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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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geworden. Zwei Jahre jünger als Johann.
    2
    Bubach war ideal. Es gab eine S-Bahnstation. Man war in nicht mal zwanzig Minuten im Zentrum der nahen Stadt. Bubach hatte gerade mal 2500 Einwohner. Die, die länger hier wohnten, kannten sich alle. Es gab genug Ärzte, eine Apotheke, drei Schulen, zwei Supermärkte – keine Shopping-Ungetüme, sondern mittelgroße, einladende Geschäfte, zwei Pizzerien und ein Restaurant, das für sich als »Gourmettempel« warb. Bubach lag im Grünen, inmitten von Feldern und Wäldern. Es gab genug Platz, die Luft war gut, die Leute hatten Zeit und waren freundlich.
    Robert und Marie hatten nach ihrer Heirat eine Weile in der Stadt gewohnt. Roberts alte Wohnung lag nicht weit von der kleinen Firma, die er damals betrieben hatte, einem Elektrogroßhandel. Doch dann war er mit dem Geschäft pleitegegangen.
    Für Marie war das eine schwere Zeit gewesen. Er hatte ihr die Notlage seiner Firma lange verschwiegen. Marie war aus allen Wolken gefallen, als der Elektrohandel von einem Tag auf den anderen hatte schließen müssen.
    Natürlich war sie nicht ganz unschuldig an ihrer Arglosigkeit gewesen.
    Sie hatte sich ganz auf Robert verlassen. Warum auch nicht? Marie hatte damals als Erzieherin gearbeitet und gerade so viel verdient, dass es für sie allein zum Leben reichte. Für den gemeinsamen Haushalt aber benötigten sie die Einkünfte aus Roberts Selbständigkeit.
    Ein bisschen fühlte sich Marie von Robert hintergangen.
    In ihren Augen hatte es eine stillschweigende Abmachung zwischen ihnen gegeben: Robert versorgte die Familie mit seinem Geschäft, während sie etwas dazuverdiente und Robert mit ihrer häuslichen Arbeit den Rücken freihielt. In dieser Hinsicht hatte er sich nicht an die Abmachung gehalten und sie nicht einmal vorgewarnt. Von der Schieflage des Geschäfts erfuhr Marie erst an einem verregneten Aprilmorgen, als der Gerichtsvollzieher an ihrer Haustür klingelte und in die Wohnung wollte, um zu sehen, ob sich dort pfändbare Werte befanden.
    Das alles hätte Marie vielleicht hingenommen, denn es ging ja bloß um Geld, und das hatte ihr nie viel gegolten. Aber ausgerechnet in dieser Krisenzeit stellte sie fest, dass sie schwanger war. Als sie Robert diese Neuigkeit hinterbrachte, hatte er die Hände vors Gesicht geschlagen und gesagt: »Warum muss das ausgerechnet mir passieren?«
    Marie hatte sich damals vorgenommen, sich sofort von Robert zu trennen, wenn er von ihr verlangen sollte, das Kind abzutreiben. Sie spürte deutlich, dass er kurz davor war. Aber er tat es nicht. Also blieb sie bei ihm – obwohl ihr klar geworden war, dass sie sich selbst um ihr Kind und um sich kümmern musste.
    Schweren Herzens hatte sie ihre damals schon gebrechlichen Eltern gebeten, ihr das Haus in Bubach zu überschreiben. Die alten Leute hatten es sofort getan, als sie erfuhren, dass Marie ein Kind erwartete. Das Angebot ihrer Tochter, das große Haus in Bubach gemeinsam zu bewohnen, hatten sie abgelehnt – Marie hatte deutlich gespürt, dass ihre Eltern ins Altersheim gingen, um nicht mit Robert zusammenwohnen zu müssen. Sie hatten der neuen Familie Platz gemacht.
    So hatte Marie es ganz allein geschafft, dass sie ein großes Haus mit Garten besaßen, als Johann zur Welt kam.
    Der Junge wuchs in einer Idylle auf. Er sah Bauernhöfe und Tiere auf der Weide, er hatte Schulfreunde, deren Väter noch richtige Handwerker waren. Und Robert, der eine Stelle als Berufsschullehrer gefunden hatte, konnte endlich seinen Biogarten anlegen. Platz war genug da. Er hatte einen Stall für Hühner, Puter und zwei Schweine. Er baute auf einem schmalen Streifen hinter dem Haus Gemüse für die Familie, Blumen für Marie und Futter für die Tiere an. Es gab in der Nähe des Hauses mehr Wiesen, als er brauchte, und deren Besitzer hatten ihm erlaubt, sie zu mähen, bis sie zu Bauland erklärt wurden.
    Marie war nicht ganz so begeistert gewesen wie Robert. Es war ihr Elternhaus, in das sie zogen, sie verband damit nicht nur angenehme Kindheitserinnerungen. Sie befürchtete, wieder unter der Enge und den schlechten Erinnerungen zu leiden, wenn sie nach Bubach zurückzog.
    Aber Robert hatte Marie, als er von der Möglichkeit erfuhr, mietfrei in ihrem Elternhaus wohnen zu können, mit seinen vernünftigen Argumenten überzeugt.
    Marie war ein Einzelkind. Sie musste keine Geschwister ausbezahlen. Sie nahm, weil das Erzieherinnengehalt zu spärlich war, einen besser bezahlten Halbtagsjob als Buchhalterin in einem

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