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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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begann ein Jubelgeschrei, als wir uns näherten. Der Jüngste, Theo, konnte nicht älter als sechs oder sieben sein, die Älteste, Sandra, war immer noch jünger als ich.
    »Wir sind die Westergarde«, stellte ein Rotschopf die Bande vor. Sommersprossen hatten sein ganzes Gesicht erobert. »Ich bin Hauptmann Friedrich.«
    Sie alle waren die letzten Tage aus Zeltlagern, Sommercamps oder Strandurlauben zurückgekommen und hatten mit Freude erfahren, dass sie Nachfahren berühmter Westerburger Leibwachen waren. »Unsere Lebensaufgabe ist es, den Prinzen zu beschützen.«
    Ich strahlte. Meine eigene Leibgarde.
    »Von wem habt ihr das denn erfahren?«, fragte Tanja.
    Sandra verbeugte sich. Sie hatte ihre Zöpfe hinterm Kopf festgebunden und trug kurze Lederhosen. In der Hand hielt sie eine Trommel. »Der weise Ratgeber des Prinzen«, erklärte sie und jemand aus der Menge rief: »Dein Opa!«
    Ein lustiger Zug betrat den Wald. Wir sangen, tröteten, trommelten, ratterten und knatterten, hupten und klingelten und dazu schwang ich meinen Stab im Takt. Doch bald erklang unsere Musik immer leiser, bis sie schließlich ganz verstummte. Der Wald hatte sich verändert. Die Sonne hatte ihre Schwierigkeiten, das Blätterdach zu durchdringen, sämtliche Geräusche erschienen uns gedämpft, als würden wir auf Watte laufen.
    Tanja fand eine Fußspur auf dem Weg, von einem großen und mit Krallen bewehrten Wesen. Theo fing an zu weinen. Olli trat zu ihm und legte ihm demonstrativ die Hand auf die Schulter. »Wir halten zusammen«, sagte er und hakte den Jüngeren unter.
    An den Sarazenenbäumen wagten wir uns nicht vorbei. Stattdessen stolperten wir auf einem Umweg durchs Unterholz. Als wir einmal eine Gestalt mit Holzmaske und weitem Mantel sahen, rutschte uns fast das Herz und dem kleinen Theo noch etwas anderes in die Hose. Sofort hoben wir unsere Musikinstrumente und vertrieben den Geist oder was auch immer es sonst gewesen war.
    Wir erreichten den Bergfried.
    Unsere Garde stellte sich wachsam vor dem Eingang auf, während Olli, Tanja und ich die Stufen zur Plattform erklommen. Oben erwartete uns Abrakadabrus schon. Wir zeigten ihm die Kerzenstummel und Ollis Sanduhr, und er verbeugte sich vor uns mit Hochachtung.
    Tanja zündete ihre Kerze an, während Olli Sand in den Trichter schüttete und ich gleichzeitig den Wasserhahn öffnete. Ein müdes Rinnsal quälte sich hervor, folgte den Röhren und tropfte in die Schale. Tanjas Kerze und Ollis Sanduhr zeigten beinahe dieselbe Zeit an und sie riefen: »Stopp!«
    Ich drehte den Wasserhahn zu. Noch bevor die letzten Tropfen die Schale erreichten, senkte sich diese und wir hörten ein Klack! Die vordere Seite der Truhe sprang auf und gab ein Gewinde frei, ähnlich dem einer Glühlampe.
    Ich wusste sofort, was zu tun war. Flugs nahm ich die Kappe vom Ende meines Stabs ab und schraubte ihn in das Gewinde, und auf einmal begann die Spitze des Zepters zu leuchten.
    »Wow!«, riefen wir gleichzeitig.
    »Das Feuer des Westerprinzen«, flüsterte Abrakadabrus andächtig. Er griff mich am Oberarm und schaute mir tief in die Augen: »Nutze das Feuer, um die Westerburger aufzuwecken, wenn die Sarazenen angreifen. Sieh, der Kalender!« Er deutete auf die Kiste. Tanja bückte sich und holte einen vergilbten Zettel hervor. »Das ist in drei Tagen!«, rief sie und hielt mir das Kalenderblatt entgegen.
    Draußen ertönten Hupen und Tröten und Klingeln.
    »Unsere Freunde brauchen Hilfe!«, rief Olli, hob seine Ratterknatter und rannte hinab.
    Abrakadabrus nickte uns aufmunternd zu. »In drei Tagen, wenn der Angriff beginnt, lasst die Flamme der Westerburg erstrahlen!«
    Wir schauten aus dem Turm. Unsere Wachen standen im Kreis und machten Musik, von einem Angriff keine Spur. Kurz darauf stolperte Olli erschöpft auf den Burgplatz, die Ratterknatter zum Rattern erhoben.
    Tanja und ich ließen uns mit dem Abstieg Zeit. Wir genossen es, alleine zu sein. Auf halbem Wege räusperte ich mich und sagte: »Darf ich dich mal etwas fragen?«
    Tanja nickte.
    »Warum sagst du immer, dein Vater sei Mathelehrer? Ist er doch gar nicht.«
    Tanja blieb stehen. »Weil mir Mathe Spaß macht«, sagte sie mit leiser Stimme. »Und Physik auch.«
    Ich verstand nicht. »Und?«
    »Ich möchte nicht, dass du mich für eine Streberin hältst.«
    Das verblüffte mich zuerst, aber schließlich verstand ich Tanja. »Ich finde das toll, dass du so gut rechnen kannst.«
    Tanja lächelte. Ich errötete.
    Den weiteren Abstieg

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