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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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mit den Schultern.

    Opa deutete auf einen Baum in seiner Spielzeugstadt. »Weißt du, wie groß der ist?«
    »Etwa zehn Zentimeter?«
    »Ich meine, im richtigen Leben. Wenn genau dieser Baum draußen vor unserer Tür wachsen würde, wie groß wäre er dann?«
    Knifflig. Daneben standen ein Modell-VW und eine Mutter mit einem Jungen an der Hand. Ich schätzte deren Größe, übertrug das auf den Baum und riet: »Zehn Meter? Vielleicht etwas mehr?«
    »Nicht schlecht. Der Maßstab ist 1:87. Der Hund hier ist einen Zentimeter hoch. Im echten Leben wäre er 87 Zentimeter hoch. Alle meine Modelle sind im selben Maßstab gebaut. Schau mal da durch!«
    Er hielt mir einen leeren Bilderrahmen hin und ich blickte durch diesen auf Opas Stadt. »Sieht aus wie ein Foto einer richtigen Stadt, nicht wahr?«
    Erleuchtung!
    Die Wollebachritter trafen sich wieder an der Platane.
    »Die Krone ist noch nicht drauf, ich muss noch weiter zurück«, rief Olli und ging vorsichtig ein paar Schritte rückwärts. In der Hand hielt er die Olympus seines Vaters. Mit nur vier Megapixeln war sie total veraltet, dennoch hatte Ollis Vater ihn eindringlich um Vorsicht gebeten. Olli ließ den Monitor der Digitalkamera nicht aus den Augen. »So ist gut! Nun stellt euch gerade hin. Nicht so verklemmt. Lächeln.« Klick. »Das war nichts. Noch mal. Tanja, hak dich mal bei Simon ein.« Klick. »Super! Nun schnell zu mir, da drucken wir es aus.«
    Etwas später hockten wir vor der Platane und vor uns lag das Foto. Die Krone hatte bei Weitem nicht draufgepasst, aber der Stamm war komplett zu sehen. Ich nahm das Lineal und legte es an. »Tanja ist auf diesem Bild zweieinhalb Zentimeter groß und der Ast wächst in ... Moment ... zehn Zentimetern Höhe aus dem Stamm.«
    »Wie groß bist du in echt?«, fragte Olli.
    »1,55 Meter. Das müssen wir mal vier nehmen.«
    »Wieso?«, fragte Olli.
    »Weil der Ast viermal so hoch hängt, wie Tanja groß ist«, erklärte ich und erntete ein anerkennendes Nicken von ihr. »Etwa sechs Meter.«
    »Natürlich«, schloss Olli.
    Keine Frage, wir fühlten uns mächtig klug. Dreimal hatten wir einen Baum ausgemessen, der viel höher war, als wir jemals hinaufreichen konnten, und wir hatten der Versuchung widerstanden, Wikipedia zu fragen. Das sollte uns erst einmal jemand nachmachen. Entsprechend schritten wir mit stolzgeschwellter Brust zu Opa, zeigten ihm das Foto und unsere Berechnung und badeten in seinem Lob. Er fuhr noch am selben Tag mit uns zum Baumarkt und bald hing die Strickleiter von der Platane und die Wollebachritter befuhren den stürmischen Bodensee.

Die Silberfee von Wollebach
    »Alarm! Alarm!«, schrie Olli, der mit den Armen wedelnd die Straße heruntergerannt kam. »Raubritter haben unsere Prinzessin entführt!« Er deutete über die Wiese und reichte mir Balmung. »Schnell hinterher, Siegfried!«
    Johlend verfolgten wir die Raubritter. Pfeile flogen, Armbrustbolzen fetzten Rinde von den Bäumen und blieben vor uns im Boden stecken. Wir rannten im Zickzack, warfen uns hinter Büschen in Deckung und schossen nun selber mit Pfeilen auf die Übeltäter.
    Olli kam mit seinen Pummelbeinen kaum hinterher. »Wir müssen uns beeilen«, rief ich. »Da drüben stehen ihre Pferde, die dürfen sie nicht erreichen.« Von Baumstamm zu Baumstamm rannten wir und wichen dem gegnerischen Pfeilregen nur knapp aus.
    »Da rüber!«, schrie Olli und zeigte auf einen kleinen Schuppen an einer Hausmauer.
    Die perfekte Deckung. Mit zwei Sätzen hastete ich durch einen Vorgarten. Dornen kratzten mir über den Handrücken. Ich schaute zu Olli. Der stand wie vom Blitz geschlagen da und starrte zu mir.
    »Lausebengel!«, keifte eine kratzige Stimme.
    Ich wirbelte herum.
    Eine uralte Frau lehnte aus dem Fenster und zeigte mit ihrem Finger auf mich. »Raus aus meinem Garten, du Rotzlümmel! Na warte!«
    Ich gab Fersengeld und rannte hinter Olli her, dem scheinbar Flügel gewachsen waren. Ich traf ihn in sicherer Entfernung geduckt hinter einer Gartenmauer. »Wer war das?«, fragte ich. Mein Herz pumpte wie wild.
    »Mensch, hast du eine Suppe gehabt, dass die dich nicht versteinert hat.«
    »Versteinert?«
    Olli nickte ernst. »Oder Schlimmeres. Das ist die alte Ursel mit dem Giftblick! Die baut sich ihre Möbel aus gebleichten Kinderknochen. Von ihren Opfern, weißt du.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte ich und fühlte ihren Giftblick in meinem Genick.
    Vorsichtig sah ich in Richtung des

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