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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sich William Emery, von zwei Matrosen, vier Eingeborenen und einem Wagen begleitet, zwei Meilen östlich vom Meridian, um eine Signalstange, die zur Spitze eines Dreiecks bestimmt war, aufzustellen. Er beschäftigte sich damit, dieselbe auf einem Hügel zu errichten, als eine schnelle Verdichtung der Dünste unter dem Einfluß einer kalten Luftströmung die Entwicklung einer bedeutenden Elektricität veranlaßte. Fast augenblicklich fiel ein starker Hagel nieder. Diese Hagelkörner waren leuchtend, eine ziemlich selten beobachtete Naturerscheinung, und es war, als ob es glühende Metalltropfen regnete. Wo sie auf den Boden trafen, sprangen Funken empor, und Lichtblitze sprühten aus allen Metalltheilen des Wagens, der zum Transport des Materials diente. Bald erreichten diese Hagelkörner einen größern Umfang. Es war ein ordentlicher Steinregen, dem man sich ohne Gefahr nicht aussetzen konnte. Man wird über die Kraft dieses Naturwunders nicht mehr staunen, wenn man hört, daß der Doctor Livingstone bei einer gleichen Gelegenheit in Kolobeng gesehen hat, wie die Fensterscheiben im Missionshause zertrümmert und Pferde, große Antilopen durch solche Hagelkörner getödtet wurden.
    Ohne einen Moment zu verlieren, verließ William Emery seine Arbeit und rief seine Leute zusammen, um in dem Wagen ein weniger gefährlicheres Unterkommen zu finden, als unter einem Baum während eines Gewitters. Kaum hatte er indeß den Hügel verlassen, als ein blendender Blitzstrahl, von einem Donnerschlag begleitet, die Atmosphäre entzündete.
    William Emery wurde wie todt zu Boden geworfen. Die beiden einen Augenblick geblendeten Matrosen stürzten zu ihm hin. Glücklicherweise war der junge Astronom vom Blitz verschont geblieben. Durch eine jener fast unerklärlichen Thatsachen, die sich bei manchen Blitzschlägen ereignen, war das Fluidum, so zu sagen, um ihn herum geglitten, ihn in ein elektrisches Tuch hüllend; sein Weg war aber genügend bezeichnet, denn er hatte die Eisenspitzen eines Zirkels, welchen William Emery in der Hand hielt, geschmolzen.
    Der junge Mann, von den Matrosen aufgehoben, kam bald wieder zu sich. Doch war er weder das einzige, noch das am härtesten getroffene Opfer des Schlages gewesen.
     

    William Emery stürzte zusammen. (S. 159.)
     
    Neben dem auf dem Hügel errichteten Pfahl lagen zwei der Eingeborenen, zwanzig Schritte von einander, leblos auf dem Boden. Der eine, dessen Lebenssystem durch die Wirkung des Blitzes gänzlich zerstört worden war, zeigte unter seinen unberührt gebliebenen Kleidern einen kohlschwarzen Körper. Der andere, durch das atmosphärische Meteor am Schädel getroffen, war augenblicklich getödtet worden!
     

    Eine eigenthümliche Wolke. (S. 163.)
     
    So waren diese drei Männer – die beiden Eingeborenen und William Emery – zu gleicher Zeit von einem einzigen dreizackigen Blitzstrahl getroffen worden. Eine seltene, doch zuweilen wahrgenommene Naturerscheinung der Dreitheilung eines Blitzes, dessen Winkelabweichung oft beträchtlich ist.
    Die Buschmänner, welche anfangs durch den Tod ihrer Kameraden vor Schrecken gelähmt waren, ergriffen bald die Flucht, ungeachtet des Geschreis der Matrosen, und auf die Gefahr vom Blitz erschlagen zu werden, indem sie durch ihr schnelles Laufen die Luft hinter sich verdünnten. Aber sie hörten nicht darauf und liefen, so hastig sie konnten, in’s Lager zurück.
    Die beiden Matrosen trugen William Emery in den Wagen, legten die Körper der Eingeborenen hinein und suchten ebenfalls Schutz in demselben, da sie von den Hagelkörnern, die wie ein Steinregen herniederfielen, schon voll Quetschungen waren. Drei Viertelstunden lang grollte das Gewitter mit äußerster Heftigkeit; dann fing es an nachzulassen. Der Hagel hörte auf und der Wagen konnte in’s Lager zurückfahren. Die Nachricht vom Tode der beiden Eingeborenen war ihm vorausgeeilt. Sie machte einen beklagenswerthen Eindruck auf das Gemüth der Buschmänner, die auf die trigonometrischen Operationen, von denen sie Nichts zu begreifen vermochten, mit abergläubischem Schrecken sahen. Sie berathschlagten in’s Geheim mit einander, und einige von ihnen, die mehr herabgestimmt waren als die übrigen, erklärten, sie würden nicht weiter mitgehen. Es war der Anfang einer Meuterei, welche bedenkliche Ausdehnung zu gewinnen drohte. Es bedurfte des ganzen Einflusses, welchen der Buschmann bei ihnen genoß, um diesem Aufstand Einhalt zu thun. Der Oberst Everest mußte vermitteln, und

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