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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Ende nur als Helden der Wissenschaft bewähren sollten.
    Sir John Murray nahm zuerst das Wort und erwiderte dem Buschmann:
    »Aber, mein braver Mokum, wir haben unsere Arbeit hier noch nicht vollendet.
    – Welche Arbeit?
    – Die Messung des Meridians.
    – Glauben Sie denn, daß die Makololos sich um Ihren Meridian kümmern? entgegnete der Jäger.
    – Sie nicht, das ist wohl möglich, antwortete Sir John Murray, aber wir Anderen, wir kümmern uns darum und werden dieses Unternehmen nicht unvollendet lassen. Ist das nicht auch Ihre Ansicht, meine werthen Herren Collegen?
    – Es ist ganz die unserige, erwiderte der Oberst Everest, der, indem er im Namen Aller sprach, der Dollmetsch der Gefühle war, die Jeder theilte. Wir werden die Messung des Meridians nicht aufgeben! So lange noch Einer von uns lebt, und dieser Eine noch das Auge an das Ocular eines Fernrohres zu bringen vermag, wird die Triangulation ihren Fortgang haben! Wenn es Noth thut, werden wir mit dem Gewehre in der einen und dem Instrumente in der andern Hand beobachten, aber wir werden bis zum letzten Athemzuge ausharren!
    – Ein Hurrah für England! Und Hurrah für Rußland!« riefen die entschlossenen Gelehrten, welche das Interesse an der Wissenschaft jeder möglichen Gefahr voranstellten.
    Der Buschmann sah seine Genossen einen Augenblick an und antwortete nicht. Er hatte sie verstanden.
    Das war also abgemacht. Die geodätischen Operationen sollten trotz Allem fortgesetzt werden. Sollten aber die örtlichen Schwierigkeiten, das Hinderniß des Ngamisees, die Wahl einer passenden Station sie nicht unausführbar machen?
    Diese Frage wurde Mathieu Strux vorgelegt. Der russische Astronom mußte sie, da er schon zwei Tage auf dem Gipfel des Scorzef zugebracht hatte, beantworten können.
    »Meine Herren, sagte dieser, die Arbeit wird schwierig und sehr genau sein; sie wird Geduld und Hingebung erfordern, ist aber nicht unausführbar. Um was handelt es sich? – Den Scorzef mit einer im Norden des Sees gelegenen Station geodätisch zu verbinden. – Existirt ein solcher Punkt? Ja, er existirt, und ich hatte am Horizont schon eine Bergspitze ausgewählt, die unsern Fernröhren als Richtungspunkt dienen könnte. Sie erhebt sich im Nordosten des Sees, so daß diese Seite des Dreiecks den Ngami in schiefer Richtung schneiden würde.
    – Nun, meinte der Oberst Everest, wenn ein Zielpunkt vorhanden ist, worin liegt dann noch eine Schwierigkeit?
    – In der weiten Entfernung des Scorzef von dieser Bergspitze.
    – Und wieviel beträgt diese? fragte der Oberst Everest.
    – Mindestens hundertundzwanzig Meilen.
    – Unser Teleskop wird dazu ausreichen.
    – Aber am Gipfel dieses Pics wird eine Leuchte angebracht werden müssen.
    – So werden wir sie anbringen.
    – Man muß diese aber erst hinschaffen.
    – Das wird geschehen.
    – Und während dieser Zeit sich gegen die Makololos vertheidigen! fügte der Buschmann hinzu.
    – Wir werden uns vertheidigen.
    – Meine Herren, sagte der Buschmann, ich bin zu Ihren Befehlen, und was Sie mir auftragen, werd’ ich ausführen! …«
    Mit diesen Worten des treuergebenen Jägers schloß diese Unterhaltung, von der das Schicksal der wissenschaftlichen Arbeiten abhing. In ein und demselben Gedanken waren die Gelehrten vereinigt, und entschlossen sich im Nothfalle zu opfern, traten sie aus der Kasematte, um das Land im Norden zu betrachten.
    Mathieu Strux bezeichnete den Pic, welchen er ausgewählt hatte. Es war der Pic Volquiria, eine Art Kegel, welcher der großen Entfernung wegen kaum sichtbar war. Er erhob sich zu bedeutender Höhe, und trotz der Entfernung konnte wohl ein elektrisches Licht in den Gesichtsfeldern der Fernröhre, die mit stark vergrößernden Oculargläsern versehen waren, wahrgenommen werden. Aber der Apparat dazu mußte mehr als hundert Meilen vom Scorzef weggeschafft, und auf dem Gipfel des Berges angebracht werden. Hierin lag die beträchtliche, aber nicht unüberwindliche Schwierigkeit. Der Winkel, den der Scorzef einerseits mit dem Volquiria, andererseits mit der vorhergehenden Station bildete, mußte voraussichtlich die Messung des Meridians vollenden, denn der Pic mußte sehr nahe dem zwanzigsten Breitegrade liegen. Es erklärt sich daraus die Wichtigkeit dieser Operation und die Begierde, mit welcher die Astronomen deren Schwierigkeiten zu überwinden suchten.
    Vor Allem mußte demnach zur Aufstellung des Blendlichtes geschritten werden. Dazu waren hundert Meilen in unbekanntem Lande

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