Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
zurückzulegen. Michael Zorn und William Emery boten sich an und wurden angenommen. Der Foreloper meldete sich zu ihrer Begleitung, und sie rüsteten sich sogleich zum Aufbruche.
Sollten sie sich des Dampfbootes bedienen? Nein. – Sie wollten, daß dasselbe zur Verfügung ihrer Collegen bleibe, welche genöthigt sein konnten, sich nach Vollendung der Beobachtung schleunig zu entfernen. Um über den Ngami zu setzen, genügte ja eine Art leichten und doch widerstandsfähigen Bootes aus Birkenrinde, wie es die Eingeborenen in einigen Stunden herstellen. Mokum und der Foreloper stiegen also zu dem steilen Ufer des Sees hinab, wo einige Zwergbirken wuchsen, und hatten bald ihre Arbeit vollendet.
Um acht Uhr Abends war das Canot mit den Instrumenten, dem elektrischen Apparate, einigen Nahrungsmitteln, Waffen und Munition beladen. Man kam überein, daß die Astronomen sich am südlichen Ufer des Ngami, an einem kleinen Hafen, den der Buschmann und der Foreloper beide kannten, wieder treffen sollten. Sobald übrigens der Lichtreflex vom Volquiria aus bemerkt und gemessen worden wäre, wollte der Oberst Everest ein ebensolches auf dem Gipfel des Scorzef anzünden, damit Michael Zorn und William Emery auch ihrerseits die Position zu bestimmen vermöchten.
Nachdem sie von ihren Collegen Abschied genommen, verließen Michael Zorn und William Emery die kleine Schanze und kletterten zum Canot hinab. Der Foreloper, ein russischer und ein englischer Seemann waren ihnen schon vorangegangen.
Es war tief dunkel. Die Schiffsleine wurde gelöst und schweigend glitt das zerbrechliche Fahrzeug von den Rudern getrieben über die dunkeln Fluthen des Ngami.
Zwanzigstes Capitel.
Acht Tage auf dem Gipfel des Scorzef.
Nicht ohne eine gewisse Bangigkeit sahen die Astronomen ihre beiden jungen Collegen sich entfernen. Denn welche Mühen, welche Gefahren harrten möglicher Weise dieser jungen muthigen Leute mitten in einem Lande, das ihnen unbekannt war und das sie auf eine Strecke von hundert Meilen zu durchreisen vorhatten! Indessen gelang es dem Buschmann, ihre Freunde zu beruhigen, indem er ihnen zunächst für die Geschicklichkeit und den Muth des Foreloper garantirte. Ferner war es ja möglich, daß die Makololos, da sie um den Scorzef zu sehr in Anspruch genommen waren, im Norden des Ngami nicht daran dachten, ihre Feindseligkeiten zu treiben. Wenn er Alles zusammennahm, fand Mokum – und sein Instinct täuschte ihn nicht – daß der Oberst Everest sammt seinen Gefährten in dem kleinen Fort noch mehr gefährdet seien, als die beiden jungen Astronomen auf ihrer Reise in den Norden. Während der nächsten Nacht hielten die Bootsleute und der Buschmann abwechselnd Wache. In der That, die große Dunkelheit mußte den feindlichen Absichten der Eingeborenen günstig sein. Jedoch diese »Reptilien«, so nannte sie der Jäger, wagten sich noch nicht an die Abhänge des Scorzef. Möglicherweise aber erwarteten sie auch Verstärkungen, um dann den Berg von allen Seiten herauf in Angriff zu nehmen und durch ihre Zahl die Widerstandsmittel der Belagerten in ihrer Wirkung aufzuheben. Der Jäger hatte sich denn wirklich in seinen Vermuthungen nicht getäuscht. Es war nicht sobald Tag geworden, als der Oberst Everest einen beträchtlichen Zuwachs in der Zahl der Makololos constatiren konnte. Ihr Lager, welches geschickt vertheilt war, schloß den ganzen Fuß des Scorzef ein und machte jede Flucht über die Ebene unmöglich. Glücklicherweise waren aber, und sie konnten es auch nicht gut sein, die Fluthen des Ngami nicht bewacht, sodaß, wenn wirklich der Fall eintreten sollte, – man konnte ja nicht vorhersehen, welche Umstände eintreten möchten – immer noch ein Rückzug über den See möglich war.
Aber von Fliehen war gar nicht die Rede. Die Europäer hielten einen der Wissenschaft dienenden Posten besetzt, einen Ehrenposten, welchen sie nicht aufzugeben dachten. Und in dieser Hinsicht stimmten sie auch vollständig in ihren Ansichten überein. Es existirte keine Spur mehr von dem gewöhnlichen Zwist, welcher den Obersten Everest und Mathieu Strux zuvor geschieden hatte. Ebenso wenig war irgend von dem Kriege die Rede, welcher eben zwischen England und Rußland ausgebrochen war. Es verlautete gar keine Anspielung darauf.
Auf scharfer Wacht. (S. 191.)
Beide Gelehrten verfolgten dasselbe Ziel; beide wollten sie das für beide Nationen gleich nützliche Resultat gewinnen und ihre wissenschaftlichen Arbeiten vor Allen auch zu Ende
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