Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Limo, und gerade als ich in zehn Stangen gleichzeitig biss, löste sich das Rätsel anscheinend von selber in meinem Kopf.
»Du hast es auch herausgefunden?«, fragte Olli, als wir am nächsten Tag auf dem Weg zu den Torwachen liefen.
Tanja trottete neben uns her und Olli fand es spitze, dass alles wieder so war wie am Beginn der Sommerferien.
Die Wachen erwarteten uns schon. »Nun?«, brummte die linke.
Ich trat vor, konzentrierte mich und hustete nervös. An die rechte Wache gewandt, fragte ich: »Wenn ich linke Wache frage, ob die linke Tür den Tod bringt, was bekomme ich zur Antwort?«
Die Wache runzelte die Stirn und blickte zu ihrem Wachkollegen. Sie steckten die Köpfe zusammen und berieten sich leise.
Nun stellte sich die rechte Wache gerade und steif auf, ergriff die Keule und antwortete: »Nein!«
Ich packte selbstbewusst den Schlüssel und schloss die rechte Tür auf. Die Wachen nickten mir anerkennend zu. »Ein wahrer Prinz«, sagte die eine bewundernd.
In einer Kiste fand ich einen armlangen Stab, wunderschön mit Blattschnitzereien verziert. Das untere Ende steckte in einer Schutzkappe, das obere war eine Kugel aus Milchglas. Ich zog die Kappe ab und erkannte ein Gewinde wie das einer Glühbirne.
Wir machten uns auf den Heimweg.
»Ein wahrer Prinz!«, hat die Wache gesagt. Ich war mächtig stolz auf mich, doch Olli dämpfte meinen Enthusiasmus. »Das war die Lügenwache«, bemerkte er.
»Toll!«, rief Olli und schaute sich den Stab an, während Tanja und ich die Karte studierten, die wir ebenfalls in der Kiste gefunden hatten. »Das ist der Bergfried der Westerburg«, sagte Tanja. Ich hielt den Schlüssel hoch, um den die Karte gefaltet war, und schaute sie fragend an. Tanja schaute ratlos zurück.
Hatte Olli nun geschummelt oder nicht? Diese Frage ließ mich nicht los und abends brachte ich es am Essenstisch zur Sprache.
»Und was ist, wenn er die Lösung im Internet gefunden hat?«, fragte Oma.
Keine Ahnung. Ich würde ihn zur Rede stellen. Dazu musste ich aber erst einmal herausfinden, ob er nicht vielleicht doch eine Inspiration gehabt hatte. Nur wie?
»Nicht fern von hier gibt es eine Höhle«, begann Opa. »In der lebte einmal ein furchtbarer Drachen mit einem reichen Hort. Viele Ritter versuchten, entweder das Schuppentier zu erlegen oder zumindest etwas vom Gold zu stehlen.«
»Wo genau war die Höhle?«
Opa deutete aus dem Fenster. »In Richtung Westerburg, nur einen Berg weiter. Drachen sagen immer die Wahrheit und unser spezieller Freund hatte die Vorliebe, mit seinen Opfern zu spielen. Jeder Ritter, der ihm in die Fänge geriet, durfte eine Aussage treffen. Stimmte sie, so wurde er vom Feueratem des Drachen gebraten. Stimmte sie nicht, so wurde er gefressen.«
»Die Qual der Wahl«, sagte ich und schmunzelte.
»Ritter Kunibert von Kassel fand sich in ebenjener Situation wieder. Der Drache ragte hoch über ihm auf und wartete auf die Aussage des Ritters. Dieser hatte weder Lust, gebraten noch gefressen zu werden, und überlegte lange. Schließlich sagte er ... und durfte gehen. Was ist die Lösung?«
»Spielt es auf dieser Welt?«, fragte ich.
Opa sah mich verwundert an. »Was spielt das für eine Rolle? Außerdem habe ich doch gesagt, dass die Drachenhöhle nicht weit von hier lag.«
Stimmt. Ha! Wie Drachenschuppen fiel es mir von den Augen. »Ich werde gefressen!«
Opa schmunzelte und nickte.
»Einfach!«, rief ich aufgeregt. »War genauso wie das Rätsel mit den Wachen. Eine Verknüpfung eben. Du musst mir schon ein anderes Rätsel stellen.«
Opa schüttelte mit dem Kopf. »Nein, muss ich nicht.« Im Fernsehen startete Axel Richter gerade eine Verfolgungsjagd und wir redeten nicht mehr über Rätsel.
Wie das aber immer so war mit Denknüssen, sie ließen mich nicht los. Ich lag schon im Bett und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Auf einmal musste ich lächeln. Darauf hatte Opa also hinausgewollt, dachte ich und schlief ein.
Als ich Olli am nächsten Tag traf, stellte ich ihm das Drachenrätsel. Er gab sich große Mühe und erfand wahrlich abenteuerliche Aussagen. Dennoch wurde er immer entweder gefressen oder gebraten. Wir verabschiedeten uns am Nachmittag, und ich musste nicht lange warten, bis er mich mit der Lösung anrief.
Ich beließ es dabei. Er hatte wirklich schwer darüber gebrütet und sich alle Mühe gegeben. Und wenn mir wirklich einmal daran liegen sollte, dass er etwas ohne fremde Hilfe schaffte, dann legte ich das eben in den
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