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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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diese Schanze in der Wüste und auf dem Gipfel dieses Berges? Man fragte Mokum, der diese Gegend schon, als er David Livingstone’s Führer gewesen, besucht hatte. Er war in der Lage, darüber Auskunft zu geben.
    Diese Umgebungen des Ngamisees waren früher häufig von Elfenbein-und Ebenholzhändlern besucht worden. Das Elfenbein lieferten die Elephanten und Rhinocerosse, aber das Ebenholz war Menschenfleisch, lebendes Fleisch, womit die Vermittler der Sclaverei Handel treiben. Das ganze Zambesiland ist noch vergiftet von jenen fremden Schurken, welche die Ausfuhr der Schwarzen betreiben. Die Kriege, Streifzüge und Plünderungen im Innern liefern immer eine große Menge Gefangene, welche als Sclaven verkauft werden. Dieses Ufer des Ngami bildete nun eine Handelsstraße für die aus dem Westen Kommenden und der Scorzef war ehedem der Mittelpunkt der Karawanenlager. Dort ruhten sie gewöhnlich, bis sie den Zambesi bis zu seiner Mündung hinabzogen. Die Sclavenhändler hatten nun diesen Punkt befestigt, um sich und ihre Sclaven gegen Plünderung durch Räuber zu schützen, denn es war nicht selten, daß die eingeborenen Gefangenen durch ihre Verkäufer selbst wieder geraubt wurden, um noch einmal verkauft zu werden.
    Das war der Ursprung jener Befestigung, die jetzt zur Ruine wurde. Der Zug der Karawanen war ein anderer geworden. Der Ngami empfing sie nicht mehr an seinen Ufern, der Scorzef hatte sie nicht mehr zu vertheidigen und die Mauern, die ihn bekrönten, zerbröckelten Stein für Stein. Von der Schanze war nur noch ein in Form eines Sectors abgeschnittenes Stück Wall da, dessen Bogen nach Süden und dessen Sehne nach Norden zu lag. In der Mitte dieses Walles erhob sich eine kleine, mit Kasematten versehene Redoute, die von Schießscharten durchlöchert war und von einem engen, hölzernen Wachtthurme überragt wurde, dessen durch die weite Entfernung noch verkleinertes Profil den Fernröhren des Oberst Everest als Zielpunkt gedient hatte. Dennoch bot diese Schanze, soweit sie auch schon zerfallen war, den Europäern einen sicheren Zufluchtsort. Hinter diesen Mauern von dickem Sandstein und bewaffnet mit Schnellfeuergewehren, wie sie es waren, konnten sie sich, so lange die Nahrungsmittel und die Munition ausreichten, wohl gegen ein ganzes Heer Makololos halten und vielleicht ihre geodätischen Arbeiten vollenden.
    Schießbedarf hatten der Oberst und seine Leute aber im Ueberfluß, denn die Kiste, welche denselben enthielt, war auf den Wagen gebracht worden, auf dem das Dampfboot verpackt gewesen war, und dieses Wagens hatten sich die Eingeborenen, wie oben erwähnt, nicht bemächtigt.
    Bezüglich der Lebensmittel stand es freilich anders. Hierin lag die Schwierigkeit, denn die Proviantwagen waren der Plünderung nicht entgangen. Nicht für zwei Tage befanden sich in der kleinen Schanze Nahrungsmittel für die jetzt dort vereinigten achtzehn Personen, nämlich die drei englischen und die drei russischen Astronomen, die zehn Seeleute von der »Königin und Czar«, den Buschmann und den Foreloper.
    Eine sorgsame Aufnahme des Oberst Everest und Mathieu Strux hatte dieses Ergebniß geliefert.
    Nach dieser Inventur und nach eingenommenem – und zwar sehr kurzem – Morgenimbiß zogen sich die Astronomen und der Buschmann in die Kasematten zurück, während die Seeleute rund um die Schanzenmauern eifrig Wache hielten.
    Jene sprachen eingehend über den erschwerenden Umstand des Mangels an Nahrungsmitteln und fanden kein Mittel, dieser gewissen, fast unmittelbar drohenden Noth entgegenzutreten, als sich der Jäger folgendermaßen ausließ:
    »Sie beschäftigen sich, meine Herren, im Voraus mit dem Mangel an Proviant, und wahrlich, ich begreife nicht, warum Sie das beunruhigt. Sie sagen, daß wir kaum für zwei Tage Lebensmittel haben – aber wer nöthigt uns, zwei Tage in dieser Verschanzung auszuhalten? Können wir sie nicht morgen, selbst heute schon verlassen? Wer hindert uns daran? Die Makololos? Diese kommen doch, soviel ich weiß, nicht auf die Gewässer des Ngami, und ich verpflichte mich, Sie mit dem Dampfboote binnen wenigen Stunden auf die Westseite des Sees überzuführen!«
    Bei diesem Vorschlage sahen die Gelehrten sich gegenseitig und den Buschmann an. Es schien wirklich, als sei dieser so nahe liegende Gedanke ihnen gar nicht in den Sinn gekommen.
    Er war ihnen in der That auch nicht gekommen! Er konnte diesen Kühnen auch gar nicht kommen, ihnen, die sich bei dieser merkwürdigen Expedition bis zum

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