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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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war sie höchstens einige hundert Schritt über dem Boden. In das Pfeifen des kälter gewordenen Windes mischte sich ein starkes Rauschen, das aus der Wolke selbst zu kommen schien!
    In diesem Augenblick erschien oberhalb der Wolke am blassen Himmelsgrund ein Schwarm schwarzer Punkte. Diese bewegten sich von unten nach oben zu, indem sie in die dunkle Masse tauchten und sofort sich wieder daraus entfernten. Man konnte sie nach Tausenden zählen.
    »Ei, was sind das für schwarze Punkte? fragte Sir John Murray.
    – Das sind Vögel, antwortete der Buschmann. Geier, Adler, Falken, Weiher. Sie kommen von fern und folgen dieser Wolke, welche sie erst wieder verlassen, wenn sich dieselbe aufgelöst hat oder zerstört worden ist.
    – Doch diese Wolke?
    – Das ist keine Wolke, erwiderte Mokum, indem er die Hand nach der schwarzen Masse, die bereits ein Viertel des Himmels einnahm, ausstreckte, das ist ein lebendiges Gewölk, eine Heuschreckenwolke!«
    Der Jäger täuschte sich nicht; die Europäer sollten einen der schrecklichen, leider nur zu häufigen Einfälle jener Thiere erleben, die oft in einer einzigen Nacht das fruchtbarste Land in eine wüste, dürre Gegend verwandeln. Diese Wanderheuschrecken, Geschlecht der Säbelthiere, die »
grylli devastatorii
« von dem Naturforscher genannt, waren milliardenweise im Anzuge. Es giebt Reisende, die ein Uferland in einer Länge von fünfzig Meilen bis zu vier Fuß hoch mit diesen Insecten bedeckt gesehen haben.
    »Ja, begann der Buschmann wieder, diese lebendigen Wolken sind für die Felder eine fürchterliche Geißel, und Gott gebe, daß sie uns nicht allzu viel Schaden zufügen!
    – Doch haben wir hier keine besäeten Felder, noch Weideplätze, die uns gehören. Was haben wir von diesen Insecten zu befürchten?
    – Nichts, wenn sie nur über uns fortziehen, Alles, wenn sie sich auf dem Lande niederlassen, das wir zu passiren haben. Alsdann bleibt kein Blatt mehr auf den Bäumen, kein Grashalm auf den Wiesen, und Sie vergessen, Herr Oberst, wenn auch für unsere Nahrung gesorgt ist, so doch nicht für die unserer Pferde, Ochsen, Maulthiere. Was sollte wohl aus ihnen auf diesen verheerten Weideplätzen werden?«
    Die Gefährten des Buschmanns beobachteten eine Weile schweigend die belebte Masse, welche zusehends wuchs. Das Rauschen verdoppelte sich, übertönt von dem Geschrei der Adler und Falken, die, sich auf den unerschöpflichen Schwarm stürzend, die Insecten zu Tausenden verschlangen.
    »Glauben Sie, daß sie sich hier niederlassen werden? fragte William Emery Mokum.
    – Ich fürchte es, antwortete der Jäger. Der Nordwind treibt sie gerade hierher. Jetzt verschwindet auch die Sonne, und die kühle Abendluft ermattet die Flügel der Heuschrecken. Sie werden sich auf den Bäumen, den Büschen, den Wiesen niederlassen, und dann..«
    Der Buschmann hatte noch nicht ausgeredet, als sich seine Voraussagung schon erfüllte. Im Nu ließ sich die ungeheure Wolkenmasse auf die Erde nieder. Man sah nur noch eine wimmelnde, dunkle Masse rings um das Lager, bis an die Grenzen des Horizontes. Selbst der Lagerplatz wurde buchstäblich überschwemmt. Die Wagen, Zelte, Alles verschwand unter diesem lebendigen Hügel. Die Menge der Heuschrecken maß einen Fuß hoch. Die Engländer, die bis zur Hälfte des Beines in dieser dichten Heuschreckenschicht wateten, zertraten sie bei jedem Schritt zu Hunderten. Doch was machte dies bei der Menge aus?
    Es fehlte indessen nicht an Veranlassungen zur Vernichtung dieser Insecten. Die Vögel stürzten sich mit heißerem Geschrei auf sie und verschlangen sie gierig. Von unten vertilgten Schlangen diesen Leckerbissen in ungeheuern Massen. Die Pferde, Ochsen, Maulthiere, Hunde, sättigten sich mit unsäglichem Behagen an ihnen. Das Wild der Ebene, die reißenden Thiere, wie Löwen, Hyänen, Elephanten, Rhinoceros, ließen scheffelweis diese Insecten ihren Schlund hinabgleiten. Ja sogar die Buschmänner, welche große Liebhaber dieser »Luftkrabben« sind, verspeisten sie wie himmlisches Manna! Ihre große Menge indeß spottete jeder Art Vernichtung, sogar ihrer eigenen Gefräßigkeit, denn sie verzehren sich unter einander.
    Auf dringende Einladung des Buschmanns kosteten die Engländer von dieser Nahrung, welche vom Himmel fiel. Man ließ einige Tausend Heuschrecken, mit Salz, Pfeffer und Essig gewürzt, kochen, wobei man Sorge trug, die jüngsten auszuwählen, die grün und nicht gelblich, deshalb weniger zäh als die alten sind, von welchen

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