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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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den armen Leuten eine Lohnerhöhung versprechen, um sie in seinem Dienste zu behalten.
    Das Einverständniß kam nicht ohne Mühe zu Stande. Man widerstand, und die Zukunft der Expedition stand ernstlich auf dem Spiele. Was sollte wohl aus den Mitgliedern der Commission mitten in dieser Wüste werden, entfernt von jedem Dorf, ohne Begleitung zu ihrem Schutz, ohne Führer für ihre Wagen. Endlich wurden alle Schwierigkeiten überwunden, und nach Beerdigung der beiden Eingeborenen hob man das Lager auf, und die kleine Truppe zog dem Hügel zu, auf welchem zwei der Ihrigen den Tod gefunden.
    William Emery hatte mehrere Tage hindurch an dem erhaltenen Schlage zu leiden. Seine linke Hand, in welcher er den Zirkel gehalten hatte, blieb eine Zeitlang wie gelähmt; endlich aber verschwand diese Unbequemlichkeit, und er konnte seine Arbeit wieder aufnehmen.
    Während der folgenden achtzehn Tage, bis zum 20. December, trat kein auffallender Zwischenfall ein, der den Zug der Karawane gehemmt hätte. Die Makololos zeigten sich nicht, und Mokum, so mißtrauisch er war, fing an sich zu beruhigen. Man war nur noch fünfzig Meilen von der Wüste entfernt, und dieser Karrou blieb, was er bis dahin gewesen, eine prachtvolle Gegend, deren Pflanzenleben, getränkt durch die reichlichen Gewässer seines Bodens, nicht seines Gleichen auf dem Erdball fand. Man konnte also darauf rechnen, daß es bis zur Wüste hin in dieser fruchtbaren und wildreichen Region weder den Menschen noch den Saumthieren, die bis an die Brust in der fetten Weide gingen, an Nahrung fehlen werde. Man rechnete jedoch ohne die Heuschrecken, deren Erscheinen in SüdAfrika eine immer drohende Heimsuchung für die Anstalten des Landbaues ist.
    Am Abend des 20. Decembers, ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang, war das Lager aufgeschlagen. Die drei Engländer und der Buschmann saßen am Fuße eines Baumes, ruhten von der Tagesanstrengung aus und plauderten von ihren Zukunftsplänen. Der Nordwind, der sich etwas erhob, erfrischte ein wenig die Atmosphäre.
    Die Astronomen waren übereingekommen, in dieser Nacht Sternhöhen aufzunehmen, um genau den Breitegrad des Ortes zu berechnen. Keine Wolke bedeckte den Himmel; es war beinahe Neumond; die Gestirne mußten glänzend sein und demzufolge konnte es nicht fehlen, daß man die Zenithalbeobachtungen unter den günstigsten Verhältnissen machen würde.
    Deshalb waren Sir John und der Oberst sehr betroffen, als gegen acht Uhr William Emery aufstand, und nach Norden zeigend, sagte:
    »Der Horizont bedeckt sich, und ich fürchte, die Nacht wird uns nicht so günstig sein, als wir hofften.
    – Wirklich, antwortete Sir John, diese große Wolke erhebt sich merklich und mit dem frischen Winde wird sie bald den Himmel umzogen haben.
    – Ist denn ein neues Unwetter im Anzug? fragte der Oberst.
    – Wir sind in der Region zwischen den Tropen, erwiderte William Emery, und deshalb steht es zu befürchten! Ich glaube, unsere Beobachtungen sind für diese Nacht zu gewagt.
    – Was halten Sie davon, Mokum«, fragte der Oberst den Buschmann.
    Der Buschmann schaute aufmerksam nach Norden. Die Wolke zeichnete sich in einer sehr langen Curve so genau ab, als ob sie mit dem Zirkel gezogen sei. Der Kreisausschnitt, den sie am Horizont beschrieb, betrug einen Umfang von drei bis vier Meilen. Diese wie Rauch schwärzliche Wolke hatte ein sonderbares Aussehen, worüber der Buschmann stutzte. Zuweilen beleuchtete die untergehende Sonne sie mit röthlichen Reflexen, die sie widerstrahlte wie eine feste Masse und nicht wie eine Anhäufung von Dünsten.
    »Eine sonderbare Wolke«, sagte Mokum, ohne sich jedoch näher zu erklären.
    Einige Augenblicke später benachrichtigte einer der Buschmänner den Jäger, daß die Pferde, Ochsen und anderen Thiere Zeichen von Unruhe gäben. Sie liefen über die Weideplätze und weigerten sich in die Einzäunung des Lagers zurückzukehren.
    »Nun, so laßt sie die Nacht draußen bleiben! antwortete Mokum.
    – Aber die reißenden Thiere?
    – O, die wilden Thiere werden bald zu sehr beschäftigt sein, um auf sie achten zu können.«
    Der Eingeborene zog sich zurück. Der Oberst Everest wollte vom Buschmann die Erklärung dieser sonderbaren Antwort. Doch schien dieser, indem er sich einige Schritte entfernte, gänzlich in die Betrachtung dieses Phänomen vertieft, dessen Natur er augenscheinlich errieth.
    Die Wolke näherte sich mit reißender Schnelligkeit. Man konnte bemerken, wie niedrig sie war, und sicherlich

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