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Aber dann kam der Sommer

Aber dann kam der Sommer

Titel: Aber dann kam der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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daß du morgen als vierte mitspielst.“
    Nun war ich völlig durcheinander. Tante Agnete hatte eine merkwürdige Art, über alles so zu sprechen, als sei es ganz selbstverständlich, daß jeder wisse, wovon sie redete. Ich ahnte absolut nicht, was morgen geschehen sollte.
    „Was ist denn morgen los, Tante?“ fragte ich.
    „Morgen ist doch Donnerstag!“
    „Spielst du donnerstags immer Karten?“
    „Ja, das tun wir. Toralf und Antoinette sind geradezu Meister im Bridgespiel, Else ist mit der Zeit auch recht geschickt darin geworden, obwohl sie die Karten vor ihrer Heirat überhaupt nicht kannte.“
    Ich wurde immer ratloser.
    „Tante Agnete, du mußt entschuldigen, aber ich habe keine Ahnung, von wem du sprichst. Sind das die Gäste, die morgen zu uns kommen, und mit denen du Karten zu spielen pflegst? Wer sind Toralf, Antoinette und Else?“
    Es war, als risse sich Tante Agnete für einen Augenblick von ihrem eigenen Gedankengang los. Das tat sie übrigens höchst selten. Offenbar war sie völlig außerstande, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Sie wandte sich zu mir um.
    „Himmel, wie schwerfällig und begriffsstutzig du bist, Unni! Der Donnerstag ist doch immer mein Familientag. Ich glaubte, du wüßtest das. Ein wenig Interesse könntest du wirklich auch meinen Angelegenheiten entgegenbringen und nicht immer nur an deine denken.“
    „Na, nun hör aber auf, Tante Agnete!“ Mein Zorn flammte erneut heftig auf.
    „Wenn du ein bißchen nachdenken würdest, wüßtest du ganz genau, von wem ich spreche: natürlich von meiner Schwester Antoinette und ihrem Mann Toralf.“
    „Ach so, ja!“ sagte ich matt. Es hatte keinen Zweck, noch weiterzufragen. Ich wollte mir nähere Auskünfte von Margit holen. Sie war schon oftmals mein Trost und meine Zuflucht gewesen.
    Inzwischen waren wir in Sommerlund angekommen. Nur wenige Gäste saßen hier, und wir bekamen einen Platz an der geschlossenen Verandatür, von wo wir eine herrliche Aussicht hatten.
    Tee und Gebäck wurden gebracht. Ich genoß beides sehr.
    Tante Agnete nahm einen Bissen von einem runden Kuchenstück, das mit Schokoladenglasur überzogen war. Dann legte sie die Gabel aus der Hand und rief nach der Serviererin.
    „Was ist denn das für ein schauderhaftes Stück, Fräulein? Das ist ja Vanillecreme!“
    „Ja“, sagte das junge Mädchen, das uns bediente, „die gnädige Frau hatte es doch bestellt.“
    „Ich hatte keineswegs etwas mit Vanillecreme bestellt, sondern ein Stück mit Schokoladenguß.“
    „Ja, gewiß, aber diese Kuchen sind mit Vanillecreme gefüllt, gnädige Frau.“
    „Also ich will es jedenfalls nicht haben. Nehmen Sie es fort, und bringen Sie mir etwas anderes!“
    Ich wurde glühendrot, und das Kuchenstück in meinem Mund wuchs und wurde immer dicker. Ich wagte nicht, die junge Kellnerin anzusehen.
    „Möchte gnädige Frau vielleicht eine Sahnerolle? Oder etwas aus Biskuitteig?“
    „Ach, irgend etwas, nur nicht mit Vanille!“ Die Kellnerin ging. Ich starrte auf meinen Teller. Oh, wie peinlich war mir diese Szene! Mußte man sich denn unbedingt so aufführen, nur weil man viel Geld hatte? Dann ging es ans Bezahlen.
    „Sie haben hier vier Stücke Kuchen aufgeschrieben, Fräulein. Wir hatten aber nur drei.“
    „Ich habe vier Stücke serviert, gnädige Frau: ein Apfelkuchen und eine Napoleonschnitte für das Fräulein, und für die gnädige Frau eine Sahnerolle und ein Vanillecremegebäck.“
    „So eine Unverschämtheit! Sie setzen das Vanillestück auch mit auf die Rechnung? Das bezahle ich nicht!“
    „Es war aber bestellt, gnädige Frau.“
    „Ich bezahle keinen Kuchen, den ich nicht gegessen habe, sage ich Ihnen!“
    „Dann werde ich ihn bezahlen müssen“, murmelte das junge Mädchen.
    Ich weiß nicht, wer tiefer errötete, sie oder ich.
    „Sie? Unsinn! – Bitte, hier ist das Geld, aber das Vanillestück bezahle ich nicht! – Komm, Unni!“
    Wir gingen hinaus. Ich blickte noch einmal zurück. Die Serviererin stand am Tisch und sprach mit einer anderen, wahrscheinlich der Oberkellnerin. Sie zuckte mit den Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung, die offenbar besagte: Was soll man da machen? Eine Frau Konsul Garde darf man nicht beleidigen.
    „Und dann kommt sie einem auch noch mit solchem Unsinn, sie müsse es selbst bezahlen“, sagte Tante Agnete, während sie in den Wagen stieg.
    „Ja, aber das muß sie doch, Tante“, erwiderte ich, „sie hatte das Stück ja an der Kasse gebont, und für

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