Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
eigentlich aufhalten sollen. Und warum scheint jeder besser darüber Bescheid zu wissen als ich?«
Opa brummte und strich sich über den Bart. »Du hast recht, es ist eine unheimlich komplizierte Aufgabe.«
»Was meinte der Holzschnitzer eigentlich damit, dass viele vor uns gescheitert seien?«, fragte Olli.
Opa atmete schwer ein und noch schwerer wieder aus. »Ihr seid nicht die Ersten, die sich daranwagen, die Sarazenen zu besiegen. Im Laufe der Jahrhunderte wachten immer wieder Teile des feindlichen Heeres auf, und nicht immer waren die Wollebachritter erfolgreich, sie zu bannen.«
»Es gab andere Ritter vor uns?« Ich schnaufte überrascht.
»Was ist mit denen geschehen, die es nicht geschafft haben?«, fragte Olli.
Opa schwieg bedeutungsvoll. »Was hältst du von einem Rätsel?«, fragte er und blickte erst Olli, dann mich an.
»Klar, ich kenne eins!«, rief Olli. »Was ist weiß und sitzt in der Ecke?«
»Keine Ahnung«, antworteten Opa und ich gleichzeitig.
»Ein schüchterner Schluck Milch«, antwortete er und lachte dünn.
»Das ist nicht komisch«, entgegnete ich.
Opa schürzte nur die Lippen.
Olli verstummte.
»Nein, ist es nicht. Mein Vater hat sich darüber allerdings kaputt gelacht.«
»Erwachsene!«, sagte ich nur. »Jetzt ich: Julia steht in der Tür zum Wohnzimmer und sieht Romeo tot in einer Wasserlache liegen. Was ist geschehen?«.
»Einfach!«, rief er. »Das Wasser war mal ein Eisblock und er ist draufgestiegen und hat sich erhängt.«
»Nein.«
»Das Wasser war ein Eiszapfen, der ihm von einem Räuber ins Herz gerammt worden ist.«
»Falsch.«
»Das Wasser ist gar kein Wasser, sondern Säure und Romeo wurde darin aufgelöst.«
»Ziemlich weit hergeholt, findest du nicht?«
»Romeo ist hingefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen. Dabei wurde er ohnmächtig und ist mit der Nase im Wasser liegen geblieben. Er ist ertrunken.«
So ging das weiter, bis es beinahe Mittag war. Olli erfand noch viel abwegigere Geschichten als ich und vergaß, aufs Wesentliche zu achten. Opa hatte sich zurückgelehnt und genoss unser Ratespiel.
»Das ist unlösbar. Total unlogisch.« behauptete Olli, nachdem er nicht mehr weiterwusste.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, du denkst nur zu verdreht.«
»Verdreht! Von wegen. Der blöde Romeo hat sich doch selbst erdolcht, oder? Da war nix mit Wasser.«
»Genau.«
Olli leckte den Teller leer und stand auf. »Muss los. Wie ist denn nun die Lösung?«
Ich zuckte nur mit den Schultern und brachte Olli zur Tür.
»Wie, du verrätst sie mir nicht?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dummes Rätsel!«, schimpfte Olli und verabschiedete sich.
»Olli hat noch mehr Fantasie als du!«, bemerkte Opa, als ich zurück in die Küche kam. »So viel Fantasie, dass er den Pfad in die reale Welt manchmal nicht mehr wiederzufinden scheint.«
»Deswegen kann man mit ihm ja so toll spielen!« Ich verteidigte meinen Freund. Opa nickte nur und lächelte.
Diesen Abend geschah etwas Seltsames: Ich lag schon im Bett, da klingelte das Telefon.
»Für dich!«, rief Oma. Es war Olli.
»Simon?«, begann er. »Dein Rätsel ist mir die ganze Zeit im Kopf herumgeschwirrt. Ich konnte mich auf gar nichts mehr konzentrieren. Nicht mal mehr auf Star Wars – The Game! Also habe ich mir meine Inspirationsmütze aufgesetzt und gewartet. Und plötzlich ... hör zu.«
Er stellte mir eine Frage.
»Ja«, antwortete ich.
Er jubelte. Noch eine Frage.
»Stimmt auch.«
Noch eine.
»Das ist die Lösung!«, antwortete ich verblüfft. Ich gratulierte ihm. »Bis morgen«, antwortete er und wünschte mir eine gute Nacht.
Oma lud ihre selbst gebackenen Guten-Morgen-Pfannkuchen auf meinen Teller. Dazu gab es geschnittene Früchte in Joghurt und ein Glas warme Milch mit Honig. Opa aß hartes Brot mit Salami und trank seinen Kaffee schwarz, Oma liebte ein weiches Ei zum Frühstück, dazu Toast und Butter.
»Was steht heute auf dem Angriffsplan der Wollebachritter?«, fragte Opa und schielte nach seiner Zeitung. Oma schüttelte den Kopf und ihre Augen wiesen ihn zurecht: Nicht beim Essen!
»Wir wollen zur Stadtmauer, das nächste Rätsel lösen.« Ich dachte an Olli und da fiel mir sein Anruf von gestern Abend wieder ein. Sollte ich das mit meinen Großeltern bereden? Eigentlich hatte Olli nur ein Rätsel gelöst, ganz normal. Aber ich bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass er vielleicht geschummelt hatte.
Nachdem Opa den Kaffee und ich die Milch geleert hatte, schaute er Oma an, diese
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