Aber die Liebe bleibt... (Romantik-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
mit geheimni s vollen Symbolen geschmückten Hütte trat. "Gwendolyn", hörte Daphne sie ehrfürchtig flüstern. Auch sie kannte dieses Mädchen. Es war ihr an diesem Tag schon einmal begegnet.
Wo bin ich, dachte Daphne. Wo ... Sie schloß erneut die A u gen. Im selben Moment glaubte sie wieder diese wundervolle M u sik zu hören. Ihre Gedanken lösten sich auf. Nichts schien mehr wichtig zu sein. Nichts außer der Musik und die Botschaft, die sie enthielt.
* * *
Während der nächsten Tage kümmerten sich die Chamberlains rührend um Daphne. Da sie die erste Zeit nicht aufstehen sollte, setzte sich Brians Mutter täglich für einige Stunden zu der jungen Frau. Sie sorgte dafür, daß Daphne genügend Ruhe bekam und von den anderen nicht ständig gestört wurde. Erst als es der Kra n ken etwas besser ging, durften auch Brian und Robert Widmark für kurze Zeit zu ihr.
Nach einer Woche war Daphne soweit wieder hergestellt, daß sie aufstehen konnte. Wenn man sie fragte, wie es ihr gehen wü r de, so sagte sie gut und es war nicht einmal gelogen, entsprach jedoch nicht ganz der Wahrheit. Immer wieder hatte sie für Min u ten, manchmal auch nur für Sekunden die Vision einer Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein schien. Sie nahm an, daß di e se Visionen mit ihrer Gehirnerschütterung zusammenhingen. O b wohl sie es selber nicht verstand, sprach sie nicht einmal mit Dr. Even darüber.
Brian Chamberlain und Robert Widmark wetteiferten mitei n ander um ihre Gunst. Rebeccas Lehrer kam fast jeden Vormittag und setzte sich zu ihr auf die Terrasse. Daphne ahnte, daß die Chamberlains seine Besuche nicht gerne sahen, doch sie mochte ihn und sah keinen Grund, ihn abzuweisen. Allerdings war sie sich nicht ganz klar darüber, was sie für ihn empfand. Es schien etwas mehr als Freundschaft zu sein, doch dieselben Gefühle hegte sie auch für Brian.
An diesem Nachmittag setzte sich Daphne zum ersten Mal seit ihrem Unfall wieder an den Flügel. Die Terrassentür stand offen. Rebecca spielte draußen mit den Hunden der Chamberlains. Ve r gnügtes Lachen und aufgeregtes Gebell erfüllten den Park.
Daphne schloß die Augen. Ein Lächeln umhuschte ihre Lippen, als sie wieder in ihrem Inneren diese geheimnisvolle Melodie hörte, die sie während ihrer Krankheit geradezu begleitet hatte. Wie von selbst glitten ihre Finger über die Tasten, spielten, was sie nur mit ihrer Seele wahrnahm.
"Hilfe mir."
Ohne ihr Spiel zu unterbrechen, öffnete die junge Frau die A u gen. Nur wenige Meter von ihr entfernt, dort, wo sich eben noch die Terrassentür befunden hatte, stand das Mädchen aus ihren Visionen. Es trug ein weißes, wallendes Gewand, das in der Taille mit einem goldfarbenen Gürtel gehalten wurde. In seinen langen Haaren steckten bunte Blumen.
"Hilfe mir", raunte es ihr erneut zu. "Nur du kannst mir helfen. Nur du ..." Die Gestalt verblaßte, die Stimme wurde leiser und leiser, bis sie schließlich verstummte.
Daphne blinzelte. Es gab keinen Zweifel. Sie befand sich im Salon der Chamberlains. Ihre Finger ruhten noch immer auf den Tasten des Flügels, auch wenn sie nicht mehr spielte.
Was ist nur mit mir los, dachte sie. "Hilfe mir", glaubte sie wieder das Mädchen bitten zu hören. Wobei sollte sie helfen und warum ausgerechnet sie?
Sekundenlang verbarg junge Frau ihr Gesicht in den Händen. Sie mußte dahinterkommen, was das alles zu bedeuten hatte. J e mand bat sie um Hilfe. Sie durfte nicht einfach darüber hinwegg e hen. Aus ihren Gedanken heraus begann sie wieder zu spielen.
Brian Chamberlain trat durch die offene Terrassentür. Daphne beachtete ihn nicht. Wie unter Zwang spielte sie weiter. Sie liebte es, eine Melodie aufzugreifen und sie dann zu variieren, doch mit dieser war es nicht möglich. Sie konnte sie gar nicht anders spi e len, als sie in ihrem Inneren erklang.
"Woher kennen Sie diese Melodie?" fragte Brian, als Daphne ihr Spiel beendet hatte. "Es ist Jahre her, seit ich sie zuletzt gehört habe."
Daphne wagte nicht, ihm von ihren Visionen zu erzählen, doch es machte sie froh, daß er diese Melodie kannte. "Ich muß sie i r gendwann einmal aufgefangen haben", erwiderte sie. "Können Sie mir mehr darüber erzählen?"
"Die alte Meggie summte diese Melodie ständig vor sich hin. Sie war die letzte einer Familie, die seit über tausend Jahren hier gelebt hat", sagte er versonnen. "Meggie starb, als ich noch ein Kind war. Als ich sie kennenlernte, war sie schon weit über neu n zig und galt als
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