige Mail zu
beantworten«. Ich frage sofort meinen Verlag, ob man den Titel noch ändern
kann. Das mache ich, Herr Willis, das mache ich auf der Stelle.
    »Ihr«
    Tilman Rammstedt
    Einmal sprang mein ehemaliger Bankberater mitten im Gespräch
auf und lief schnell nach draußen. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen«, sagte
er entschuldigend, als er kurz darauf in sein Büro zurückkam. Er wirkte
abwesend bei diesem Termin, noch abwesender als sonst, und ich hoffte,
dass er, was immer er auch zu sehen geglaubt hatte, tatsächlich gesehen hatte,
und dass es sehr schön gewesen war.

Sehr geehrter Herr Willis,
    angeblich kann man den Titel nicht mehr ändern. Angeblich
soll ich mich lieber darauf konzentrieren, das Buch schleunigst zu beenden. Angeblich
soll ich auch nicht mehr dauernd im Verlag anrufen. Ich soll auch nicht mehr
bei meiner Frau anrufen. Ich soll nicht mehr bei der Schwester meiner Frau
anrufen, nicht mehr beim Finanzamt, nicht mehr bei der Hotline meines
Internetanbieters und nicht mehr bei meinem Hausarzt, auch nicht privat.
    Ich muss also schon wieder alles allein ausbaden, was Sie nicht
hinbekommen, Herr Willis. Schönen Dank auch.
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    Wir hätten wirklich viel gemeinsam, sagte mein ehemaliger
Bankberater. »Zum Beispiel mögen wir beide keine Tomaten.« Ich mochte Tomaten.
Und als ich ihm das sagte, strahlte mich mein ehemaliger Bankberater an. »Sehen
Sie«, sagte er. »Ich auch.« Wir saßen uns gegenüber, weniger als einen Meter
Abstand zwischen uns, ich fühlte mich ihm nah.

Sehr geehrter Herr Willis,
    so, ich habe die Lösung. Ich weiß jetzt, wo wir das
glückliche Ende finden. Wegen all dem Ärger um mich herum habe ich einfach
nicht klar denken können. Dabei ist es doch vollkommen offensichtlich.
    Wenn Sie sich weigern, mein Bankberater zu sein, bedeutet das, dass
er ganz auf sich gestellt war beim Überfall. Das bedeutet, dass er mit
Sicherheit nicht wieder heil aus der Bank rausgekommen ist. Er hatte nicht den
Hauch einer Chance. In Sekundenschnelle ist er verhaftet worden, da mussten gar
keine schwarz gepolsterten Spezialeinheiten anrücken, da reichte ein
Streifenpolizist, ein 21jähriger in der Probezeit, der eigentlich nur schnell
Geld abheben wollte. Und bevor der überhaupt wusste, was los war, hatte mein
Bankberater schon die Hände erhoben, hatte »Ich bin unbewaffnet« gerufen und,
damit das auch stimmte, schnell den Revolver weggeworfen. So war es leider,
Herr Willis. Und leider hat er den Revolver etwas zu schnell weggeworfen,
leider hat sich dabei ein Schuss gelöst und meinen Bankberater in den
Oberschenkel getroffen, genau an der Stelle, an der auch Sie getroffen wurden.
Wenigstens das haben Sie mit ihm noch gemeinsam.
    Und jetzt liegt mein Bankberater also zweifellos auf der Krankenstation
eines Gefängnisses, und neben ihm liegt irgendein Kleindealer namens Richard,
der gerne Rico genannt werden will, was aber niemand tut, und übt den ganzen Tag,
seine Fingerknochen knacken zu lassen. Mein Bankberater starrt unentwegt an die
Decke, er kennt die Decke schon auswendig, und er rechnet mit allem, nur nicht
mit einem glücklichen Ende.
    Wir haben keine Wahl, Herr Willis. Wir müssen ihn befreien. Wir
müssen ihn retten. Natürlich müssen wir das, irgendeiner muss hier schließlich
gerettet werden. Ohne Rettung gibt es nun einmal kein glückliches Ende.
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    Man könne das Wachstum gar nicht verhindern, erklärte mir
mein ehemaliger Bankberater. »Wenn die Wirtschaft schrumpft, wachsen die
Schulden. Wenn die Haare ausfallen, wächst die Glatze. Wenn die Handys kleiner
werden, dann wächst halt die Fläche um die Handys herum.« Auch mein Geld sei
also nicht direkt weg, ich hätte dafür etwas anderes bekommen. »Nun müssen wir
nur noch herausfinden, was das ist«, sagte er und klopfte mir auf die Schulter.
»Ist das nicht aufregend?«, fragte er. Ich weiß nicht mehr, ob ich
nickte.

Sehr geehrter Herr Willis,
    ja, ich weiß, das verzögert jetzt noch einmal alles, aber das
kann ich leider nicht ändern, das haben Sie sich ganz allein zuzuschreiben. Die
vierundzwanzig Stunden beginnen genau jetzt.
    Und es ist mir auch vollkommen egal, wie Sie uns vom See
herunterbekommen, das ist jetzt nur noch eine lästige Pflicht, das können Sie
mir alles später erzählen, wenn wir Zeit dafür haben.
    Wahrscheinlich sind wir in letzter Sekunde

Weitere Kostenlose Bücher