Aber die Liebe bleibt... (Romantik-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
"Wie Sie meinen", bemerkte er steif, drehte sich um und ging zur Treppe.
Die junge Frau schloß die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. War es richtig gewesen, was sie getan hatte? Mußte Br i an jetzt nicht glauben, daß ihr Robert mehr bedeutete, als sie b e hauptete?
Sie lauschte in sich hinein. Fragte sich erneut, welche Rolle Robert in ihrem Leben spielte. Sie mochte ihn, er war ein guter Freund, jemand, auf den man sich verlassen konnte, aber nicht mehr. Ihr Herz gehörte Brian, auch wenn dieser sie für eine Pha n tastin hielt.
Daphne kehrte zum Fenster zurück und schaute zum mit Ste r nen übersäten Himmel hinauf. Leise seufzte sie auf. Warum mußte das Leben nur so kompliziert sein? Brian war eifersüchtig auf Robert. Aber warum gab er sich dann nicht die geringste Mühe, die Welt auch einmal mit ihren Augen zu sehen? Wenn er sie wirklich liebte, dann mußte er doch wenigstens versuchen, ihr ein paar Schritte entgegenzukommen.
War es wirklich so wichtig, daß Brian sie verstand? Sie liebte ihren Beruf. Sie wollte in allen großen Konzertsälen der Welt spielen. Ein Mann hatte in ihrem Leben keinen Platz. Nein, es war völlig gleichgültig, wie Brian über sie dachte. Ein Glück, daß sich die Ferien ihrem Ende zuneigten. Je eher sie nach London zurüc k kehrte, um so besser würde es sein.
* * *
Als Daphne mit ihrer Schwester am nächsten Morgen zum Frühstück nach unten kam, erfuhren sie von Mrs. Chamberlain, daß Brian bereits vor einer Stunde zum Gut gefahren war.
"Ich weiß auch nicht, warum es mein Sohn so eilig hatte", b e merkte sie und blickte Daphne dabei an. "Er war überhaupt etwas merkwürdig. Es sah nicht aus, als hätte er besonders gut geschl a fen."
"Daphne hat auch nicht gut geschlafen", behauptete Rebecca, während sie eine Scheibe Toast mit Butter und Orangenkonfitüre bestrich. "Als ich in der Nacht aufgewacht bin, saß sie am Fenster und starrte nach draußen."
Die junge Frau errötete. "Hast du noch niemals nachts am Fe n ster gestanden, Lovely?" fragte sie. "Es stimmt, ich habe nicht gut geschlafen." Sie nahm einen Schluck Tee.
Mrs. Chamberlain schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann jedoch anders. Gedankenverloren ließ sie zwei Stüc k chen Zucker in ihren Tee fallen.
"Wenn Ihr Sohn schon so früh auf das Gut gefahren ist, fällt dann meine Reitstunde aus?" erkundigte sich Rebecca.
"Kaum, sonst hätte er es gesagt", erwiderte ihre Gastgeberin. Sie wandte sich wieder Daphne zu. "Von Ihrem gestrigen Konzert wird man in unserer Gegend noch sehr lange sprechen. Es war ein unvergeßliches Erlebnis."
"Es machte mir große Freude, auf Hardstone-Castle zu spi e len", bekannte Daphne. Sie nahm sich etwas Rührei. "Auch für mich war es ein unvergeßliches Erlebnis."
Rebecca blickte auf ihre Hände. "Vielleicht sollte ich mir doch mehr Mühe geben", sagte sie.
"Bei was, Lovely?"
"Beim Klavierspielen. Ich finde es schön, wenn die Leute kla t schen und einem zujubeln."
"Gut, dann werde ich dir gleich heute einige Stunden geben", scherzte ihre Schwester. "Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn wir Ihren Flügel zum Üben benutzen, Mistreß Chambe r lain."
"Es sind Ferien", protestierte Rebecca. "In den Ferien sollte man sich erholen."
"Deine Schwester hätte es bestimmt nicht soweit gebracht, wenn sie auch so gedacht hätte", bemerkte Brians Mutter. "Aber ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hätte mich auch nicht damit abfinden können, täglich mehrere Stunde Klavier zu üben."
"Darf ich aufstehen?" fragte Rebecca. "Draußen ist es so schön. Ich möchte mit den Hunden spielen."
"Ja, geh nur", erlaubte Daphne. Sie schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein.
Mrs. Chamberlain wartete, bis Rebecca das Zimmer verlassen hatte, dann fragte sie: "Hat es zwischen Ihnen und meinem Sohn Streit gegeben, Miß Marlowe?" Als Daphne nicht sofort antwo r tete, meinte sie: "Ich weiß, es geht mich nichts an und gewöhnlich bin ich auch nicht so indiskret, aber mein Mann und ich betrachten Sie fast als Familienmitglied. Es bekümmert mich, wenn zwischen Ihnen und Brian nicht alles in Ordnung ist."
"Ihr Sohn hat Ihnen nichts darüber gesagt?" erkundigte sich Daphne überrascht.
"Kein Wort." Mrs. Chamberlain hob die Schultern. "Aber als Mutter spürt man so etwas schließlich."
Die Pianistin atmete tief durch. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie sich eines Vertrauensbruches schuldig machte, wenn sie mit Brians Mutter über ihren gestrigen Streit sprach.
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