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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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auf sie angelegt, als auch schon die ganze geflügelte Gesellschaft auf Nimmerwiederkehr verschwunden war. Man durfte also durchaus nicht auf eine Jagdbeute zählen, mit der man hätte die Garnison verproviantiren können.
    »Immer doch wird man in dem Wasser des Sees Fische fangen können, meinte Sir John, indem er nach dem nördlichen Abhang des Scorzef blickte und die großartige Ausdehnung des Ngami betrachtete.
    – Fische fangen ohne Netze und Angel, entgegnete der Buschmann, das will so viel heißen als Vögel im Flug fangen.
    – Aber wir wollen deshalb den Muth nicht sinken lassen. Ew. Gnaden weiß, daß der Zufall uns bisher so oft schon günstig war, und so denke ich, wird er es auch weiter sein.
    – Ja, der Zufall! wiederholte Sir John Murray, wenn Gott ihn dazu bestimmt, so wird aus ihm der treueste Fürsorger des Menschen, den ich kenne. Kein Agent ist zuverlässiger und erfinderischer. Er hat uns in die Nähe unserer Freunde, der Russen, gebracht, hat sie gerade dahin geführt, wo wir selbst hinkommen wollten, und er wird uns, die einen wie die andern, ganz gemüthlich an das Ziel führen, das wir erreichen wollen!
    – Und wird uns auch mit Nahrung versorgen? … fragte der Buschmann.
    – Ganz gewiß wird er das, lieber Mokum, antwortete Sir John, und damit thut er blos seine Schuldigkeit!«
    Die Worte Sr. Gnaden waren gewiß beruhigend. Doch sagte sich der Buschmann, der Zufall sei eine Art Diener, der von seinem Herrn ein wenig geschmeichelt sein wolle, und er versprach sich für den Fall der Noth viel von ihm.
    Der 25. Februar brachte keinerlei Veränderung in die Situation der Belagerer und Belagerten. Die Makololos hielten ihre Lagerlinie fest. Ihre Kuh-und Schafheerden weideten auf den dem Scorzef nächstliegenden Wiesen, welche Dank der Feuchtigkeit des Bodens ein gutes Weideland abgaben.
    Die geplünderten Wagen waren mit in’s Lager genommen worden. In demselben versahen einige Frauen und Kinder, die sich zu dem Nomadenstamm gesellt hatten, die gewöhnlichsten Arbeiten.
    Von Zeit zu Zeit zeigte sich einer der Häuptlinge, der an dem Reichthum seines Pelzwerkes kenntlich war, an dem Abhange des Berges und sah nach, ob er nicht gangbare Wege auffinden könne, die am sichersten auf den Gipfel führen möchten. Eine Kugel aus dem gezogenen Gewehr ließ ihn jedesmal wieder in die Ebene zurückgehen. Auf den Schuß aber antworteten die Makololos dann mit ihrem Kriegsgeschrei, sie sandten auch wohl einige ungefährliche Pfeile ab, schwangen schließlich ihre Spieße, und Alles war wieder ruhig wie zuvor.
    Am 26. Februar indessen versuchten die Eingeborenen doch einen etwas ernsteren Angriff und erstiegen ungefähr fünfzig an der Zahl den Berg von drei Seiten zugleich. Die ganze Besatzung begab sich in Folge dessen aus dem Fort heraus und stellte sich am Fuße der Umwallung auf. Sehr bald dann richteten die so schnell geladenen und abgeschossenen Gewehre der Europäer einige Verheerung in den Reihen der Makololos an. Fünf oder sechs der Gesellen wurden getödtet und dann gab die übrige Bande die Sache auf. Immerhin jedoch, und trotz ihres schnellen Schießens konnten die Eingeschlossenen durch die Zahl der Feinde übermannt werden. Wenn mehrere Hundert dieser Makololos zu gleicher Zeit stürmend den Weg hinan drangen, so war es schwierig, ihnen auf allen Seiten Abwehr zu bieten.
    Sir John Murray kam deshalb auf den Gedanken, die Vorderseite des kleinen Forts durch Aufstellen einer Mitrailleuse, welche die vornehmste Waffe der Dampfschaluppe bildete, zu schützen. Es war dies ein ganz ausgezeichnetes Vertheidigungsmittel! Die Hauptschwierigkeit bestand darin, dieses schwere Geschütz über die steil abfallenden Felswände, die sehr schwer zu ersteigen waren, herauszuschaffen. Indessen die Mannschaft der »Königin und Czar« zeigte sich so geschickt, so behend, ja man kann sagen, so wagehalsig, daß die fragliche Mitrailleuse noch im Laufe des 26. in eine Schießscharte der Umfassungsmauern eingestellt werden konnte. Und da konnten die fünfundzwanzig Läufe, deren Schüsse fächerartig auseinander gingen, mit ihrem Feuer die ganze Front des Forts decken. Die Eingeborenen sollten schon bald mit dieser Mordwaffe Bekanntschaft machen, welche die civilisirten Nationen erst später in ihr Kriegsmaterial aufnahmen.
    Solange die gezwungene Unthätigkeit auf dem Gipfel des Scorzef dauerte, hatten die Astronomen jede Nacht Sternhöhen gemessen; und zwar gestatteten ihnen der überaus klare Himmel, wie

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