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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Körpergewichts zum Stehen brachte.
    Sie zog ihn ein paar Schritte zurück.
    Kein Zweifel. Das war der Wagen des Freundes. Ein paar Reihen weiter hinten. Ein hellblauer Golf. Davon gab es nicht viele.
    Sie stand erst mal still. Obwohl sie wusste, dass das nicht gut war. Sie konnte hier nicht stehen bleiben. Wenn der Freund sie in der Nähe seines Wagens entdeckte, würde er sofort die Flucht ergreifen. Das aber wollte Marie auf keinen Fall.
    Sie wollte weiter. Aber sie konnte nicht. Ihr Puls hämmerte gegen die Schädeldecke. Sie atmete unrhythmisch und schnappend.
    Marie schloss die Augen. Sie sagte sich: Du musst weitergehen. Nicht stehen bleiben!
    Doch der Einkaufswagen ließ sich nicht bewegen.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    Der alte Mann, der ihr geholfen hatte, den Einkaufswagen über die Bodenwelle zu bewegen. Sicher verdiente er sich auf dem Parkplatz ein paar Euro, indem er den Kunden beim Einladen half.
    »Es ist nur … nichts.«
    Seine alten, grauen Hände legten sich über den Griff des Einkaufwagens. Sie berührten Maries Hände. Aber das machte ihr nichts aus. Der alte Mann strengte sich an. Der Einkaufswagen rollte.
    »Danke«, sagte sie und versuchte zu lächeln.
    Aber der Alte ließ nicht los. Er drückte weiter. Marie hatte Mühe, den Wagen in die Richtung ihrer Parkbucht zu lenken. Der Alte schob wacker.
    »Wir sind da«, sagte Marie und versuchte, den Wagen und den Alten zum Stehen zu bringen. Dennoch fuhren sie ein paar Meter zu weit. Endlich ließ der Alte los. Marie sah, dass seine faltige Stirn schwitzte. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Warum ging er denn nicht? Worauf wartete er?
    Genau. Marie suchte ihre Geldbörse. Sie war irgendwo im Einkaufskorb.
    Sie hatte es eilig. Sehr eilig. Und der Alte wich nicht vom Fleck.
    Endlich entdeckte sie das rote Leder der Börse zwischen den Waren. Mit zittrigen Fingern öffnete sie sie und entnahm ein Zweieurostück. Sie gab es ihm.
    Er nahm es ungerührt entgegen. War es ihm zu wenig?
    Marie schaute zu dem hellblauen Golf hinüber. Sie konnte ihn erst nicht finden. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Doch dann blinkte das Dach in der Sonne. Gott sei Dank.
    »Soll ich beim Ausräumen helfen?«
    »Nein, danke.« Marie öffnete die Verriegelung ihres Wagens. Die Lichter blinkten.
    »Wirklich nicht?«
    »Nein!« Marie war laut geworden. Der Alte drehte um und ging.
    Marie stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute zum Supermarkt hinüber.
    Eine kleine Frau schob ihren großen Einkaufswagen über die Schwelle. Marie erkannte sie am Mantel. Die Frau des Freundes. Die Frau, an deren Hand Johann gegangen war. Ihr Einkaufswagen enthielt nur wenige Artikel, das Einladen würde schnell gehen.
    Marie öffnete den Kofferraum und schmiss ihre Einkäufe hinein. Eine Palette mit Joghurt ging zu Bruch, die weißgraue Soße verkleckerte Roberts Teppichboden. Dem Einkaufwagen versetzte Marie einen Stoß, damit er gegen die Begrenzungsmauer fuhr. Marie schlug die Klappe zu und stieg in ihr Auto.
    Sie bekam den Schlüssel nicht in das Zündschloss. Im Rückspiegel sah sie, dass die Frau in den hellblauen Golf stieg.
    Endlich, der Motor sprang an. Marie legte den falschen Gang ein. Der Wagen schoss einen halben Meter vor. Marie schwitzte. Sie wuchtete den Rückwärtsgang ein. Das Getriebe ächzte.
    Marie gab Gas, der Wagen schoss aus der Parkbucht. Sie drehte das Lenkrad. Schon stand sie in ihrer Fahrtrichtung. Während sie den ersten Gang einlegte, suchte sie den Parkplatz nach dem blauen Golf ab.
    Er war weg.
    Das konnte doch nicht sein, nicht in der kurzen Zeit. Wie hatte die kleine Frau so schnell ihre Waren einladen und den Parkplatz verlassen können – zumal es jetzt von ein- und ausfahrenden Fahrzeugen nur so wimmelte?
    Marie fuhr los. Sie beschleunigte, legte sofort den zweiten Gang ein. Mit quietschenden Reifen bog sie in die nächste Gasse ein. Sie schaltete nicht zurück, der Wagen ruckte, aber er war stark genug, sofort wieder auf Touren zu kommen. Ein Kleinwagen rollte aus der Parkbucht, Marie hupte, der Fahrer stieg auf die Bremse, sie schoss an ihm vorbei.
    Sie raste um den Supermarkt herum zur Ausfahrt. Dort mussten die Fahrer stoppen.
    Marie beschleunigte noch einmal. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Passanten die Köpfe schüttelten.
    Der hellblaue Golf. Er stand in der Ausfahrt. Die Fahrerin wartete darauf, in die Vorfahrtsstraße einbiegen zu können. Der Verkehr floss langsam und war dünn. Sie konnte jeden Moment eine günstige

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