Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
untersuchte ihn genau.
»Was ist das? fragte Sir John.
– Das ist der Sack eines Makololo, erwiderte Mokum.
– Und wie kommt der hierher?
– Weil der Besitzer desselben ihn auf seiner eiligen Flucht hat fallen lassen.
– Und dieser Makololo?
– Nehmen es Ew. Gnaden nicht für ungut, antwortete der Buschmann, indem er zornig die Hände ballte, dieser Makololo steckte in der Oryxhaut und auf ihn haben Sie geschossen!«
Sir John hatte noch nicht Zeit gehabt, seine Ueberraschung auszudrücken, als Mokum, der fünfhundert Schritte von ihnen eine gewisse Bewegung im Grase bemerkt hatte, nach dieser Richtung feuerte. Darauf liefen beide athemlos an den verdächtigen Ort.
Aber der Platz war leer. Man sah an dem niedergetretenen Grase, daß ein lebendes Wesen dort gewesen sei. Der Makololo war verschwunden und man mußte auf eine Verfolgung durch den unendlichen Wiesengrund, welcher sich bis an den äußersten Horizont erstreckte, verzichten.
Die beiden Jäger kehrten deshalb zurück, in der That auf’s Höchste beunruhigt über einen Unfall, der Besorgniß erregend war. Die Gegenwart eines Makololo auf dem Dolmen des niedergebrannten Waldes, die bei Oryxjägern sehr gebräuchliche Verkleidung, in die er sich soeben verhüllt hatte, zeigte von wahrhaft ausdauernder Absicht, die Truppe des Oberst Everest durch diese öden Gegenden zu verfolgen. Nicht ohne Grund spähte ein dem Räuberstamm der Makololos angehörender Indianer die Europäer und ihre Begleitung aus. Und je mehr diese weiter nach Norden zogen, je größer wurde die Gefahr, von diesen Wüstenräubern angegriffen zu werden.
Sir John und Mokum kamen in’s Lager zurück, und Seine Gnaden, sehr verdrießlich, konnte nicht umhin zu seinem Freunde William Emery zu sagen:
»Wirklich, lieber William, ich habe kein Glück! Der erste Oryx, den ich erlegte, war schon todt, ehe ich ihn noch traf!«
Siebenzehntes Capitel.
Wie man über Nacht ein Land zur Wüste macht.
Nach dieser Oryxjagd hatte der Buschmann eine lange Unterredung mit dem Oberst Everest. Nach Mokum’s auf beweisenden Thatsachen ruhender Meinung wurde die kleine Truppe verfolgt, ausgespäht und folglich bedroht. Hatten die Makololos sie noch nicht angegriffen, so lag der Grund darin, daß es ihnen paßte, sie mehr nach Norden zu ziehen, in die eigentliche von ihren Räuberhorden durchstreifte Gegend.
Sollte man nun, Angesichts der Gefahr, umkehren? Sollte man die Fortsetzung der bisher so bedeutend fortgeschrittenen Arbeit unterbrechen? Was die Natur nicht vermocht hatte, sollte dies den afrikanischen Wilden gelingen? Sollten diese die englischen Gelehrten an der Erfüllung ihrer wissenschaftlichen Aufgabe verhindern. Das war eine ernsthafte Frage und es kam viel darauf an, sie zu lösen. Der Oberst Everest bat den Buschmann, ihm Alles zu erzählen, was er von den Makololos wisse, und hierauf theilte ihm derselbe das Wesentlichste mit.
Die Makololos gehören dem großen Stamm der Bechuanas an, und sind die letzten, die man in der Richtung nach dem Aequator antrifft. Der
Dr
. David Livingstone wurde im Jahre 1850 auf seiner ersten Reise an den Zambesi in Sesheke, der gewöhnlichen Residenz Sebituané’s, damaligen Oberhaupts der Makololos, aufgenommen. Dieser Eingeborene war ein gefürchteter Krieger, der im Jahre 1824 die Grenzen des Cap-Landes bedrohte. Sebituané, ein Mann von großer Einsicht, erlangte allmälig einen beherrschenden Einfluß auf die im Innern Afrikas zerstreuten Stämme, und es gelang ihm, sie zu einer festen und herrschenden Gruppe zu vereinigen. Im Jahre 1853, also im vergangenen Jahre, starb er in den Armen Livingstone’s, und sein Sohn Sékélétu folgte ihm.
Sékélétu zeigte anfangs gegen die den Zambesi besuchenden Europäer eine ziemlich lebhafte Neigung. Der
Dr
. Livingstone hatte sich persönlich nicht zu beklagen. Doch änderte sich nach der Abreise des berühmten Reisenden das Benehmen des afrikanischen Königs auffallend. Nicht allein die Reisenden, sondern auch die benachbarten Eingeborenen wurden hauptsächlich von Sékélétu und den Kriegern seines Stammes feindselig behandelt. Bald folgten Räubereien in immer weiterem Umfange. Die Makololos durchstreiften das zwischen dem Ngamisee und dem oberen Lauf des Zambesi gelegene Land.
Es war höchst bedenklich für eine auf wenige Mann geschmolzene Karawane, sich in diese Gegend zu wagen, zumal wenn dieselbe angekündigt, erwartet und wahrscheinlich im Voraus einem sichern Untergange bestimmt war.
Dies
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