Aber die Liebe bleibt... (Romantik-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
sonderlich. Man erzählte sich von ihr, daß sie seit ihren jungen Jahren auf der Suche nach einem keltischen Heili g tum sei. Manchmal begegnete ich ihr im Wald oder bei den Kli p pen. Meist summte sie vor sich hin. Ich fragte sie einmal, was sie da ständig vor sich hin summen würde und sie antwortete mir: 'Das Lied der Sterne. Eines Tages werde ich durch dieses Lied den Bann brechen, der zwei Liebende voneinander trennt.'" Brian lachte. "Wie gesagt, sie war nicht ganz richtig im Kopf."
"Das Lied der Sterne", wiederholte Daphne. Der Name e r schien ihr passend. Sie schloß die Augen und glaubte den Sterne n himmel vor sich zu sehen. "Schade, daß Meggie nicht mehr lebt. Ich hätte mich gerne mit ihr unterhalten", meinte sie und sah Brian an.
"Sie sind und bleiben eine Romantikerin." Seine Hände b e rührten sanft ihre Schultern. "Davon abgesehen, finde ich diese Melodie auch wunderschön. Sie ist übrigens keltischen Ursprungs, soviel sagte mir Meggie damals noch."
"Vielleicht gab es in dieser Gegend wirklich ein keltisches Heiligtum", bemerkte Daphne.
"Ganz sicher sogar", bestätigte der junge Mann. "Aber wer weiß, was im Laufe der Jahrhunderte aus ihm geworden ist. Es wird von den Römern zerstört worden sein und liegt jetzt wah r scheinlich unter einigen Metern dicken Erdschichten begraben." Er hob die Schultern. "Sie wissen, ich habe nicht viel mit der Ve r gangenheit im Sinn, ich lebe mehr in der Gegenwart."
"Ein Glück, daß ich keine Altertumsforscherin bin, sonst wü r den wir ständig aneinandergeraten", erwiderte Daphne lachend. Sie stand auf. "Ich wollte vor dem Tee noch ein Stückchen spazi e rengehen. Wenn Sie nichts anderes vorhaben, so begleiten Sie mich doch."
"Das lasse ich mir nicht zweimal sagen", meinte er und nahm ihren Arm. "Aber Sie sollten sich eine Jacke überziehen. Draußen weht ein ziemlich kühler Wind. Sieht aus, als würde es heute nacht regnen."
Daphne nickte. "Ich bin gleich wieder da", sagte sie. "Nicht weglaufen." Sie zwinkerte ihm zu und verließ eilig den Salon.
Brian blickte ihr nach, dann wandte er sich dem Flügel zu und klappte ihn auf. Seine Finger berührten die glatten Tasten. Wä h rend seiner Internatszeit hatte er Klavierunterricht gehabt. Das Lied der Sterne, dachte er und wollte den ersten Ton anschlagen, doch mitten in der Bewegung verharrte er. Auch wenn es ihm lächerlich erschien, seine innere Stimme warnte ihn, diese Mel o die zu spielen.
* * *
Brian Chamberlain hatte sich nicht geirrt. Bereits kurz nach dem Dinner setzte ein heftiges Unwetter ein. Der Regen peitschte gegen die Fenster. Jeder Donnerschlag klang, als sei eine Kanone abgeschossen worden, während eine schnelle Folge greller Blitze den Himmel taghell erleuchtete. Dann kam auch noch Sturm auf. Sein unheimliches Heulen vermischte sich mit dem Tosen der Brandung. Von ihrem Zimmerfenster aus konnte Daphne sehen, wie haushohe Wellen auf den Strand zurollten.
Die junge Frau wandte sich vom Fenster ab und trat an das Bett ihrer Schwester. Sie wunderte sich, daß Rebecca bei diesem Lärm schlafen konnte. Sanft berührte sie die Stirn des Mädchens, dann ging sie in den kleinen Salon hinüber, um noch etwas zu lesen.
Es war kurz vor Mitternacht, als Daphne endlich ihr Bett au f suchte. Eines der Hausmädchen hatte ihr noch warme Milch g e bracht. Langsam leerte sie das Glas. Sie war überzeugt, in dieser Nacht keinen Schlaf zu finden. Nicht, daß sie sich vor dem U n wetter fürchtete, aber es wühlte sie völlig auf. Selten zuvor war sie so nervös gewesen wie an diesem Abend.
Ergeben löschte die junge Frau das Licht. Sie drehte sich zur Seite und blickte zum Fenster. Trotz der geschlossenen Vorhänge sah sie, wie strahlendhelle Blitze über den Himmel jagten. Sie schloß die Augen und dachte an ihren Spaziergang mit Brian. Es überraschte sie, wie vertraut er ihr in den letzten Tagen geworden war.
Schon nach wenigen Minuten schlief Daphne ein. Noch immer glaubte sie, das Heulen des Sturmes zu hören, doch gleichzeitig wehte das Lied der Sterne über sie hinweg. Erst leise, dann lauter und lauter, bis es schließlich das Heulen des Sturmes übertönte und sie um viele Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzte.
Die junge Frau sah sich unten am Strand stehen. Sanft rollte die Brandung ans Ufer. Über ihr spannte sich ein sternenklarer Nach t himmel, dessen sichelförmiger Mond sich im Wasser spiegelte. Weit draußen schaukelte ein Boot auf den Wellen.
Langsam drehte sich Daphne um und
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