Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
verbrachten wir schweigend.
Elektrobrause
Erdbeere, der beste Kaugummigeschmack seit Erfindung des beinahe endlosen Naschvergnügens. Wenn ich richtig schnell kaute und dabei die Kiefermuskeln anspannte, schmeckte es wie ein ganzes Erdbeerfeld, intensiv, nicht endend. Immer wieder arrangierte ich das Kaugummi mit der Zunge, um auch den letzten Rest Fruchtaroma aus der elastischen Masse zu mahlen.
Autsch!
Ein heller Schmerz jagte durch meinen Backenzahn. Metallisch. Klar. Kurz, aber heftig.
Ich spuckte das Kaugummi aus und streichelte meinen geplagten Zahn mit der Zunge. Da klebte ein Stück Aluminiumfolie am Kaugummi. Missmutig verließ ich mein Zimmer und ging in die Küche.
»Warum werden Kaugummis nicht in Esspapier verpackt?«, fragte ich Opa, der gerade dabei war, Geschirr wegzuräumen. »Oder meinetwegen auch Geschenkpapier, solange das nicht in meinem Mund metallschmerzt!«
»Metallschmerzt?«, fragte Opa amüsiert. Er schaute grübelnd auf die Müslischale in seiner Hand. »Deine Oma hat alles umgeräumt. Weißt du, wo die hinkommt?«
Ich deutete auf ein Schränkchen.
»Danke«, sagte Opa. Er stellte die Schale zu den anderen und schaute mich mitleidig an. »Da hast du wohl Bekanntschaft mit der Alu-Plombe-Batterie gemacht. Das schmerzt. Keine Sorge, das kommt nur einmal alle paar Jahre vor.«
»Wieso das? Bin ich jetzt immun? Was für eine Batterie?«
Opa schüttelte den Kopf. »Immun bist du nicht. Nur vorsichtiger. Die nächsten Jahre wirst du Kaugummi viel konzentrierter auspacken, bis du es vergisst, und dann ... Wie hast du das beschrieben? Metallschmerzt?«
»Genau! Also, auf welche Batterie habe ich gebissen? Und warum war die in meinem Kaugummi versteckt?«
»Du kennst doch Murmelpoker?«
»Natürlich.«
»Wie geht das noch mal?«
»Weißt du doch! Jeder Mitspieler hat eine unterschiedliche Anzahl Anfangsmurmeln und zieht eine Karte. Da steht drauf, wie viele Murmeln man am Ende des Spiels im Becher haben muss.«
»Genau. Du pokerst mit deinen Mitspielern. Einige müssen Murmeln verlieren, andere welche gewinnen, und wer am Ende die richtige Anzahl im Becher hat, gewinnt das Spiel.«
»Und?«
»Dasselbe ist in deinem Mund geschehen. Nur haben da nicht Simon und Olli gepokert, sondern Aluminium und Amalgam.«
»Wer ist Alma Gam?«
»Amalgam ist das Material, aus dem deine Plombe im Backenzahn gefertigt ist. Du erinnerst dich sicher noch daran, dass jedes Atom aus einem Kern besteht, um den Elektronen herumsausen.«
»Wie die Gondeln auf dem Jahrmarktskarussell«, antwortete ich.
»Der Kern besteht wiederum aus Einzelteilen, und zwar aus Protonen und Neutronen. Die Neutronen sind für uns nicht wichtig, nur die Protonen und die Elektronen. Die Ersteren sind positiv und die Letzteren negativ geladen. Und wie der Nordpol und der Südpol eines Magneten ziehen Protonen und Elektronen sich an.«
»Sind das also Minimagneten?«
»Beinahe. Wir nennen sie elektromagnetische Teile. In jedem Atom gibt es genauso viele positiv geladene wie negativ geladene Teilchen.«
»Die gleichen sich also aus?«
»Genau. Nur gefällt das den Atomen nicht unbedingt. Einige wollen die Dinger loswerden, andere wollen mehr haben. Das ist in deinem Mund passiert: Die Aluminiumfolie hat Elektronen an die Plombe abgegeben. Wenn Elektronen fließen, nennt man das elektrischen Strom. Dein Nerv hat das gespürt und gar nicht gut geheißen.«
»Ich habe einen Stromschlag bekommen? Im Mund?«
Opa nickte.
»Wow!«
»Gewinnt manchmal auch die Aluminiumfolie das Pokern?«
Opa verzog das Gesicht. »Da habe ich wieder einen Schmarrn erzählt! Pokern war ein schlechtes Beispiel. Es ist eher Tauziehen um die Elektronen und Amalgam ist immer stärker als Aluminium.« Er stützte den Kopf auf die Hände und die Ellenbogen auf die Tischplatte. »Allerdings ist Tauziehen auch ein schlechter Vergleich, denn einige Metalle geben ihre Elektronen sehr gerne ab.«
»Also ist es ein Taudrücken!«, rief ich. »Zumindest für Aluminium.«
Opa strahlte. »Helles Köpfchen!«
»Aber dann kommen die Atome mit den ganzen Plussen und Minussen durcheinander, oder etwa nicht? Ich dachte, die waren so hübsch ausgeglichen.«
Opa nickte. »Das ist wahr. Sie sind nun entweder positiv oder negativ geladen und heißen Ionen.«
Darüber musste ich erst einmal eine ganze Weile nachdenken. »Das wäre viel einfacher, wenn man Atome sehen könnte«, bemerkte ich.
»Kann man, aber nur mit einem sehr teuren Mikroskop.« Er reichte mir
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