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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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die wirkliche Wüste erreichte, welche an die Ufer des Ngamisees grenzt. Man begreift, wie sehr es dem Buschmann darum zu thun war, in dieser phänomenalen Gegend anzulangen, ehe die außerordentliche Trockenheit die belebenden Quellen hatte versiegen lassen. Er theilte dem Obersten Everest seine Bemerkungen mit; dieser begriff sie auch vollständig und versprach, soviel als möglich die Arbeit zu beschleunigen. Doch durfte diese Eile der Genauigkeit der Arbeiten nicht schaden; denn es ist nicht immer leicht oder thunlich, die Winkelmessungen zu jeder Stunde vorzunehmen. Man kann nur unter gewissen Witterungsverhältnissen gut beobachten, deshalb gingen die Operationen auch nicht merklich schneller, ungeachtet der drängenden Mahnungen Mokum’s, und dieser sah wohl, daß, wenn man im Karrou ankäme, die fruchtbare Jahreszeit unter dem Einfluß der Sonne wahrscheinlich bereits verschwunden sein würde.
    Ehe die Fortschritte der Triangulation die Astronomen bis zur Grenze des Karrou brachten, konnten diese sich an der prachtvollen Natur, die sich ihren Blicken darbot, entzücken. Niemals hatte der Zufall die Expedition in eine so schöne Gegend geführt. Ungeachtet der hohen Temperatur waren die Bäche beständig frisch. Tausendköpfige Heerden hätten auf diesen Weideplätzen unerschöpfliche Nahrung gefunden. Einige grüne Wälder bedeckten hier und da diese weite Strecke, welche wie ein englischer Park angelegt zu sein schien. Es fehlten nur die Gasflammen.
    Der Oberst Everest zeigte sich diesen Naturschönheiten gegenüber wenig empfänglich, hingegen empfanden Sir John Murray und besonders William Emery lebhaft ein poetisches Gefühl, welches diese inmitten der afrikanischen Wüsten verlorene Gegend hervorrief. Wie sehr vermißte da der junge Gelehrte seinen armen Michael Zorn, und die sympathische Vertrautheit, mit der sie gewöhnlich verkehrt hatten! Wie er, hätte dieser lebhaft denselben Einfluß empfunden, und hätten sie zwischen ihren Beobachtungen ihr Herz ausgeschüttet! Die Karawane durchzog so dies prachtvolle Land. Zahlreiche Vögelschaaren belebten durch ihren Gesang und Flug die Wiesengründe und Wälder. Die Jäger der Truppe erlegten zu verschiedenen Malen Paare von »Korans«, eine in den südafrikanischen Ebenen einheimische besondere Art Trappe, sowie »Dikkops«, ein delicates Wildpret, dessen Fleisch sehr geschätzt wird. Anderes Geflügel erregte noch die Aufmerksamkeit der Jäger, doch nicht vom Gesichtspunkte der Eßbarkeit aus. An den Ufern der Bäche oder auf der Oberfläche der Flüsse, über welche sie mit ihren schnellen Schwingen streiften, verfolgten einige große Vögel die gefräßigen Krähen, die ihnen ihre Eier aus den Nestern im Sande zu entwenden suchten. Blaue Kraniche mit weißem Halse, rothe Flamingos, die durch die lichten Schläge spazierten, Reiher, Brachvögel, Schnepfen »Kalas«, die oft auf dem Rücken der Büffel saßen, Regenvögel, Ibisse, Hunderte in Reihen marschirender Pelikane, brachten überall Leben in diese Regionen, in denen nur der Mensch fehlte. Aber von all’ den Exemplaren der gefiederten Welt waren am merkwürdigsten die sinnreichen »Webervögel«, deren grünliche, aus Binsen oder Grashalmen geflochtenen Nester an den Zweigen der Trauerweiden wie große Birnen hängen. William Emery, der sie für ein unbekanntes Naturerzeugniß hielt, nahm eins oder zwei herab, doch wie erstaunte er, als er diese vermeintlichen Früchte wie Sperlinge zwitschern hörte. Wäre es nicht zu entschuldigen gewesen, wenn man wie frühere Afrika-Reisende geglaubt hätte, gewisse Bäume dieser Gegend trügen Früchte, aus denen lebende Vögel entstünden!
    Dieser Karrou bot wirklich einen entzückenden Anblick. Er enthielt alle dem Thierleben günstigen Bedingungen. Die Gnu mit den spitzen Hufen, die Kaamas, welche nach Harris nur aus Dreiecken zu bestehen scheinen, die Elennthiere, Gemsen, Gazellen fand man in reicher Menge. Welche Mannigfaltigkeit an Wildpret, welche Büchsenschüsse für ein geschätztes Mitglied des Jagdclubs! Es war wirklich eine zu starke Versuchung für Sir John Murray, und nachdem er zwei Ruhetage vom Oberst Everest erbeten, wandte er sie dazu an, sich merklich zu ermüden. Doch welchen Erfolg hatte er auch im Verein mit seinem Freunde Buschmann, während William Emery ihnen als Dilettant folgte. Wie viel glückliche Schüsse hatte er in sein Jagdbuch einzutragen! Wie viel Jagdtrophäen in sein Schloß in den Hochlanden mitzunehmen! Und wie vergaß

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