Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
war im Ganzen der Inhalt der Warnung des Buschmanns. Er fügte hinzu, er glaube ihm die Wahrheit vollständig sagen zu müssen. Doch werde er seinerseits den Befehlen des Obersten nachkommen und nicht zurückweichen, wenn man entschlossen sei, vorwärts zu gehen.
Der Oberst berathschlagte mit seinen beiden Collegen, und es wurde festgesetzt, daß man ungeachtet dessen mit den Arbeiten fortfahren wolle. Beinahe fünf Achtel des Bogens waren schon gemessen, und was auch geschehen mochte, die Engländer seien es sich und ihrem Lande schuldig, die Operation nicht aufzugeben.
Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, setzte man die trigonometrische Arbeit ununterbrochen fort. Am 27. October durchschnitt die wissenschaftliche Commission senkrecht den Wendekreis des Steinbocks, und am 3. November, nachdem sie ihren einundvierzigsten Triangel vollendet, constatirte sie durch Zenithal-Beobachtungen, daß die Messung des Meridians abermals um einen Grad fortgeschritten war. Während eines Monates wurde die Messung eifrig fortgesetzt, ohne dabei auf ein natürliches Hinderniß zu stoßen. In diesem schönen, so günstig gelegenen Lande, das nur von Bächen, die man durchwaten konnte, und nicht von bedeutenden Gießbächen durchzogen ist, operirten die Astronomen schnell und gut. Mokum, stets achtsam auf der Lauer, untersuchte sorgfältig die Spitze und die Seiten der Karawane, und gestattete den Jägern nicht, sich davon zu entfernen. Indeß schien keine augenblickliche Gefahr die Truppe zu bedrohen, und es war leicht möglich, daß die Befürchtungen des Buschmanns sich nicht erfüllten. Wenigstens zeigte sich während des Novembers keine plündernde Bande, und man fand keine Spur mehr von dem Eingeborenen, welcher der Expedition von dem Dolmen im verbrannten Walde an so hartnäckig gefolgt war. Dennoch bemerkte der Jäger, obwohl die Gefahr für den Augenblick fern zu sein schien, wiederholt Zeichen der Besorgniß unter den seinem Befehl anvertrauten Buschmännern. Man hatte die beiden Vorfälle am Dolmen und auf der Oryxjagd nicht geheim halten können. Sie versahen sich eines unvermeidlichen Zusammenstoßes mit den Makololos. Nun sind aber die Makololos und Boschjesmen zwei Stämme von unbarmherziger Feindseligkeit gegen einander. Die Besiegten hatten vom Sieger keine Gnade zu hoffen, und ihre kleine Anzahl, die seit der Kriegserklärung um die Hälfte vermindert war, mußte gerade diese Eingeborenen erschrecken. Sie sahen sich schon mehr als dreihundert Meilen von den Ufern des Orange entfernt, und es handelte sich darum, sie wenigstens noch zweihundert Meilen weiter nach Norden zu ziehen. Diese Aussicht machte sie bedenklich. Mokum hatte ihnen zwar, als er sie zu dieser Expedition aufforderte, die Länge und Schwierigkeiten der Reise nicht verschwiegen, und sicherlich waren sie Männer, welche den, von einer solchen Expedition unzertrennlichen Mühseligkeiten zu trotzen verstanden. Sobald sich aber zu den Mühseligkeiten die Gefahren des Zusammenstoßes mit einem blutdürstigen Feinde gesellten, änderte dieser Umstand ihre Gesinnung. Deshalb gab es jetzt Klagen, Murren und bösen Willen. Mokum stellte sich zwar, als sehe oder höre er diese nicht, aber es vermehrte dies doch seine Unruhe über die Zukunft der wissenschaftlichen Commission. Ein Ereigniß im Laufe des 2. December erregte noch mehr die übeln Gesinnungen dieser abergläubischen Buschmänner und rief gewissermaßen eine Art Widersetzlichkeit gegen ihre Anführer hervor.
Seit dem vorigen Abend war das bis dahin so schöne Wetter düster geworden. Unter dem Einfluß einer tropischen Hitze zeigte die Atmosphäre, mit Dünsten gesättigt, eine starke elektrische Spannung. Man konnte ein baldiges Gewitter voraussagen, und in diesem Klima entwickeln sich die Gewitter fast immer mit unvergleichlicher Heftigkeit.
In der That bedeckte sich der Himmel am Morgen des 2. December mit düsteren Wolken, in welchen sich ein Wetterbeobachter nicht getäuscht haben würde. Es war Gewölk wie Ballen Baumwolle übereinander gehäuft, welche hier dunkelgrau, dort gelblich gefärbt waren. Die Sonne schien matt, die Luft war ruhig, die Hitze erstickend.
Das seit dem vorhergehenden Abend von den Instrumenten angezeigte Heruntergehen des Barometers hielt damals inne. Kein Blatt an den Bäumen bewegte sich in dieser dumpfen, drückenden Atmosphäre. Die Astronomen hatten den Himmel beobachtet, glaubten aber nicht ihre Arbeiten unterbrechen zu sollen.
In diesem Augenblick befand
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