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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Eingeborenen bereiteten das Fleisch derart zu, daß man es, gleich dem Pemmican der Indianer des Nordens, unendlich lange aufheben konnte. Die Europäer verfolgten diese kulinarische Operation mit Interesse, nachdem sie Anfangs einigen Widerwillen dagegen empfunden. Das Büffelfleisch wurde, nachdem es in dünne Streifen geschnitten und an der Sonne getrocknet worden, in eine gegerbte Haut gewickelt und dann mit Dreschflegeln bearbeitet, wodurch das Fleisch in eine pulverisirte Masse verwandelt wurde. Dieser in Ledersäcke fest verpackte Staub wurde darauf mit kochendem vom Thiere selbst gewonnenem Fett befeuchtet. Diesem, wie man zugeben muß, etwas talgigen Fett, fügten die afrikanischen Köche seines Mark und einige Strauchbeeren hinzu, deren Zuckerstoff sich, wie es schien, mit dem Faserstoff des Fleisches verbinden sollte. Dann wurde das Ganze gemischt, gestampft, geschlagen, bis es sich zu einem Kuchen geformt hatte, dessen Härte in erkaltetem Zustande dem Steine gleichkam. Die Zubereitung war beendigt, und Mokum bat die Herren, dies Gemisch zu kosten. Diese gaben den Bitten des Jägers nach, der auf seinen Pemmican wie auf ein Nationalgericht hielt. Die ersten Bissen kamen den Engländern widerlich vor; doch bald fanden sie Geschmack an diesem afrikanischen Pudding und wurden dann große Liebhaber desselben. Es war wirklich eine sehr stärkende Nahrung, und für eine in einem fremden, unbekannten Lande umherziehende Karawane, der die frischen Lebensmittel fehlen konnten, sehr geeignet; eine nahrhafte, leicht transportirbare, unveränderliche Masse, die in einem kleinen Umfange eine große Menge nahrhafter Stoffe enthielt. Dank dem Jäger bekamen sie bald einen Vorrath von Pemmican, welcher mehrere hundert Pfund betrug, wodurch das Bedürfniß für die Zukunft gesichert wurde. So vergingen die Tage, und die Nächte wurden zu Beobachtungen verwendet. William Emery gedachte stets seines Freundes Michael Zorn und beklagte das Schicksal, das in einem Augenblick die Bande engster Freundschaft zerriß. Ja, Michael Zorn fehlte ihm, und sein Herz, stets von den Eindrücken, welche diese erhabene und wilde Natur hervorbrachte, erfüllt, wußte nicht, wohin sich ergießen. Dann versenkte er sich in seine Rechnungen und flüchtete sich in seine Zahlen mit der zähen Ausdauer eines Palander, und so verflossen die Stunden. Der Oberst Everest war derselbe Mann mit dem kalten Temperamente, der nur für trigonometrische Operationen Leidenschaft hatte. Sir John bedauerte offen seine ehemalige halbe Freiheit, doch hütete er sich wohl, darüber zu klagen.
    Dennoch gestattete das Glück Seiner Gnaden sich von Zeit zu Zeit zu erholen. Hatte er auch nicht mehr die Zeit, das Gehölz zu durchstreifen und das Hochwild zu jagen, so nahmen sich doch bei gewissen Gelegenheiten die Thiere die Mühe, zu ihm zu kommen und seine Beobachtungen zu unterbrechen. In diesem Fall war der Jäger und der Gelehrte nur eins in ihm. Sir John befand sich im Zustand gesetzlicher Vertheidigung, und in einem solchen Falle hatte er ein ernsthaftes Zusammentreffen mit einem alten Rhinoceros aus der Umgegend. Es war am 12. September, und das Abenteuer kam ihm ziemlich theuer zu stehen, wie man sehen wird.
    Seit einiger Zeit schon strich das Thier um die Karawane herum. Es war ein ungeheurer »Chucuroo«, wie die Buschmänner diesen Dickhäuter nennen. Er maß vierzehn Fuß in der Länge und sechs in der Höhe und an seiner schwarzen Hautfarbe, die weniger runzlich war als die seiner asiatischen Brüder, hatte der Buschmann erkannt, daß es ein gefährliches Thier war. Die schwarzen Arten sind in der That behender und feindseliger als die weißen, und sie greifen ohne Herausforderung Thiere wie Menschen an.
    An diesem Tage ging Sir John Murray in Begleitung Mokum’s sechs Meilen von der Station, um eine Anhöhe in Augenschein zu nehmen, auf welche der Oberst einen Pfahl zum Zielpunkt errichten wollte. Eine Ahnung trieb ihn, seine Spitzkugel-Büchse mitzunehmen, und nicht sein einfaches Jagdgewehr. Obgleich sich das Rhinoceros seit zwei Tagen nicht gezeigt hatte, wollte Sir John doch nicht unbewaffnet ein unbekanntes Land durchstreifen.
    Mokum und seine Kameraden hatten erfolglos Jagd auf den Dickhäuter gemacht, und es war möglich, daß das Thier seine Pläne noch nicht aufgegeben hatte.
    Sir John bereute es nicht, als kluger Mann gehandelt zu haben. Er war mit seinem Begleiter bis zur angegebenen Höhe ohne Unfall gekommen und hatte dieselbe bis zur

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