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Aber dann kam der Sommer

Aber dann kam der Sommer

Titel: Aber dann kam der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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müsse, sie habe vor dem Frühstück keine Zeit mehr gehabt, es zu tun.
    Die Bürsteprozedur sollte im Bad vorgenommen werden. Ich ging mit hinauf. Doch als wir in die obere Etage kamen, fiel der Tante ein, erst einmal nachsehen zu wollen, ob Louise mein Zimmer hübsch und behaglich hergerichtet habe.
    Ach, du gelber Chinese! Und ich hatte es hinterlassen wie ein Krähennest!
    „Aber meine Liebe“, rief Tante Agnete, „hat denn Louise nicht für dich ausgepackt?“
    „Ich habe ihr gesagt, sie brauche es nicht“, erklärte ich hastig. „Das kann ich doch ebensogut selber machen, und…“
    „Es sieht nicht danach aus“, meinte die Tante. Sie läutete an der Klingel neben dem Bett.
    „Weißt du, Tante, ich hatte bloß keine Zeit mehr. Es war schon zehn Uhr, und ich wollte…“
    „Louise hätte das längst machen können, während wir frühstückten“, erwiderte die Tante in einem Ton, der mir allen Mut nahm.
    Louise erschien.
    „Louise, packen Sie die Sachen von Fräulein Björk aus! Und – was ist denn das? Woher kommen diese Flecken, Louise?“
    O Gott, da waren auf dem hellen Teppich feuchte Spuren von meinen nassen Füßen!
    „Heute morgen waren die Flecke noch nicht da, gnädige Frau“, sagte Louise.
    Ich beichtete. Tante Agnete machte eine Bemerkung, die etwa andeutete, Louise hätte mir doch Badepantoffeln hinstellen können, während ich in der Wanne war.
    Als ich das Zimmer verließ, um der Tante und Nipp in ihr Bad zu folgen, warf ich Louise einen blitzschnellen Seitenblick zu. Sie legte gerade den fleckigen Overall beiseite und hob den Stoß rosa Flanell mit Zackenlitze auf. Louise war viel zu gut erzogen, um irgendeine sichtbare oder hörbare Meinung zum Ausdruck zu bringen. Aber als sie sich über die Schublade beugte, um die Flanellstücke hineinzulegen, sagte mir ihr Rücken genug.
    Ich schlich aus dem Zimmer. Louise hatte gewonnen.
    Ich notierte: Schnitzer Nummer zwei!

Gekochte Milch und andere Unannehmlichkeiten
     
     
    Die erste Woche bei Tante Agnete war wie ein unermüdlich sprudelnder Quell von Überraschungen. Da sollte einer die Fassung bewahren bei einer solchen Fülle durchgreifender Veränderungen, denen ich ausgesetzt war. Und es gelang mir auch nicht in jedem Fall, sie mit Haltung zu ertragen.
    Ich war es gewöhnt, um halb sieben von einem energischen Wecker hochgejagt zu werden, fröstelnd ins Bad zu laufen und dann in einem kalten Zimmer in Windeseile in die Kleider zu springen, damit pünktlich um halb acht das Frühstück auf dem Tisch stand. Und so ging es den ganzen Tag über Schlag auf Schlag: mit Abwaschen und Essenkochen, Einkaufen und Saubermachen, Haushaltsabrechnung, kleiner Wäsche, Backen und allem, was sonst noch in einem verhältnismäßig wohlgeordneten Haushalt vorkommt, der auf einem kleinen, festen Wirtschaftsetat aufgebaut ist.
    Am ersten Morgen bei Tante Agnete erwachte ich pflichtschuldigst und nach alter Gewohnheit um halb sieben. Doch ich lernte sehr rasch, mich auf die andere Seite zu drehen und bis neun Uhr weiterzuschlafen. Dann klopfte es an die Tür, und die nette kleine Margit – zum Glück nicht Louise – erschien mit dem Frühstückstablett. Kaffee in silberner Kanne, Butterbrötchen in silberner Schale, dazu Marmelade und ein weichgekochtes Ei. In den ersten Tagen war das für mich ein Erlebnis, das eines Filmstars würdig gewesen wäre. Doch schon nach einer Woche konnte ich mir nicht mehr vorstellen, daß ich es auch anders haben könnte. Nicht selten lag ein Brief auf dem Frühstückstablett. Mutti schrieb recht fleißig – und Nora fast noch fleißiger.
    Wenn ich vor neun Uhr wach wurde, konnte ich die Schritte des Postboten draußen auf dem Kies hören. Dann kribbelte es in mir, und ich wäre am liebsten aus dem Bett gesprungen und hinuntergelaufen, um zu erfahren, ob Post für mich dabei sei. Aber was hätte wohl Louise von einem so wenig damenhaften Benehmen gehalten? Und was hätte die Tante gesagt, wenn ich im Bademantel durchs Haus gelaufen wäre – womöglich vor den Augen ihres Chauffeurs? Nein, es war wohl das beste, sich zu beherrschen und zu warten. Natürlich hätte ich nach Margit klingeln können, aber ich brachte es noch nicht fertig, die Leute um ihre Dienste zu bitten. Etwas unaufgefordert gereicht zu bekommen ist etwas ganz anderes, als um etwas zu bitten. Dazu hatte ich nicht den Mut.
    Nun konnte ich also in Ruhe frühstücken und danach noch im Bett liegenbleiben und lesen. Dann begab ich mich ins Bad und aalte

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