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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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die man zu bewältigen hatte. Alles in Allem waren die Russen seit der Abreise von Kolobeng entschieden mehr begünstigt gewesen, als die Engländer.
    Die Nacht vom 21. zum 22. Februar verlief ohne Zwischenfall. Der Buschmann und die Seeleute hatten am Fuße der Schanzenmauern Wache gehalten. Die Makololos erneuerten ihre Angriffe nicht, doch zeigten einige Feuer am Fuße des Berges, daß die Räuber noch an derselben Stelle bivouaquirten und ihre Absichten keineswegs aufgegeben hatten.
    Mit Tagesanbruch, am 22. Februar, verließen die Europäer die Kasematte, um die umgebende Ebene in’s Auge zu fassen. Die ersten Frührothstrahlen erhellten fast mit einem Schlage das ganze ungeheure Territorium bis zum Horizont. Nach Süden hin erstreckte sich ein Wüstenland mit gelblichem Boden, verbrannten Pflanzen und dürrem Aussehen. Um den Fuß des Berges war ein Lager aufgeschlagen, in dessen Mitte wohl vier-bis fünfhundert Eingeborene in buntem Gewimmel hin-und herliefen. Ihre Feuer brannten noch und einige Stücke Wildpret rösteten über glühenden Kohlen. Es lag auf der Hand, daß die Makololos den Platz nicht räumen wollten, bevor nicht Alles, was die Karawane Kostbares besaß, das Material, die Wagen, Pferde und Rinder, sowie die Vorräthe, in ihre Hände gefallen; mit diesem Ziele noch nicht zufrieden, strebten sie offenbar, die Europäer zu tödten und in den Besitz der Waffen zu gelangen, von denen der Oberst nebst den Seinen einen so furchtbaren Gebrauch gemacht hatte.
    Nachdem die russischen und englischen Gelehrten das Lager der Eingeborenen betrachtet hatten, unterhielten sie sich lange mit dem Buschmann. Ein bestimmter Entschluß mußte ja gefaßt werden. Dieser Entschluß aber mußte vom Zusammenwirken verschiedener Umstände abhängen, und vor allem galt es, die Lage des Scorzef ganz genau festzustellen.
    Von diesem Berge wußten die Gelehrten schon, daß er nach Süden die ungeheuren Ebenen bis zu dem Karrou hin beherrschte. Nach Osten und Westen hin setzte sich die Wüste in ihrer geringsten Breite fort. Weiter nach Westen erreichte der Blick die schwachen Schattenrisse der Hügel, die das fruchtbare Land der Makololos umgrenzen, wo Maketo, eine der Hauptstädte, etwa hundert Meilen im Nordwesten des Ngamisees gelegen ist.
    Gegen Norden indessen beherrschte der Scorzef einen weitaus verschiedenen Landstrich. Welcher Contrast gegen die dürren Steppen des Südens. Wasserreichthum, Bäume, Weiden und all’ jene üppige Bodenbedeckung, welche eine andauernde Feuchtigkeit zu unterhalten vermag. Mindestens auf eine Entfernung von hundert Meilen breitete der Ngamisee von Osten nach Westen sein liebliches Gewässer, das sich unter den Strahlen der auftauchenden Sonne zu beleben schien. Die größte Breite hatte der See entsprechend den Längengraden der Erde; von Norden nach Süden dagegen mochte er höchstens dreißig bis vierzig Meilen messen. Darüber hinaus fiel die Gegend sanft ab und bot einen wechselnden Anblick mit ihren Wäldern, Weideflächen und strömenden Wassern, Nebenflüssen des Lyamble oder Zambesi; ganz im Norden endlich, aber mindestens in einer Entfernung von achtzig Meilen, war die Landschaft von einer pittoresken Bergkette abgeschlossen. Das schöne Land! Wie eine Oase war es mitten in die Wüste hineingeworfen! Sein wunderbar bewässerter, von einem ganzen Netze fließender Adern übersponnener Boden athmete Leben.
     

    Auf steilem Wege zum See hinab. (S. 185.)
     
    Es war der Zambesi, jener große Fluß, der mit seinen Nebenarmen diese verschwenderische Vegetation ernährte. Er stellte die riesige Pulsader dar, die für das östliche Afrika dasselbe ist, was die Donau für Europa, der Amazonenstrom für Süd-Amerika.
    So war das Panorama, das sich vor den Augen der Europäer ausbreitete.
     

    Nachtfahrt über den Ngami. (S. 190.)
     
    Der Scorzef selbst erhob sich dicht am Ufer des Sees und fiel, wie Mathieu Strux gesagt hatte, nach Norden senkrecht zu den Fluthen des Ngami ab. Aber es giebt keine so steilen Abhänge, welche Seeleute nicht erklimmen oder herabklettern könnten, und so waren diese auch durch eine enge Schlucht, die sich von Abhang zu Abhang hinzog, bis zum Spiegel des Sees und zwar an derselben Stelle herabgekommen, wo das Dampfschiffchen geborgen lag. Die Versorgung mit Wasser erschien also gesichert, und die kleine Besatzung konnte sich, so lange die anderen Vorräthe reichten, wohl hinter den Mauern der verlassenen Verschanzung halten.
    Wozu diente aber überhaupt

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