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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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an der Hundertjahreiche gefunden haben, erreichen wir hinter der nächsten Biegung die beiden Türen«, erklärte ich.
    So kam es. Die Türen waren wohl erst nachträglich in die Stadtmauer eingebaut worden, als es schon lange keine angreifenden Sarazenenheere mehr gab. Sie führten wahrscheinlich zu Schrebergärten auf der anderen Seite der Mauer, vielleicht aber auch in ein paralleles Universum. Das nahm zumindest Olli an. Ich glaubte eher an die Schrebergärten.
    Vor den Türen, die mit 1 und 2 markiert waren, standen wieder die beiden Wachen mit den mächtigen Keulen und dichten Vollbärten. Ihre Füße steckten in Turnschuhen und beide trugen bedruckte T-Shirts, auf denen zu lesen war: »Der andere lügt!«
    Vorsichtig gingen wir näher.
    »Toll, zwei Lügenbolde«, flüsterte Olli und schnaufte verächtlich.
    »Ist einer von euch der Prinz von Wollebach, der Schlüsselträger?«, fragte der Linke.
    »Das wisst ihr doch!«, rief ich und hielt das Kupferarmband hoch. »Ihr habt mir erst letztens den Schlüssel gegeben.« Ich deutete auf die Kette um meinen Hals.
    »Das waren die Hundertjahreichenwachen«, hielt der Linke entgegen. »Wir sind die Torwächter.«
    »Die sahen aber genauso aus«, raunte Olli in mein Ohr.
    »Weißt du noch, was Herr Würde gesagt hat?«, flüsterte ich. »Vor ein paar Hundert Jahren gab es nur wenige Gesichter und sie ähnelten einander – mehr oder weniger.«
    Zu den Wachen: »Ich habe einen Schlüssel ... für eine dieser Türen, nehme ich an.«
    Die Wachen traten enger zusammen und kreuzten ihre Keulen vor mir.
    »Eine Tür führt zum Schatz«, brummte der Linke.
    »Eine führt in den Tod!«, sagte der Rechte mit Raspelstimme.
    »Meinetwegen«, entgegnete ich. »Welche führt zum Schatz?«, fragte ich und ahnte schon, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
    »Einer von uns lügt ...«, begann der Linke.
    »... einer sagt die Wahrheit«, vollendete der Rechte.
    Ich runzelte die Stirn. Worauf wollten die hinaus? »Nun gut, kann mir der Wahrheitsliebende von euch die richtige Tür zeigen?«
    Die Wachen deuteten auf verschiedene Türen.
    »Bemüht euch nicht«, rief Olli. »Du versuchst einfach den Schlüssel. Der passt sicher nur in ein Schloss.«
    Gute Idee. Aber die Wachen waren damit leider nicht einverstanden.
    »Du darfst uns eine Frage stellen«, erklärte der Rechte.
    »Daraufhin musst du dich für eine Tür entscheiden«, fügte der Linke hinzu.
    »Wählst du die richtige, ist der Schatz dein.«
    »Wählst du die falsche ...« Die Wache fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle.
    »Kinderkram!«, rief Olli und klatschte in die Hände. »Wir fragen einfach den Lügenbold, welche Tür zum Schatz führt, und nehmen die andere!«
    Die Wachen grinsten.
    »Also, wer ist der Lügner?«, fragte Olli.
    »Nur der Schlüsselträger darf uns etwas fragen«, antworteten die Wachen gleichzeitig. »Immerhin ist es sein Kopf, der rollen wird, wenn er sich in der Tür irrt«, vollendete der Rechte.
    Ich hielt Olli zurück. »Vielleicht sollten wir darüber lieber etwas nachdenken. Schau, wenn du deine Frage stellst, dann deutet der Lügner auf den Wahrheitssprechenden und umgekehrt.«
    »Wer ist denn nun der Lügner?«, fragte Olli verwirrt.
    »Einer von den beiden. Das ist eben die Frage.«
    »Ich hab’s schon wieder! Pass auf. Der Trick ist, sich um die Frage zu drücken! Triff einfach eine Aussage!«
    Stimmt, das konnte ich versuchen.
    »Der Himmel ist blau«, sagte ich. Die Wachen blieben stumm.
    »Katzen haben Krallen. Ein Rad ist rund und Herr Würde ein guter Holzschnitzer.«
    Die Wachen schauten sich verwundert an.
    »Und was bringt mir das?«, fragte ich leise Olli.
    »Ich lese ihre Reaktionen und schließe aufgrund ihrer Mimik, wer der Lügner ist. Zum Beispiel: Als du vom blauen Himmel geredet hast, hat der Linke gelächelt. Der sagt also die Wahrheit!«
    Diese Logik erschloss sich mir nicht und ich nahm mir vor, vorsichtig zu bleiben. Die Wachen hatten jedenfalls ihren Spaß. Je länger wir grübelten, desto breiter wurde ihr Grinsen. Ich beschloss zu gehen. Den Kopf konnten wir uns auch woanders zerbrechen, ohne uns lächerlich zu machen, zum Beispiel zu Hause bei einem Stück Kuchen und einem Schluck Kakao.
    »Sterbe ich, wenn ich durch diese Tür gehe, ist die Frage«, überlegte Olli laut. »Angenommen, ich stelle sie dem Lügner und deute auf die Todestür, dann sagt der nein und dann heißt das ja. Wende ich mich jedoch an den Ehrlichen, dann sagt der ja und dann

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