Aber bitte fuer immer
veranlagt, Cal, ganz zu schweigen davon, dass du die ganze Welt kennst und viel mehr gesehen hast als Mark. Daher weiß ich, dass du mich verstehst.
Außerdem, nachdem du selbst eine Scheidung hinter dir hast, hättest du dir damals sicher jemanden gewünscht, der dich zur Seite nimmt wie ein Bruder und dich gewarnt hätte, nichts zu überstürzen mit dieser Valerie. Sie war nicht gut für dich, das war offensichtlich. Ich wusste es vom ersten Moment an, als ich sie sah. Was hat sie sich dabei gedacht, ein schulterfreies Hochzeitskleid zu tragen? Mir ist bewusst, dass es Designermode von Oscar de la Renta war, eigens für sie entworfen. Trotzdem war es wohl unpassend für den hiesigen Country Club, oder etwa nicht?
Und was ist mit den Kindern? Die von Mark und Holly, meine ich, sollten sie welche haben, was Gott verhüten möge. Wie werden sie ihre Kinder erziehen? Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder mit Identitätsproblemen aufwachsen, weil sie nach ZWEI Religionen erzogen werden. Das ist schlimmer als gar keine!
Jedenfalls setze ich meine Hoffnung darauf, dass du dir Mark schnappst und versuchst, ihm etwas Vernunft einzureden. Er respektiert dich, und ich weiß genau, wenn du ihm rätst, nichts zu überstürzen – und Susie Schramm zu kontaktieren, sobald er zurück ist –, wird er auf dich hören. Ihr Unterbiss ist komplett herausgewachsen, weißt du. Es ist ein Wunder, was die moderne Kieferorthopädie alles vermag.
Ich danke dir, Cal. Und richte deinen Eltern bitte liebe Grüße von mir aus. Außer dem jährlichen Newsletter zu Weihnachten von deiner Mutter höre ich nicht mehr viel von ihnen, seit sie sich getrennt haben. Joans Hacienda in Tucson sieht übrigens hübsch aus – jedenfalls auf den
Fotos in ihrem Newsletter. Und ich hoffe, Hank amüsiert sich in Mexico City und dieses kleine Missverständnis damals auf der Rennbahn in Dayton hat sich aufgeklärt.
Herzliche Grüße
Ruth Levine
PDA von Cal Langdon
Also … das wird definitiv ein interessanter Urlaub werden.
Der Onkel der zukünftigen Braut beschäftigt zufällig eine senile Deutsche als Haushälterin, die mir bis zum Erbrechen erklärte, dass früher alles anders war in Le Marche, nach dem Krieg (unnötig, zu fragen, welcher Krieg … hier gab es nur einen), und dass die Amerikaner heute mit offenen Armen empfangen werden, obwohl sie damals Ancona zerbombten. Natürlich erwähnte sie mit keiner Silbe, dass ihr Heimatland den Krieg angefangen hat.
Die Mutter des Bräutigams wünscht sich eine andere Schwiegertochter.
Und die Brautjungfer kann mich scheinbar auf den Tod nicht ausstehen.
Das dürfte jede Menge gute Unterhaltung versprechen.
Sarkasmus beiseite, Le Marche ist ein außerordentlich schöner Flecken auf dieser Welt mit vielen kleinen Renaissancestädten, die praktisch unberührt von amerikanischen Einflüssen sind … kein McDonald’s, keine 24h-Supermärkte, keine Einkaufshallen. Kein Wunder, dass die Italiener hier im Sommer in Scharen einfliegen. Die Unterkünfte am Meer sollen im Juli und August immer ausgebucht sein. Und bei Osimo soll es Strände geben, die die Côte d’Azur an Schönheit übertreffen.
Trotzdem, sieht man von der spektakulären Landschaft und den historischen Sehenswürdigkeiten wie Kirchen ab, wäre Le Marche sicher nicht der Ort, den ich mir für meine Hochzeit aussuchen würde. Vorausgesetzt, ich mache den Fehler, jemals wieder zu heiraten. Was natürlich ausgeschlossen ist.
Außerdem fühle ich mich als Freund verpflichtet, Mark davon abzuhalten, denselben Fehler zu begehen. Nicht weil ich glaube – auch wenn Jane Harris das vielleicht denken mag –, dass Holly eine zweite Valerie ist. Und auch nicht, weil Marks Mutter mich
darum gebeten hat. Sondern weil der Kerl keine Lebenserfahrung hat! Er hat die Schule für – wie lange, zwanzig Jahre? – besucht und ist dann direkt in seinen ersten Vollzeitjob eingestiegen … Der Mann hat noch nichts erlebt. Er hat noch nie eine Rucksacktour in Nepal gemacht. Oder am Amazonas. Er hat noch nie den Wurm aus einer Tequilaflasche geschluckt in Belize. Für Mark bedeutet Abenteuer, eine Star Trek Convention zu besuchen.
Und er glaubt, er sei bereit für die Ehe? Er ist bereit für die Therapeutencouch, und sonst für gar nichts.
Holly ist ein tolles Mädchen – daran habe ich keine Zweifel. Aber sie heiraten? Nein. Nicht sofort. Der Kerl muss zuerst ein Leben haben. Und wenn Holly und er tatsächlich
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