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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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er in diesen zwei Ruhetagen die geodätischen Operationen, die Triangulation, die Meridianmessung! Wer hätte geglaubt, daß diese in der Handhabung des Gewehres so geschickte Hand die seinen Gläser eines Theodoliten zu behandeln verstünde! Oder daß dieses, im Zielen auf eine schnell springende Antilope so sichere Auge sich in Sternbetrachtungen geübt habe. Wirklich war Sir John während dieser zwei Freudentage ganz allein nur Jäger, und der Astronom verschwand so vollständig, daß zu befürchten stand, er werde nicht wieder zum Vorschein kommen!
    Unter andern Jagderlebnissen Sir John’s muß eins mitgetheilt werden, welches ein unerwartetes Resultat hatte und den Buschmann um die Zukunft der wissenschaftlichen Expedition besorgt machte. Dieser Vorfall konnte nur die Unruhe bestätigen, welche der scharfsinnige Jäger schon früher empfunden und dem Obersten Everest mitgetheilt hatte.
    Es war am 15. October. Seit zwei Tagen hatte sich Sir John ganz dem ihn beherrschenden Naturzug hingeben. Eine Heerde von ungefähr zwanzig Wiederkäuern war vielleicht zwei Meilen von der rechten Seite der Karawane bemerkt worden. Mokum erkannte sie als jene schöne Antilopenart, die unter dem Namen Oryx bekannt ist und deren schwerer Fang jedem afrikanischen Jäger Ruhm und Ehre verleiht.
    Sofort theilte der Buschmann Sir John die sich darbietende Gelegenheit mit, und forderte ihn lebhaft auf, dieselbe zu benutzen. Er sagte ihm zugleich, wie schwer es halte, diese Oryx zu erlegen, da ihre Schnelligkeit die des schnellsten Pferdes überträfe, wie denn auch der berühmte Cumming, als er im Lande der Namaken gejagt, auf den besten Rennern während seines ganzen Jägerlebens nur vier dieser wunderbaren Antilopen eingeholt habe.
    Es bedurfte kaum so viel, um den ehrenwerthen Engländer anzuspornen, der sich bereit erklärte, die Oryx zu verfolgen. Er wählte sein bestes Pferd, seine beste Büchse, seine besten Hunde, und, in seiner Ungeduld dem Buschmann vorauseilend, wandte er sich dem Saume eines an eine weite Ebene stoßenden Gehölzes zu, in dessen Nähe die Anwesenheit der Wiederkäuer gemeldet worden war.
    Nach einer Stunde hielten die Pferde an. Mokum zeigte, hinter einer Sykomorengruppe versteckt, seinem Begleiter die weidende Heerde, die sich einige hundert Schritt von ihnen unter dem Winde befand. Diese mißtrauischen Thiere hatten sie indeß noch nicht bemerkt und grasten friedlich auf den Weideplätzen. Eins von ihnen schien sich jedoch etwas abseits zu halten, worauf der Buschmann Sir John aufmerksam machte.
    »Das ist eine Schildwache, sagte er. Dieses Thier, ohne Zweifel ein durchtriebener Schelm, wacht für das allgemeine Wohl. Bei der geringsten Gefahr wird es eine Art Gewieher hören lassen, und die Truppe, von ihm geführt, mit aller Schnelligkeit ihrer Beine den Platz verlassen. Man muß also nur in weiter Distanz auf dasselbe schießen und mit dem ersten Schuß es niederstrecken.«
    Sir John begnügte sich mit einem bejahenden Winke zu antworten und stellte sich so, daß er die Heerde betrachten konnte. Die Oryx grasten ruhig fort. Ihr Wächter, dem ein Windhauch vielleicht irgend eine verdächtige Ausströmung zugeführt hatte, hob öfter seine gehörnte Stirn empor und zeigte einige Beunruhigung. Doch war er zu weit von den Jägern, als daß diese ihn sicher hätten treffen können. Die Bande im Lauf einzuholen, auf dieser weiten Ebene, die ihnen günstige Bahn bot, daran war nicht zu denken. Vielleicht kam die Heerde dem Gehölz näher, und in diesem Fall konnten Sir John und der Buschmann eines der Thiere besser auf’s Korn nehmen.
    Der Zufall schien die Jäger zu begünstigen. Nach und nach näherten sich die Thiere, geführt von dem alten Männchen, dem Gehölz. Wahrscheinlich hielten sie sich auf der offenen Ebene nicht für sicher, und wollten unter dem dichten Gezweig des Wäldchens Schutz suchen. Sobald ihre Absicht nicht mehr zu verkennen war, forderte der Buschmann seinen Begleiter zum Absteigen auf. Die Pferde wurden an den Stamm einer Sykomore gebunden und ihre Köpfe in eine Decke gewickelt, eine Vorsicht, die zugleich ihr Stillschweigen und ihre Unbeweglichkeit sicherte. Darauf schlichen Mokum und Sir John, gefolgt von den Hunden, zwischen den Gebüschen längs dem Saum des Waldes bis an eine, von den letzten Bäumen gebildete Art Spitze, die nicht mehr dreihundert Schritt von der Heerde entfernt war.
    Dort kauerten sich die Jäger, wie auf dem Anstand, nieder und warteten mit geladener

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