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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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hieß die Arbeiten der Triangulation auffallend vermehren, da man zu der trigonometrischen Reihe vielleicht weitere zehn Hilfsdreiecke hinzuzufügen hatte. Es entstand also eine wirkliche Schwierigkeit, ein natürliches Hinderniß. Die Frage war wichtig und schwer zu entscheiden. Sobald das Lager im Schatten prächtiger Baumgruppen eine halbe Meile vom Saum des Waldes aufgeschlagen war, wurden die Astronomen zu einer Berathung versammelt, um einen Beschluß zu fassen. Die Frage, durch den unendlich dichten Baumstrich zu trianguliren, wurde sofort beseitigt, da es augenscheinlich war, daß man unter solchen Verhältnissen nicht operiren konnte. Es blieb also der Vorschlag, das Hinderniß rechts oder links zu umgehen, da. Die Entfernung war auf beiden Seiten ziemlich die gleiche, weil der Meridian den Wald mitten durchschnitt.
    Die Mitglieder der anglo-russischen Commission beschlossen also, daß man diese unübersteigliche Schranke umgehen müsse; ob östlich oder westlich, darauf kam wenig an. Nun geschah es aber gerade, daß über diese nichtige Frage der Oberst Everest und Mathieu Strux heftig in Streit geriethen. Die beiden Nebenbuhler, die sich eine Zeit lang zurückgehalten, geriethen wieder in ihre frühere Feindseligkeit. Vergeblich suchten die Collegen zu vermitteln. Die beiden Chefs wollten nichts davon hören. Der Engländer bestand auf rechts, da sich diese Richtung der von David Livingstone eingeschlagenen Route näherte, als er seine erste Reise nach den Wasserfällen des Zambesi machte; und dies war auch ein vernünftiger Grund, denn diese bekanntere und besuchtere Gegend gewährte gewisse Vortheile. Der Russe dagegen stimmte für links, augenscheinlich nur um der Meinung des Obersten zu widersprechen. Der Streit ging ziemlich weit und drohte einen Bruch unter den Mitgliedern der Commission herbeizuführen.
    Da Michael Zorn, William Emery, Sir John Murray und Nicolaus Palander Nichts thun konnten, so verließen sie die Conferenz und überließen die beiden Chefs ihrem Streit.
    Der Tag verging, ohne irgend eine Annäherung der beiden entgegengesetzten Meinungen herbeigeführt zu haben.
    Am folgenden Tage, dem 12. August, schlug Sir John, voraussehend, daß die beiden Eigensinnigen sich noch nicht vereinigen würden, dem Buschmann vor, die Umgegend zu durchstreifen. Während dieser Zeit würden die beiden Astronomen sich vielleicht verständigen. Auf jeden Fall war ein Stück frisches Wildpret nicht zu verachten.
    Mokum, stets bereit, pfiff seinem Hunde Top, und die beiden Jäger wagten sich bis einige Meilen weit vom Lagerplatz, halb plaudernd, halb spähend, durch das Dickicht bis an den Saum des Hochwaldes.
    Ganz natürlich drehte sich die Unterhaltung über den Vorfall, der die Fortsetzung der geodätischen Arbeiten hemmte.
    »Ich denke, sagte der Buschmann, daß wir jetzt einige Zeit am Rand des Waldes von Ravuma campiren werden. Unsere beiden Chefs sind nicht nahe daran, einer dem andern nachzugeben. Ew. Gnaden erlauben mir diesen Vergleich, aber der eine zieht rechts und der andere links, wie Ochsen, die sich nicht verstehen, und auf diese Weise kann die Maschine nicht vorwärts gehen.
    – Es ist ein ärgerlicher Umstand, antwortete Sir John Murray, und ich fürchte sehr, daß dieser Eigensinn eine vollständige Trennung herbeiführen wird. Wäre es nicht um das wissenschaftliche Interesse, so würde mich diese Astronomen-Rivalität ziemlich gleichgiltig lassen, mein braver Mokum. Die wildreichen Gegenden Afrikas besitzen Zerstreuung genug für mich, und bis zu dem Augenblick, wo sich die beiden Rivalen wieder vereinigt haben, werde ich das Land mit der Büchse in der Hand durchstreifen.
    – Denken Ew. Gnaden aber, daß sie sich diesmal über diesen Punkt verständigen werden? Ich für meinen Theil erwarte es nicht, und, wie ich schon sagte, kann unser Halt sich in’s Unbestimmte verlängern.
    – Ich fürchte es, Mokum, antwortete Sir John. Unsere beiden Chefs streiten über eine leider unbedeutende Frage, die man wissenschaftlich nicht lösen kann. Sie haben Beide Recht und Beide Unrecht. Der Oberst Everest hat auf das Bestimmteste erklärt, daß er nicht nachgeben werde. Mathieu Strux hat geschworen, daß er den Anmaßungen des Oberst Widerstand leisten werde, und diese zwei Gelehrten, die sich ohne Zweifel einem wissenschaftlichen Argument gefügt haben würden, werden niemals in irgend einer bloßen Frage der Eigenliebe Nachgiebigkeit zeigen. Es ist wirklich im Interesse unserer Arbeiten zu

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